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Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen Lurch alle Post anstalten. 49. 1. Juli 1862. Preis Weißeritz-Zeitung. pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadträthe Zv Dippoldiswalde, /ranensteiu nnd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswald«. Tagesgefchichte. " Dippoldiswalde, den 1. Juli 1862. Gewiß jeder Fremde, der für Ortsinerkwürdigkeiren Sin» hat, fragt, wenn er nach Dippoldiswalde kommt, nach dem Tartaren- oder Ulanengrabe, oder gar nach dem „Uläner." AuS Büchern hat er von jener historischen Merkwürdigkeit erfahren, die der gute Schiffner in^sei- ncm ,,Sachsen" sogar ein „Denkmal auf den Tar- taren-Helden Mustapba Sulkiewicz" nennt. Welche Erwartnngen mußten dadurch rege gemacht werden, — nnd wie sind sie bisher erfüllt worden! Wie konnte der Fremde eine schlecht mit Gras bewachsene, sonst durch Nichts ausgezeichnete Halde für ein Denkmal und noch dazu für das eines Helden erkennen? — So war's bisher; doch jetzt wirb der Fremde, selbst aus weiterer Ferne schon, wenn auch kein groß artiges Denkmal, doch einen recht angemessenen Denk stein erblicken, der ihm das Tartarengrab hoffentlich auf viele Jahre kenntlich machen wird. Wie unfern Lesern bekannt ist, sind die Mittel zur Wiederherstellung dieses arg verfallenen Wahrzeichens durch freiwillige Sammlungen, sowie durch Beranstaltung eines Concer- tcö des hiesigen Mannergesangvereines, aufgebracht worden. Bon dem Ertrage dieser Sammlung ist denn nun zunächst der, vor mehreren Jahren schon zur Ver meidung weiterer Beschädigung desselben in die Stadt gebrachte Denkstein mit allen ursprünglichen Inschriften, wenn auch nicht in denselben Schriftarten, wieder ver sehen, ein darauf gehöriges Simsstück, das abhanden gekommen, durch ein neues ersetzt, die darauf gestellt gewesene Pyramide, welche wie der Denkstein mit Pfeil, Stern und Halbmond geziert ist, zum Theil erneut, hierauf zur Verhütung eines abermaligen Ein sturzes ein hinreichend tiefer Grund gegraben und aus gemauert worden; daS neu aufgestellte Denkmal wurde mit einem Gitter umgeben, und aus den Grabhügel, die Halde, hinauf ein Weg geebnet, der auf das Plateau bis dicht vor das Denkmal führt. Heute, den 1. Juli, sind es gerade 100 Jahre, daß der Tartar Mustapha Sulkowicz, königl. polnischer und churfürstl. sächs. Oberlieutenant bei den Ulanen, in der Attaque bei Reichstädt erschossen und in jener Halde beerdigt worden ist. An diesem Tage, wo die Herstellungsarbeiten beendet sind, übergiebt der Veranstalter jener Sammlung, Buchdruckereibesitzer Jehne, iin Namen Aller, die durch ihre Beitrage das Unternehmen ermöglichten, das Tartarengrab in seiner neuen Gestalt der Stadt und insbesondere dem Schutze jedes Wohlgesinnten, hoffend, daß weder Leichtsinn noch Böswilligkeit sich an der Ruhestätte eines Tobten vergreisen werden. — Außer allen Denen, welche die Mittel zur Erneuerung des Denksteins gaben, dankt er noch Allen, welche ihm dabei mit Rath und Tbat zur Hand gingen, besonders auch Hrn. Occonom Röhringer jun., der freundlichst gestatten will, daß man auf seinem (oberen) Feld rain hin nach dem Grabe gelange, da die Mittel nichr ausreichtcn, auch die Umstände eS nicht gestatteten, einen Weg nach demselben hin auszukaufen. Dippoldiswalde. Nächste Mittwoch, als den 2. Juli, hält der hiesige Zweigverein der Gustav-Adolph- Stiftung die Jahresversammlung in Bärenstein ab und zwar mit Gottesdienst und in derselben feierlichen Weise, wie dies zeither üblich war. Insbesondere wird sich bei dein Festzuge in die Kirche der Berg- inannsstand durch eine Parade betheiligen und Herr Pastor Stichart aus Reinhardsgrimma die Festpredigt halten. Wir gedenken dieses Festtages, weil viele Leser d. Bl. Mitglieder dieses Zweigvereins sind und in dessen JahreSversanimlungen durch die eben so aus führlichen als interessanten Vorträge und Mittheilungcn des Vorsitzenden des Vereins, des Herrn Superinten denten von Zobel, über den edlen Zweck der preis würdigen Gustav-Adolph-Stiftung und deren Aus breitung in der evangelischen Christenheit erbaut und belehrt, sowie in der Treue zu diesem Liebeswerke bestärkt worden sind und verbinden damit die freundliche Bitte, der Festfeier, welche Vormittags 9 Uhr beginnt, bcizuwohnen. Dresden. Am Sonnabend hat der feierliche Schluß des Landtages im Sitzungssaale der 2. Kammer stattgefuuden und ist im Allerhöchsten Auftrage durch den Staalsminister Freih. v. Beust vollzogen worden. * Dresden, 29. Juni. Der bei der Albertsbahn als Güterexpedient angestellt gewesene Herrmann Römer ist seit einigen Tagen unsichtbar geworden und wird jetzt polizeilich verfolgt, da er dringend ver dächtig ist, ca. 1500 Thlr. unterschlagen zu haben. — Wie es heißt, würde der KreiSdirector von Schimpf in Zwickau zum Geh. Rath ernannt und an Stelle des kürzlich verstorbenen Geh. Rath von Ehrenstein als Abtheiluugschef die Leitung der dein Finanzministerium unterstehenden öffentl. Verkehrsan stalten (StaatSeisenbabnen, Posten rc.) übernehmen. Wer an seiner Stelle Kreisdirector in Zwickau werden wird, ist noch unbestimmt. Dresden. Am Freitag Nachmittag geriethcn auf dem Kinderspielplätze am Pirnaische» Platze gegen 15 Knaben mit einander in Streit, welcher in eine förmliche Schlägerei ansartete. Hierbei wurden die