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Freitag. 68. 5. September 1862. Erscheint . P'-is Wcisiclntj-Antung Amts- und Anzeigt-Dlatt der Königlichen Gerichts-Jemtcr vnö Stadträthe ZU Dippoldiswalde, Mnenflein und Altenberg. Berantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir haben schon mehrfach in unser«: Blatte darauf aufmerksam gemacht, daß wir in demjenigen Theile unseres Vaterlandes leben, welcher im Verhältnisse zu andern Gegenden desselben mit guten Straßen am ärmlichsten bedacht worden ist, eine Mei nung, welche auch auf andern: Wege vielfach durch Ge suche und Vorstellungen um Abhilfe zum öffentlichen Ausdruck gelangt ist. Man verfolge doch nur von Liebstadt auS die Richtung über Glashütte, Lauenstein, Altenberg, Frauenstein, Freiberg, Rabenau, Tharandt und Dresden, in welchem Umkreise unsere Stadt den Mittelpunkt ein nimmt, und man wird auf diesem, mehrere Quadrat meilen ausmachendeu, 13 Städte und gegen 130 Ort schaften in sich fassenden Landestheil mehr nicht als eine Chaussee von Dresden nach Altenberg und die sogenannte Müglitzstraße auffinden, von welchen uns nur die erstere berührt, mehrere dieser Städte eine Chaussee nur dem Namen nach kennen und bis auf den heutigen Tag nur durch Coinmunicalionswege zum Theil von unzulänglicher Beschaffenheit, mit denNachbarstäbten und der Umgegend in Verbindung stehen. Ja, wir sind in dieser Beziehung ärmlich bedacht und wollen dich, wer sich ja davon noch nicht zu überzeugen ver möchte, klar darthun, obschon dieser Landesstrich zu Herstellung und Unterhaltung von Chausseen und Ei senbahnlinien verhältnißmäßig ebensoviel beiträgt, als die anderen Landeötheile, aber auf der andern Seite selbstverständlich zu der Unterhaltung der Communi- cationSwege viel mehr ausbringcn muß, als jene. Wollen wir uns vorzugsweise mit dem hiesigen Orte beschäftigen, so ist seit Jahren vielfach gebeten worden um eine Chaussee nach Fraueustcin zum Anschluß an die über Sayda nach Marienberg, ein Trakt, auf welchem, wie ja auch schon der bedeutende Postverkehr an die Hand giebt, ein ziemlich lebhafter Verkehr stattsinbet. Doch aber ganz vergeblich, und nunmehr wohl auch unerreichbar, nachdem die Eisenbahnlinie von Dresden aus über Tharandt nach Freiberg fortgesetzt und man, wie es scheint, Willens ist, dahin über Klingenberg den Verkehr zu weisen. Es ist ferner gebeten worden um eine Straßenverbindung nach dem Plauenschcn Grunde mittelst Ausschlusses unseres Weißerißthales, aber zur Zeit ebenfalls vergeblich, obschon Jedermann, dem die hier einschlagcnden Verhältnisse genau bekannt sind, darüber keinen Angenblick in Zweifel sein kann, daß dadurch nicht nur der im Planenschen Grund auf getretenen Industrie die Möglichkeit der schon ersehnten weiteren Ausbreitung beschafft, sondern auch dem dahin gerichteten Verkehr, welcher besonders durch Holz, Fut ter, Getreide n. s. w. unterhalten wird, eine Ab- und Zusuhre gewährt wird, wie solche anderwärts längst schon besteht. Wir rechnen noch dahin bessere Verbin dung in der Richtung nach Pirna, damit wir nicht mehr gezwungen sind, mit Pirna und Umgebung auf der Chaussee über Dresden zu verkehren, die außer bedeutendem Umweg den großen Nachtheil hat, daß sie eben in auffallender Consequenz über die BergeShöhen geführt worden. Mit Freiberg ist ein Frachtverkehr un möglich, von dieser Stadt sind wir stets abgeschnitten gewesen und diesem kläglichen Zustande steht nur dann ein Ende bevor, wenn wir mit der Eisenbahnlinie in Verbindung gebracht worden. Man fragt sich: soll denn die hiesige Stadt mit Umgegend, sollen die Städte Glashütte, Lauenstein, Bärenstein, Geising, Altenberg mit Umgegend, um nach Freiberg, Oederan, Hänichen, Frankenberg u. s. w. zu gelangen, fortwährend gedrängt werden, dicß nur über Dresden ermöglichen zu können? Eine Linie, die ihrer Ausdehnung halber an uns fort während wie ein Blutegel saugt und Zeit und Geld an sich zieht? Und leider scheint dies Verhängniß fortbestehen zu wollen. Von einer Verbindung aus nächstem Wege mit der Eisenbahnlinie schweigt Alles, von einer Verbindung durch das Weißeritzthal mit dem Plauenschcn Grnnd hört man kein Wort, und die Ver bindung mit Pirna und Frauenstein haben nach Voll endung der Eisenbahnlinien nach Böhmen und Freiberg ihre Bedeutung verloren. Es scheint, als solle die Chaussee nach Dresden die eben so sonderbare als verkehrte Aufgabe haben, uns für alle jene Verluste und Nvtbstände zu entschädigen, die wir seit vielen, vielen Jahren wegen Mangel guter Verbindnngsstraßen bereits erlitten haben, da die über Altenberg nach Böh men ihre Bedeutung gänzlich verloren hat, nachdem die Eisenbahnlinie von Dresden über Bodenbach nach Teplitz vollendet ist. Oder sollte man gar meinen, eS werde den von uns gerügten Uebelständen abgeholfcn, der Verkehr mit dem Plauenschcn Grunde gefördert und die Verbindung mit der Eisenbahnlinie nach Frei berg hergestellt werden, und zwar Alles in einer den Verhältnissen entsprechenden Weise, wenn man von der sogenannten Teichmühle ab entweder durch den Poisengruud oder über Kleinölsa und Rabenau eine Chaussee in den Planenschen Grund führt? Wir haben mit Staunen gehört, daß mann leider diese Linie be- abstchtige, die seit Jahren schon von aller: Seiten und von allen Stimmen, welche wir in der, Geschäfte trei benden und Handel führenden Welt gehört haben, ein- müthig als zweckwidrig bezeichnet worden. Ganz abge sehen davon, daß die Herstellung und insbesondere die Unterhaltung dieser Linie nach dem Ausspruch Sach verständiger wenigstens eben so tbener zu sieben kommen