Volltext Seite (XML)
Dienstag. 65 20. August 1861. Erscheint . d«iS MWeißerrh-Ieitung. M Amt,- ud IVki-c-Ml der Königbchkn Gkrichts-Armttr md SladlrSlhe >° Mp>>aldisi»«ldt, /raiikBri» o°d Mubttg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Sehne in Dippoldiswalde. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Nach drückender TageSbitze am vergangenen Sonnabend (wir hatten 27 und 28 Gr. in Schatten) zog i» der 7. Abendstunde ein Gewitter auf, das jedoch unsre Stadt nicht berührte, auch den lechzenden Fluren nur wenig Regen brachte. ES zog dasselbe vielmehr über den Kohlberg nach Luch au, und aus den hier nahe gelegenen Feldern des Herrn Pachter Kuntzsch war es, wo ein niedergehender Blitz strahl großes Unglück hätte anrichten können. Ein mit zwei Pferden bespannter, von zwei Knechten und zwei Tagelöhnern begleiteter, mit Erbsen beladener Wagen fährt nach Haus, während daS Gewitter gerade über dem Felde steht, auf dem sich die Leute befinden. Da fährt ein starker Blitz in den Wagen (ein Knecht er zählte, ein Feuerklumpen in der Größe eines Zucker hutes); die Pferde bäumen in die Höhe und stürzen dann betäubt nieder, ebenso sämmtliche vier Leute; — der dem Wagen vorausgegangene Besitzer findet bei seinem Hinzukommen drei derselben wieder zu sich ge kommen, während der vierte ohne Besinnung nach Hause geschafft werden mußte. Jedoch noch ehe der aus Glashütte gerufene Arzt erschien, hatte er sich — bis auf eine Lähmung des linken Armes — auch wieder erholt. Die Pferde waren bald wieder aufge standen und ohne Schaden davongekommen, der Wagen aber und Geschirr gänzlich zersprengt und zersplittert. Der Blitz war in den Hinterwagen gefahren, in welchen, wie stets gebräuchlich, die Heugabeln zum Erbseuauf- laden gesteckt waren; auch diese waren zersplittert. * Frauenstein. (Nachträge zu dem in Nr. 64 d. Bl. befindlichen Bericht über das Silbermann fest in Frauenstein und Kleinbobritzsch.) Für diejenigen geehrten Leser, welche sich für obige Angelegenheit interessiren, sei hier, zur Vervollständigung jenes an sich dankenswerthen Berichts, noch Nachstehendes bemerkt. Die Idee, eine bleibende „Silbermann- Stiftung" zu gründen, ist ursprünglich vom Herrn Sup. I). Haan ausgegangen, welcher die beiden anderen Herren Eomitämitglieder ihre Beistimmung nicht versagen konnten, und es hat solche den Zweck, Jünglinge auf Seminarien, welche sich durch die Kunst eines wahrhaft erbaulichen und regelrechten Orgelspiels auszeichnen, zu prämiren, ein Zweck, gewiß im Sinn und Geist des großen OrgclbaumeisterS und zugleich deS berühmten Organisten in Dresden, der jetzt sein SOjährigeS Amtsjubiläum gefeiert hat. Die Marmortafcl mit GolbschM ist umgeben von sehr paffenden Symbolen: eliier aus Sandstein gefertigten Orgelpseifcngruppe, ferner Epheu- und Lorbeerblättern, und ist in Freiberg gefertigt, in der Stadt, wo Silbermann lange Jahre als Bürger gewohnt und seinen großen Ruf begründet hat. Am 20. August 1714 war es, als dort sein riesenhaftes Orgelwerk in der Domkirche daselbst feierlich geweiht wurde. — Besondere Anerkennung bei dem schönen Feste am 4. August verdient nicht nur die Gastfreund lichkeit vieler ehrenwerthcr Bürger und Beamten zu Franenstein, welche sie bewährten gegen die fremden Sänger aus Dresden, denen eS hier so wohl gefiel, sondern auch das erfreuliche Streben der Gemeinde Kleinbobritzsch und ihres Lehrers, den 4. und 5. August als wahre Ehrentage für ihre einstmaligen berühmten beiden Landsleute und als gemüthvolle Erholungstage für die Jugend und die freundlichen Nachbarbewohner zu Franenstein zu betrachten und auszuzeichnen. UebrigenS sei hier bemerkt, daß vor wenig Tagen eine, von Ludwig Mooser verfaßte und von einem Urenkel des genannten Andreas Silbermann zu Straß burg gedruckte, höchst interessante Schrift erschienen ist, enthaltend die Lebensgeschichte des berühmten BruderpaareS, Gottfried und Andreas.*) Gewiß ist eS eine eigenthümliche, durch einen günstigen Zufall bewirkte Erscheinung, daß in einem und demselben Jahre und Monate dem größesten Organisten und dem größesten Orgclbaumeister besondere Huldigungen dar gebracht werden, und daß Ersterer ein Werk von dem Letzteren spielt, welches, gebaut 1720, nun bereits über 140 Jahre hindurch seine Trefflichkeit bewährt hat und seinen Meister lobt. -) Dieselbe ist in der Erped. d. Bl. käuflich zu haben (« Erpl. 4 Ngr.), und empfehlen wir dieselbe gütiger Beachtung und Abnahme. TepliH. Daß bei den jetzigen, so überaus gün stigen Witterungsverhältnissen der Gebrauch der hiesigen Bäder von dem besten Erfolge begleitet ist, versteht sich von selbst; wir haben Heuer eine überaus große Zahl von Kurgästen, welche von ihre» Leiden vollständig befreit wurden. Die Hitze ist auch hier bedeutend; wir batten schon 29 und 30 Grad im Schatten. Die 91. Teplitz-Schönauer Badeliste weist 4802 Parteien mit 6780 Personen nach. Die Camorristen. In dm Zeitungm ist jetzt häufig die Rede von „Camor risten", und erst vor wenig Tagen wurde gemeldet, daß deren in Italien 500 erschossen wurden. Wir bringm hiermit die Erklärung dieser Gesellschaft: Die »Camorra" ist eine Art von Freimaurer-Verbin dung im neapolitanischen Volke, welche als Grund gesetz das Recht des Stärkeren anerkennt.