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Weißerih-Zeitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Ms- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe Zn Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSqeschichte. Dippoldiswalde. Da uns so selten die Gelegen heit geboten ist, wirklich ächte nnd gute Tyroler Sän ger hier zu hören, so unterlassen wir nicht, auf die Anwesenheit der Gesellschaft Meister, die zuletzt längere Zeit in Dresden stets zahlreich und von den höchsten Herrschaften besuchte Vorträge ihrer schönen Lieder hielt, hierdurch besonders aufmerksam zu macken. Die jetzigen mondhellen Spätabende, die dem Rückweg der Auswärtigen so günstig sind, dürften das kunst liebende Publikum vom Lande gewiß auch veranlassen, der Production beizuwohne». Der heftige Sturm, der seit vorigem Sonntag fast ununterbrochen anbauert, hat gewiß an Dächern, Schornsteinen und Fenstern der Städte und Dörfer bedeutenden Schaden angerichtet, den größten aber ganz entschiede» in den Waldungen. Erfah rungsmäßig kommen in Deutschland die meisten und heftigsten Stürme aus West, Südwest oder Nordwest, und auf diese Erfahrung gestützt, werden unsere Nadel holzbestände, wo eine wissenschaftlich begründete Wirth- schäft geführt wird, gewöhnlich von den entgegengesetz ten Seiten, also von Ost, Nordost oder Sübost, an gehauen, d. h. das Holz abgenutzt und so der von der Natur durch sogenannte Nandbäume gebildete und den ganzen Bestand schützende Mantel hinweggenom men. Kommen nun Stürme aus diesen Richtungen, so werden sie eben deshalb so sehr verderblich.. Dies war bei dem letzten Sturm, der anö Südvst kam, der beklagenSwerthe Fall. Entsetzlich sind die Holzbestände durchbrochen, Stämme von starken Dimensionen ganz zersplittert, und als Nutz- und Bauholz untauglich ge macht; Erdwänbe von 4 bis 5 Ellen Durchmesser und 1 bis 2 Ellen Dicke — soweit und tief die Wurzeln reichten — sind mit den Wurzeln herausgehoben und senkrecht aufgesetzt worden. Referent sah die Verwü stung aus dem Obcrfrauendorfer Reviere, erhielt aber Kunde, daß dort verhältnißmäßig nur wenig gebrochen sei, und die Masse vielleicht nur gegen 6000 Kubik fuß betrage; dagegen theilte man ihm mit, daß auf dem Bärenfelscr vielleicht mehr als 60000 Kbfuße zusammengeworfen worden wären. Wenn das nun auf verhältnißmäßig nicht zu großer Fläche, bei immer noch günstiger Lage, geschehen ist, wie groß mag dann erst der Schade sein, den dieser Sturm in den höchsten Gebirgswalbungen, in ungleich unglücklicherer Lage, angerichtet hat! -j- Altenberg, 3. Decbr. Während sonst um diese Zeit unser Mühlberg ein gar rühriges Leben dnrbot und die Kästler, im Verdienst mit einander wetteifernd, sich jagten, ist es jetzt, da der Wassermangel von Tag zu Tag fühlbarer wird, dort öde und still. — Wüthete der Sturm schon am 22. — 24. Nov. heftig, so noch mehr vom 30. Nov. bis jetzt. Die Dächer sind arg mitgenommen, Vorhäuschen ganz weggerissen und in den Forsten mag es übel auöseben. Doch würde der Schaden noch größer sein, wenn die Bäume Anraum gehabt hätten. — Mehr als sonst sieht man jetzt Hand werksburschen, meist aus dem ober» Erzgebirge und Voigtland; allein auch Fabrikarbeiter, die in Böhmen feirig wurden, sprechen an der Grenze um Viaticum an. Ein Glück ist es, daß das Geflecht gut geht; erhalte uns der Himmel diesen Erwerbszweig! — Herrn Maler Thiemer wäre zu wünschen, baß sein HierUi-um muiitii zahlreicher besucht werde, da derselbe durch die Wahl anmuthiger Sujets bei sehr künstlerischer Dar stellung das Publikum wohl zu fesseln versteht. Altenberg, 3. Dec. Seit vergangenen Sonnabend ist unser Gebirge fast ohne Unterbrechung von orkan ähnlichen Stürmen heimgesucht, welche namentlich auch in den Wäldern bedeutenden Schaden verursacht haben. Außerdem sind auch die Ziegel- und Schieferdächer sehr beschädigt, die Schindeldächer aber äußerst wenig. Dies mögen unsere Vorfahren wohl auch im Auge gehabt und es daher vorgezogeu haben, besonders bei den frühem billigem Holzpreisen, lieber Schindeldach auf zulegen, als Ziegel und Schiefer. Andererseits ist aber die weiche Bedachung auch viel feuergefährlicher, als die harte, daher sich bei jetzigem Sturm manche Familie unter Angst und Sorge niederlegt, ohne zu schlafen. Möchte doch jeder Hauswirth auf seine sämmtlichen Hausbewohner ein wachsames Auge haben, daß Jeder mit Feuer und Licht vorsichtig umgeht, und namentlich die Feuerung mit Reißig und Kehrig in den späten Abendstunden nicht gestatten, sowie auch die Asche in feuerfesten Behältern aufbewahren zu lassen. Wohl thut unsere Feuerpolizei das Ihrige, ermahnt, inspicirt und revidirt fleißig; thut aber nicht Jeder selbst das Seinige zur Abwendung von Gefahr, so würde Alles umsonst sein. Man kann sich nichts Schrecklicheres denken, als wenn bei diesem Sturm ein Feuer ausbräche, wo ohne Zweifel in kürzester Zeit die ganze Stadt in Flam men stehen könnte, und wo an eine Rettung von Hab seligkeiten gar nicht zu denken wär! Darum noch einmal: wir wollen ja Alle recht vorsichtig mit Feuer und Licht umgehen. Sadiödorf, 1. Decbr. In vergangener Woche kam zu der Ehefrau des in Dresden arbeitenden Zim mermanns Th. von hier eine Frauensperson nnd brachte die schreckliche Nachricht, Th. sei beim Anheften dcS Hcbestraußes vier Stock heruntcrgestürzt, habe dabei