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Freitag. 74. 20. September 1861 Erscheint Preis Dienstags und Luartal .kLx. 4lltjkeiiir-^-etluno ° ? Lurch alle Post- M Spalten-Zelle anstalten. i >>^ 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Blatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthk zu Dippoldiswalde. Frauensteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. » Altenberg. Die letzte Nummer dieses Blattes brachte uns in dem Anzeigenteil auch eine stadträthliche Bekanntmachung der von hiesiger Bäcker-Innung auf's Neue festgestellten Gewichts- und Preisbestimmung hiesiger Backe rwa ar en, welche eben nicht mit Freu den von der hiesigen Einwohnerschaft begrüßt worden ist?) Wie viele arme Familien giebt es hier, wo der sauer erworbene Verdienst so zu sagen „aus der Hand in den Mund" geht, in welchen täglich ein Brod nicht gut ausrcichen will. Schlägt nun ein solches auf ein mal 4 Pfg. auf, was bei den jetzigen Getreidepreisen wohl kaum sich rechtfertigen läßt, so giebt dies schon einen Ausfall von 28 Pfg. pro Woche, ein Betrag, der in mancher Familie hier zu Bestreitung des Kaffees nebst Zusatz für die ganze Woche ausreichen muß. Wenn man bisweilen zu sagen pflegt, „sie sind schwer unter einen Hut zu bringen," so leidet dies auf unsere Bäcker keineswegs Anwendung, denn sämmtliche 12 Bäckermeister stimmen in der Brodtaxe ganz überein. Hier sieht man deutlich, wie notwendig eine aus wärtige Konkurrenz ist. Als vor einigen Monaten der hiesige Handelsmann Seifert einen Brodhandel anfing, schlug schnell das Brod ab, ja man glaubte solches billiger geben zu können, als dieser. Nunmehr, da sie denselben durch ihre billigen Preise gezwungen haben, wieder aufzuhören, schlägt das Brod auf ein mal 4 Pfg. auf, wahrscheinlich um den kleinen erlittenen Verlust doppelt wieder gewinnen zu können. Nun könnte man zwar sagen, es sollten sich nur die Leute nicht den Weg in die Hartmannsmühle verdrießen lassen, wo immer noch der alte Preis von 5 Ngr. für ein vollwichtiges, gut ausgebackenes kornreiches Brod ge zahlt wird; allein wer die hiesigen Verhältnisse kennt, muß nur sein Bedauern darüber aussprechen, daß dieser Vorteil von nur Wenigen benutzt werben kann. Der Geschäftsmann, welcher auch von Bäckern mit leben muß, will es aus Rücksichten nicht thun, und der arme Bergarbeiter, welcher gewöhnlich sein ganzes Gruben lohn dem Bäcker ins Haus tragen muß, um den Kredit für den nächsten Lohntag zu erhalten, kann nicht von demjenigen Bäcker abgehen, wo er einmal durch den Kredit hingefesselt ist. Weit entfernt, die obrigkeitliche *) Die heutige Nr. d. Bl. enthält eine gleiche Bekanntma chung ans Geising; die dortigen Bäcker sind den Altenbergern mit der Brodprciser'hohung alsbald gefolgt. Bei uns in Dip poldiswalde kostet das Pfund Brod blos 8'/- Pf-, anch ist das Gewicht der Semmelwaaren, wie aus der Bekanntmachung un seres Stadtrathcs in heutiger Nr. d. Bl. hervorgeht, bei allen Bäckern, welche in vergangener Woche das Weißbacken hatten, ein überreiches gewesen. D. Red. Maßregel wegen Aufhebung der Brodtaxe zu tadeln, dünkt eS uns nöthig, die Herstellung und das Fort bestehen einer auswärtigen koncurrenz von unserer Stadtbehörde zu beanspruchen. Nicht minder dürste bei Prüfung des Gewichtes an Brod und weißer Waare die hiesige Wohlfahrtspolizei anch auf die Güte der Waare ihr Augenmerk zu richten haben, und weiches, schwammiges Brod, wo das Wasser mit gewogen wird, eben so gut confisciren, als unvollwichtige Waare. Wie sehr aber die Dreierbrodchen im Gewicht differiren, geht schon ans der letzten öffentlichen Gewichtsbestimmung hervor, nämlich Höhne! 5 Lth. 4 Qu. und Liebisch 4 Lth. 6 Qu., also ei» Unterschied von beinahe 1 Loth. Die meiste» Klagen werden über diese Frühstücksbrod- chen vernommen, da in armen Familien für Kinder ein halbes hiureichen soll, den Hunger zu stiften, der Lehrbursche aber, welcher von früh 5 Uhr an ost schon den Hammer schwingen muß, nach Vertilgung eines ganzen noch eine gewisse Leere im Magen fühlt, die die, nach einigen weiteren Arbeitsstunden ihm ge reichte Frühstücksbemme kaum auszufüllen im Stande ist. Möchten doch unsere städtischen Vertreter auch hieraus ihr Augenmerk richten und uns eine stehende koncurrenz, zu welcher unser Rathhaus Räumlichkeiten genug bietet, zu verschaffen suchen, sonst sind wir nicht im Stande, die uns durch den Bau des neuen Armen hauses in Aussicht gestellte dreifache Erhöhung der städtischen Anlagen zu erschwingen. LungWiH, den 17. Septbr. Gestern verunglückte in dem, zum Rittergut Maxen gehörigen, nach Wittgendorf zu gelegenen, sogenannten ,,rothen" Kalksteinbruch« der Kalksteinbrecher Carl Gottlieb Liebscher aus Lungwitz. Es bildet dieser Kalksteinbruch ein«, der bekannten Alten berger Pinge ähnliche, etwa 50 Ellen tiefe Weitung, von schroffen, zum Theil etwas überhängenden Kalkstein- und Thonschieferwänden umgeben. Drei Arbeiter, Hosemann aus Hirschbach, Liebscher aus Lungwitz und Haimann aus Kreischa, waren gestern Vormittag an einer dieser Wände beschäftigt gewesen. Hoffmann hatte eine Fahrt (Leiter) an dieselbe angelehnt und hieb, auf dieser stehend, in einer Höhe von etwa 8 Ellen, mit der Spitzhacke ein Loch von oben in den Felsen, um, zur leichteren Lösung der Wand, noch ein Sprengloch anzubringen. Liebscher war am Fuße der Wand mit AuSsortiren der unbrauch baren Kalksteine beschäftigt, während Haimann das unnütze Gestein wegkarrte. Plötzlich bemerkt Hoffmann, daß seine Fahrt vom Felsen, woran sie lehnte, etwas zurückgedrängt wird. Gefahr ahnend, springt er sofort von derselben herab, und im nächsten Augenblicke stürzt, unter donner ähnlichem Krachen, die etwa 12 Ellen lange und gegen 8 Ellen hohe Steinwand nieder, die Fahrt in Trümmer