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420 Im Jahre 1728 kann er bereits nicht mehr in Dip« poldiswalde gewesen sein, denn da tritt ein anderer Orgelbauer, Namens Martini, hier auf. Der junge Meister bat nicht unterlassen können, über fich und sein Werk einige Nachricht aufznschreiben, und hat dieselbe auf einem halben Bogen so wohl verborgen in der Orgel unter gebracht, daß sie erst bei der völligen Abtragung derselben am 26. d. MtS. zum Vorschein gekommen ist. Sie ist in einer so herzlichen Natürlichkeit abgefaßt, daß sie gewiß zum Schluß noch gern gelesen wird. In Nahmen Gottes. Anno 1720 ist dieses Orgelwerck angefangen worden zu bauen. Der damalige Herr Amptman ist gewesen Conrath Elias Trabitz, welcher das Merck mit kurzer Octava wolle bauen lassen. Als aber Herr Amptman h. Königsdörsfer in das Amt getretten, wurde das Merck 1722 mit langer Octav verbessert, und ist an dem gantzen Merck über Zwey jahc gearbeitet worven, weilen die Kirche nicht bey Geld, und das meiste in dm Nachmittags-Predigten mit Herumtragung des Klingelbeutels ist gesamlet worden. Der damalige Psarrherr war lU. Amad. Schmelz, welcher gar still gepredigt hat, der Caplan Dl. Krug, der Herr Cantor Strehl, des Cantor Substitut Herr Lehmann, ein guter Musicus. 1722 den 9. Januarius habe ich Endes benannter mich mit der Thugendsamen Jungfer Barbara Veronica Junghansin gebürtig aus Erfurth ehlichen versprochen. Unser Krantz und Hochzeitkron, wollest du o Gottes Sohn, mit deiner Lieb verbindm, mit Glück und Heil umwinden, gieb daß wir dein allein, im Lebm und Sterben sein. Albertus Prockhardt, Orgelmacher, gebürtig in Fürth bei Nürnberg, im 32. Jahr seines Alters. Dresden. Die königliche Familie wird Donnerstag den 29. aus der Rückreise aus der Schweiz durch Chemnitz kommen, dort in der Bahnhofsrestauration diniren und dann ohne Aufenthalt nach Dresden reisen. Berlin, 25. August. Nach dem Eingänge der zahlreichen Gesuche um Ertheilung deö Adels, welche zur Krönung Berücksichtigung zu finden hoffen, ist jetzt von der Regierung den betreffenden Provinzialbehörden Weisung ertheilt worden, Personen zu bezeichnen, welche ohne ihr Hinzuthun in den Adelstand erhoben werden sollen. Bis zur Krönung werden sammtliche vacante Hofch argen besetzt sein, die Ernennung eine« Minister« de« königl. Hause« soll schon vorher erfolgen. Der Berliner Magistrat ist bereit« wegen des Einzüge« der Majestäten nach der Krönung in Verbindung getreten. Da« Programm für den Einzug König Friedrich Wilhelm'« IV. au« dem Jahre 1840 wird maßgebend sein. Drei Ehrenpforten: am Weichbilde der Stadt, an dem Thore, durch welche« der Einzug erfolgt und am Alexanderplatze, sollen errichtet und eine Schaar von Jungfrauen der Stadt zur Begrüßung der Majestäten aufgestellt werden. In Bayern ist in voriger Woche ein großer Schritt vorwärts geschehen; die neue Gerichtsorgani sation, eine längst und heiß ersehnte Reform, welche seit dem Bestehen der bayrischen Verfassung von der Abgeordnetenkammer erkämpft und nach wiederholter Verheißung immer wieder von Neuem in Frage gestellt wurde, ist »unmehr in ein Stadium getreten, welche« ihre Verwirklichung in fichese Aussicht stellt. Da« gegenwärtige Ministerium hat fich nämlich den Wünschen And Anfichten der Kammer soweit genähert, daß die vorgelegten Gesetzentwürfe, welche früher zu den lang wierigsten und deftigsten Kämpfen Anlaß gegeben, von den Abgeordneten einstimmig und ohne Debatte ange« nommen wurden. ES fehlt nun noch die Sanction deS ReichSrath«, die indessen bei so einmüthiger Be« schlußfassung diesmal kaum verweigert werden wird. — In Betreff der Gcwerbefrage bat sich der mit der Vorbcratbm q beauftragte Ausschuß der zweiten Kammer in seiner Mehrheit für bas Princip der Gewerbefreibeit ausgesprochen. — Die bayrische Regierung hat sich nun auch für die Einführung deS Turnens an den Gymnasien und höheren Unterncbtsanstaltcn erklärt; eö werden dafür 14,000 fl. auf das Budget gebracht. Wim. Die „Wiener Zeitung" vom 24. August enthält nachstehende Mitkheilung: Laut Telegramm aus Korfu war I. Maj. die Kaiserin, Allerböchstderen Befinden fortwährend befriedigend ist, Ihrer durch!. Schwester der Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis k. H., welche sich in Triest auf dem Kriegs dampfer „Greif" cingefchifft hatte, eine Strecke ent gegen gefahren, worauf die höchsten Herrschaften am 23. August Abends wohlbehalten in Korfu eintrafen. — Die Staatsschuldencommission hat ihren Bericht über den Stand der österreichischen Staatsschuld am 31. October 1860 veröffentlicht. Hiernach betrug zu gedachtem Termine die Hauptsumme der gesammten Staatsschuld in österr. Währung 2,352,704,724 Fl. 2tU/,«> Kr., wovon 2,285,828,370 Fl. als allgemeine Staatsschuld und 66,876,354 Fl. als Schuld deS lombardisch-venetianischen Königreichs bezeichnet sind. Die allgemeine Staatsschuld bat seit dem letzten Aus weise (Ende April) eine Vermehrung von 18,839,917Fl., die lombardisch-venetianische eine solche von 735,298 Fl. erfahren. Die österreichische Grundentlastungs schuld betrug Ende October v. I. 483,132,142 Fl. Italien. Aus Neapel wieder die trübseligsten Nachrichten. In der Stadt tägliche Alarme, wie in einer von Feinden berannten Festung. Cialdini greift zum letzten Mittel und verspricht Jedem 25 Lire, der einen Reaktionär einbringt. Diese wachsen täglich an Zahl und werden immer kühner. In der nächsten Umgebung der Stadt fühlt sich niemand mehr sicher. — In Laprera ist ein fortwährendes Kommen und Gehen von Emissären und königlichen Agenten an der Tages ordnung. Garibaldi scheint Willens, am 7. Septbr. in Neapel zu sein. Durch die Einäscherung von Ponteladolfo, Casaldumi und Auletta find 12,819 Personen obdachlos geworden. — Der „Allg. Ztg." wird aus Rom unterm 17. Aug. geschrieben: Unsre Nachrichten aus dem Neapolitanischen sind haarsträubend. Der dem Könige Franz II. ganz ergebene Pfarrer in Froflnone (di-Regno) ward aufgefordrrt, in Castiglione eine Lobrede auf Victor Emanuel zu halten. Er weigerte fich und ward von den Piemontesen erschossen, später sein Bruder und sieben andere Einwohner jenes Orte«, die ihn zu rechtfertigen versuchten. In Neapel waren dieser Tage Teppiche und Möbeln aller Art der königl. Paläste bei den Trödlern zu kaufen. — Eine Zeitung bringt au« den letzten neun Monaten diese Statistik: 1841 ohne Proceß Hingerichtete, 7127 nach vorauf gegangener Procedur Erschossene 6112 Gefangene; 54 erschossene Priester, 22 erschossene Mönche , A8 in Brand gesteckte Häuser, 5 niedergebrannte Flecken, 2903 Hausdurchsuchungen, 12 geplünderte Kirchen; 60 Knaben getödtet, 48 Weiber gemordet, 13,629 polizeilich Verhaftete, 1428 aufständische Gemeinden.