Volltext Seite (XML)
M 53. Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Dicnftag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemtcr und Stadträthe M Dippoldiswalde, Muenstcin und Altenberg. 15 Znli 1862. Preis j pro Quartal ' 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Taqesqefchichte. Dippoldiswalde, 14. Juli. Der gestrige erste Tag unserer „großen Woche," des VogelchicßenS, war vom Wetter durchaus nicht begünstigt. Es regnete vom frühen Morgen an, zuweilen goß es auch, bis in die 4. Nachmittagsstllnde. Es war dies besonders deshalb zu bedauern, daß die Gäste der uniformirten Schützen aus Altenberg ganz ausblieben und von Frauenstcin anstatt einer ganzen Compagnie außer dem Hauptmann und dessen Adjutanten nur einige Mann erschienen waren. Diese Tupfern schienen auch durch die ihnen gebotenen Unterhaltungen belohnt zu sein für die Strapazen der Her- und Rückreise. Die für heute (Montag) erwarteten Altenberger Schützen kamen gar nicht. Uebrigenö haben wir heute sehr schönes Wetter; der Himmel ist rein und klar und die Sonne scheint warm. Ueber den weiteren Verlauf des Festes berichten wir in nächster Nr. Dippoldiswalde, am 12. Juli. Heute fand auf Einladung des Direktoriums des landwirthschaftlichen Vereins die erste Versammlung für den Verkehr mit landwirthschaftlichen Erzeugnissen hier statt. Dieser übertraf die gehegten Erwartungen, indem besage der ansgefertigten Schlußzettel Käufe in Raps zu 145 bis'150 Pfd. für 8 Thlr. 10 Ngr. bis 8 Thlr. 25 Ngr., Hafer zu 117 bis 118 Pfd. für 2 Thlr. 3 '/r Ngr. bis 2 Thlr. 6 Ngr., ferner laut Anmeldung W.-Roggen zu 169 Pfd. für 4 Thlr. 7'/r Ngr., überdies Lein- und NapSmebl, zur Gesammtsumme von 3048 Thlr. abgeschlossen wurden und die weiteren Angebote in Raps auf 9 Thlr. stiegen. Um stände lassen voraussehen, daß die zweite Versammlung zum nächsten Sonnabend, den 19. Juli, mindestens nicht weniger zahlreich, als die erste, besucht werden wird. Geising. Das dießjährige zweite Schützenfest am 6. und 7. Juli gewann an seiner gewöhnlichen Annehmlichkeit dadurch, daß ein großer Thcil der Schützengesellschaftcn von Altenberg und Lauenstein, die Hauptleute an der Spitze, am ersten Tage hierher gekommen waren und die Festfreude erhöhcten. Daß dicß geschehen, dafür sprach der harmlose und freund schaftliche Ton, mit dem man sich begegnete und des Abends unter gegenseitigen Dankesbezeigungen und Versicherungen eines ferneren, freundlichen, nachbar lichen Vernehmens mit herzlichen Worten und Hände druck von einander schied. Da dieser Tag von dem schönsten Wetter begünstigt war, so war cs kein Wunder, daß eine ungewöhnliche Menschenmenge von nahe und ferne sich auf unserm freundlichen Schießplätze eingc- snnden hatte. Dieser Platz, der wegen seiner reizenden Lage, „unsere Aue" genannt zu werden verdient, war in diesem Jahre wieder vergrößert durch Ankauf eines benachbarten Feldstückes und gewinnt mit jedem Jahre immer mehr an Verschönerung. Am 2. Tage war der Schießplatz Anfangs, wegen des Altenberger Jahrmarktes, ziemlich leer, des Abends jedoch, als wan dem Geschäftsverkehr den Rücken gekehrt, stellte sich eine bedeutende Anzahl wieder ein. Später, nach dem Einzuge, fand ein Feuerwerk auf einer nahen Anhöhe statt, welches von den hier anwesenden Karouffel-Ju- haberu gegeben und abgebrannt wurde. Da dieselben dieses Opfer gebracht habe», ohne Entschädigung und Auflage, so gebührt hiermit denselben der herzlichste Dank, um so mehr, als dieses Feuerwerk gelungen und schön war. Schützenkönig wurde für dieses Jahr Herr Tischlermeister Herrmann Lehmann. * Dresden, 13. Juli. Heute endet wiederum das vorigen Sountag begonnene sogenannte „KönigS- schi eßcn, das jährliche Fest der uniformirten Scharf schützen-Compagnie. Im Laufe der Zeit ist leider das selbe so herunter gekommen, daß dasselbe von anstän digen Leuten, außer den Schützen und ihren Familien, sehr wenig mehr frcquentirt wird. Es ist meist zum Tummelplatz der nieder» Schichten und der lieben Straßcnjugend geworden. Schon die dortige Gegend, wo es abzehalten wird (am SchießhauS), ist wenig einladend zu dessen Besuch und rechnen die im dor tigen Viertel wohnenden Leute diese Woche als ihre „Martcrwochc," da das Tag und Nacht anhaltende Gesumse, Larussclrciterei, Kcgelschieberci, Gebrülle rc. und das Schießen am Tage alle Ruhe unmöglich macht. Zu verwundern ist es in der Thai, daß noch nicht energische Beschwerden aufgctaucht sind, die das Treiben ganz verscheuchen. Für Dresden ist dieses Schießen nichts weniger als ein Glanzpunkt und wäre dessen gänzliche Einstellung eine wahre Wohlthat. — Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 9. Sitzung am 5. Juni 1862. Anwesend die Stadtverordneten: Reichel, Vorsteher, Günther, Böhme I., Böhme II., Lotze, Wittig, Walter und Könitzer, sowie Ersatzmann Barmann. In der vorgedachtcn Sitzung kam 1) eine Verfügung der Königlichen Kirchen-Jnspection allhier vom 14. April dieses Jahres in Vortrag. Die Königliche Kirchen-Jnspection legt in derselben dar, daß der zur Beerdigung der Leichen Erwachsener