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28. Weißerih-Ieitung. Pienstag. Erscheint Dienstag» undj Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 9. April 1861. Prei« pro Quartal 10 R-r. Inserate die Spalten-Zetle 8 Pfg- Amts- und Anzeige-Zlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Frauenstein. Am 2. d. Mts. wurde der Frühjahrs - Viehmarkt Hierselbst abgebalten. Schon am Abend des zweiten Festtage», mehr aber noch am frühen Morgen des Markttages, schien es, als solle ein sehr unfreundlicher Tag kommen; es lag ein dichter Nebel und wehte in Folge der, in der Nachbarschaft mehr als hier, stattgehabten Gewitter eine sehr kalte Luft. Glücklicherweise änderte sich die Witterung bald und es folgte ein schöner Frühlingstag, ohne den der Markt wohl schlecht ausgefallen sein würde. Es waren auf demselben diesmal mehr Pferde, als Kühe und Ochsen vorhanden, die große Mehrzahl aller von guter Beschaffenheit. Es wurde verhältnißmäßig wenig ge kauft, doch gut bezahlt; von den sog. „Kvrbschimmeln" waren viele vorhanden, die zu 3 Thlr. und darüber viele Käufer fanden. — Am Tage darauf wurde in der hiesigen Posthalterei ein Postknecht, der hinter einem, im Stalle stehenden Postpferde wegging, von demselben dermaßen in das Gesicht geschlagen, baß er längere Zeit ohnmächtig liegen blieb und durch den Schlag ihm das Gesicht und besonders die Nase förmlich zerfetzt wurde, so daß man anfangs für sein Leben fürchtete. Eine neue Mahnung, bei dem Umgang mit Pferden vorsichtig zu sein. Sachsen. (Landta g.) Einen recht daukenswerthen Antrag stellte in der II. Kammer der Viccprästdent Oehmichen auf Abänderung der Landgemeindeordnung, namentlich deö §. 40 derselben, die Wahl des Ge meindevorstandes und den Gemeindeältesten betreffend. Insbesondere beantragt er, daß die Leitung dieser Wahlen durch die Obrigkeit künftig wegfalle und dem Gemeiudcrathe übertragen werde. — Darauf beschäftigte sich die II. Kammer mit Bcrathung des AuSgabebudgels des Ministeriums des Innern. Es kamen dabei die in neurer Zeit wiederholt vorgekommenen Nichtbestätigungen von Stadtrathöwahlen und die geheime Conduitcn- liste über alle Rathsmitglieder und Stadtverordneten im ganzen Lande zur Sprache, und von den verschiedensten Seiten wurde eine polizeiliche Ueberwachung von Ehren männern, die uneigennützig ihr Zeit und Kraft dem Wohle ihrer Mitbürger opferten, entschieden gemiß- billigt, so daß Herr v. Beust schließlich erklärte, daß solche Listen nicht mehr fortgeführt werben sollten. — (Es sei hier bemerkt, daß die Mitglieder des Stadt verordneten-Collegiums zu Dresden bei dem Charakter, den jene schon seit 9 Jahren bestehende geheime poli zeiliche Maßregel an sich trägt, es für ihre Pflicht erachteten, die Erklärung abzugebcn: „daß sie, wäre jene ministerielle Anordnung früher bekannt gewesen, eS mit ihrer Ehre unvereinbar gehalten haben würden, in ihrem Amte zu verbleiben, und daß nur die in der Ständekammer ertbeilte ausdrückliche Zusage, eS werde die Fortführung jener Listen künftig wegfallen, die Mitglieder des Collegiums veranlaßte, jetzt von einem Austritte abzusehen. An den Stadtrath haben sie daS Ersuchen gestellt, diese Erklärung an die hohe Staats regierung gelangen zu lassen.) — Der Stadtrath zu Dresden hat nach dem Vorgang anderer deutscher Städte einen Beitrag von 300 Thlrn. für das Lutherdenkmal in Worms auS commun« lichen Mitteln bewilligt; die Stadtverordneten erhöhten die Summe auf 500 Thlr. Baiern. In der zweiten Kammer ist kürzlich mit großer Majorität der Beschluß gefaßt worden, die Israeliten in Bezug auf Ansässigmachung, Verehe lichung und Gewerbsbetrieb in ganz Baiern den Christen gleichzustellcn. Bisher herrschten in dieser Beziehung seltsame Beschränkungen. So war z. B. die Anzahl der Judenfamilien, die in Baiern wohnen durften, eine fest bestimmte, und es war keinem liebenden Paare verstatlet, sich eher zu verehelichen, als bis der Tod zuvor ein eheliches Band gelöst hatte. Dänemark. Bekanntlich hatte der deutsche Bund in seiner am 7. Febr. abgehaltenen Sitzung beschlossen, sobald die dänische Regierung nicht binnen 6 Wochen eine befriedigende Erklärung hinsichtlich der noch immer bestehenden rechtlosen Zustände in den Herzogthümern Holstein und Lauenburg abgäbe, dann deutsche BundeS- truppen als Execution in den Herzogthümern einrücken sollte». Am 2l. März ging die gestellte Frist zu Ende. Am 16. März nun machte der dänische Gesandte der Bundesversammlung die Mittheilung, daß seine Re gierung die Bedenken des Bundestags dadurch für erledigt erachte, daß den holsteinischen Ständen eine umfassende und, soweit dies mit der Verwaltung des ganzen Staates vereinbar, selbständige Mitwirkung bei der Gesetzgebung zugestanden worden sei. Ehe der Bundestag auf diese Erklärung weiter Beschluß saßt, werden wieder mehrere Wochen bingeben, da nun erst der betreffende Ausschuß darüber Bericht erstatten muß. Mittlerweile hat der Großherzog von Oldenburg als Oberhaupt der ältern oldenburgischen Linie sich brief lich wegen den Herzogtümern an den König von Dänemark gewendet. Dieser jedoch hat in ziemlich schroffer Weise dem Großhcrzog zu verstehen gegeben, daß seine kundgegebenen Ansichten keine Berückstchtung finden könnten, da sie ähnlich denen „einer bekannten staatsauflösenden Partei seien, die schon einmal Aufruhr gegen den angestammten Landesherrn versucht." Es scheint sonach auf gütlichem Wege nicht viel für die Herzogtümer zu erwarten zu sein.