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53 Weißer ih-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 9. Zuli 18«1. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- und Inzcigt-Mlltt der Königlichen Gerichts-Icmtcr und Stadträthc ZV Dippoldiswalde, Muenfleiu und Ilteubcrg. Berantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesgefchichte. Dippoldiswalde. Am 3. Juli sand in dem benach barten Reichstädt die Jahresseier des hiesigen Zweigvereins der Gustav-Adols-Stiftung statt. Leider war dieselbe wenigstens in den ersten Vormittagsstunden vom Wetter ganz und gar nicht begünstigt, weshalb denn auch die Zahl der Festgenossen, namentlich von auswärts her, eine geringere war, als bei gutem Wetter der Fall gewesen sein würde. Dessenungeachtet macht es uns grosse Freude, darüber berichten zu können, weil sich Mehreres vereinigte, um die Feier zu einer besonders würdigen und wohlthuenden zu machen. Die selbe begann mit einem feierlichen Zuge von dem unteren Gasthose in die Kirche, und es ist rühmend anzucrkennen, daß außer den Zweigvereinsvorstandsmitgliedern, mehreren Geistlichen und der Ortsschuljugend auch. eine ansehnliche Zahl von Parochianen und Bewohnern der umliegenden Ortschaften an diesem Zuge sich betheiligten. Das Gotteshaus, reich und höchst geschmackvoll mit Blumen und Kränzen geschmückt, füllte sich im Schiff und auf den Emporen, während die Plätze am Altar vom Vorstande und den anwesenden Geist lichen eingenommen wurden. Nach dem Gesänge des Liedes Nr. 41 erfolgte die Verlesung eines biblischen Abschnittes (1. Cor. 12, 12—27) und nach dem Gesänge von Nr. 295 begann Herr Pastor Fiedler aus Liebenau die Fest predigt über Marc. 13, 1, und stellte nach einer geschicht lichen Darstellung des Gustav-Adolf-Vereins das Textes- wort: „Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das?' als ein Wort des Rühmens, der Beschämung und der Ermunterung für die Vereinsgenossen hin. Da die Predigt der Bedeutung des Festes so ganz und gar angemes sen und von einem lebendigen Vortrage begleitet war, so konnte sie eines tiefen Eindruckes nicht verfehlen und derselben ist wohl auch der günstige Ausfall der am Schluffe des Gottesdienstes gesammelten Collecte zuzuschreibcn. Nach 11 Uhr begannen in dem ebenfalls mit Geschmack dccorirten Saale des vorer wähnten Gasthofes die Verhandlungen mit einem Rückblicke auf das verstossene Vereinsjahr, welchen der Herr Vorsitzende, Super. Mag. v. Zobel, durch Mittheilungen von Einzeln heilen so interessant zu machen wpßte, daß wir den Musisch nicht unterdrücken konnten, es hätte die zahlreiche Versamm lung, wie sie in der Kirche anwesend war, Ohrenzeuge davon sein können. Wir erwähnen aus dem Vortrage nur soviel, daß der ganze Gustav - Adols- Verein in Deutschland und dm angrenzmden Ländern 100 Hauptvcreine und über 1000 Zweigvereine nebst 78 Frauenvereinen zählt und daß sein Bestehen mit dem Bestehen der evangelischen Kirche sehr eng verwachsen ist. Durch Fürsorge des Vereins wurden im verflossenen Jahre 15 evangelische Kirchen nebst einigen Bet sälen eingcweiht und 15 andere waren im Bau begriffen. Aus die Schulen begann der Verein ein besonderes Augmmerk zu richten, da man erfahren, wie die Feinde der evangelischen Kirche hauptsächlich darauf ausgehen, protestantische Kinder zur katholischen Kirche hinüber zu ziehm. Was das Ergebniß der diesjährigm Sammlung in uns er m Zweigverein anbetrifft, so ist es wohl das günstigste seit seinem Bestehen. Es waren nämlich bis zum 3. Mi über 196 Thlr. eingekommen, und da noch von einigen namhaften Orten Beiträge in Rückstand sind, so wird jeden falls die Summe von 200 Thlr. überschritten werdm. Da von erhält nach Beschluß der Versammlung das erste Drittheil die evangelische Gemeinde zu Rumburg, das zweite Drittel zu gleichenTheilen die Gemeinden Liebschütz und Görkau- Rothenhaus in Böhmen umd das dritte Drittel der Centralvorstand in Leipzig zu sofortiger Verwendung, währmd die gegen 15 Thlr. betragmde Collecte zu einer Liebesgabe für eine auf der Generalversammlung zuHannover zu bestimmende Gemeinde verwendet werden soll. Als Ver sammlungsort für die nächste Jahresfeier wurde Stadt Bärenstein erwählt. Bei der diesmal stattfindenden Neu wahl des Vorstandes wurden die zeitherigen Mitglieder desselben wieder erwählt mit Ausnahme des Herrn I)r. Lessing, welcher seines vorgerückten Alters halber, auszuscheiden wünschte. An seine Stelle tritt Herr Pastor Tittmann in Reichstädt. Nachdem der Herr Vorsitzende Allen, welche sich um die Festfeier verdient gemacht hatten, namentlich der Gemeinde Reichstädt mit ihrem würdigen Herrn Pfarrer, welcher die Anordnung und Ausführung des Festes sich ganz besonders hatte angelegm sein lassen, ferner dem Herrn Fest prediger und dm Herren Lehrern, welche die gottesdienstliche Feier durch den Vortrag einer Motette zu erhöhen bemüht gewesen waren, besonderen Dank ausgesprochen hatte, wurde die Verhandlung mit dem Gesänge Nr. 656, 8 geschlossen. Möge das begonnene Vereinsjahr wieder so gesegnet sein, als es das abgelaufene war, damit das edle Werf immer reichere Früchte zu tragen im Stande sei. Das ist unser und gewiß eines Jeden Wunsch, dem das Wohl der evan gelischen Kirche aufrichtig am Herzen liegt. Dippoldiswalde, 7. Juli. Ein gestern auf unserm Turnplätze vorgekommener Unfast, möge für Viele eine Mah nung zur größten Vorsicht und zur strengen Befolgung der von dm Vorturnern gegebenm Vorschriften sein, da auch bei der gewissenhastigsten Beaufsichtigung derartige Unfälle Vor kommen können. Nämlich ein Knabe hatte das Unglück, beim Abspringen von einer Höhe von etwa 2 Ellen (vom Sturmbret) — eine Uebung, die er selbst schon wiederholt ausgesührt und die Hunderte vor ihm ohne allen Unfall sehr häufig gemacht hattm — dm einm Röhrenknochen des rechten Unterschenkels nur in Folge davon zu brechen, daß er nicht, wie es Vorschrift ist, beim Niedersprung auf die Fußspitzen, sondern auf die Fersen aussprang, wodurch nicht