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Freitag. M 44 13 Luni 186S. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Aeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. j Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Ml der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe Zv Dippoldiswalde, /ranenflein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Zn der am 6. Juni d. Js. vor dem hiesigen königl. Gcrichtöamte stattgefundenen Wahl zweter Mitglieder zur Gewerb ekam mera b- theilnng der in Dresden zn errichtenden Handcls- nnd Gewerbekammer hatten sich von 63 Wahlmännern 60 cingefunden; 2 waren entschuldigt, 1 unentschuldigt ausgeblichen. Diese Wahlmänner wählten für die 4. Wahlabtheiluug (welche die obrigkeitlichen Sprengel der Gerichtsämtcr Altenberg, Dippoldiswalde, Frauen frei«, Gottleuba, Lauenstein, Sayda, Tbarant und der Städte Altenberg, Dippoldiswalde, Frauenstein, Geising, Gottleuba, Sayda und Tharant umfaßt) folgende Herren : 1) Amts- undRatbszimmernistr.Ullrich inTharant. 2) Lohgerbermstr.Ernst Frosch in Dippoldiswalde. — 12. Juni. Das diesjährige Pfingstfest war den Reisenden im Allgemeinen günstig; ein Gewitter am ersten, sowie zwei am letzten Festtage, minderten die große Hitze in etwas und konnten das weitere Fort kommen nur ans Stunden stören. Der Verkehr auch bei uns war ein sehr lebhafter; am zweiten Festtage wurden allein durch die Postanstalt an 100 Personen weiter befördert. — In Dresden war der Fremden zufluß ungeheuer. Die Extrazüge auf der Leipziger Bahn allein brachten von Berlin, Leipzig, Chemnitz rc. gegen 5000 Menschen, während sie über 2000 weg- führtcn, und ist zu berücksichtigen, daß auch die gewöhn lichen Züge sehr stark besetzt waren. Die sächsisch schlesische Bahn beförderte am Sonnabend und Sonntag 5500 nach Dresden und gegen 7000 Personen sind weiter gefahren. Rechnet man hierzu den starke» Ver kehr auf der sächsisch-böhmischen und auf der Alberts- bahn, auch den, welchen die ununterbrochen thätig gewesenen Dampfschiffe förderten, so kann man die Personcnbewegung von und nach Dresden wohl aus 30,000 Köpfe anschlagen. Die Gewitter haben in der sächsischen Schweiz, wohin wohl ein Hauptzug der Fremden ging, arge Störungen herbcigesührt. /X Frauenstein, 10. Juni. Am verflossenen Don nerstag, den 5. d. M., Abends in der 11. Stunde, ging in Mulda, in den sogenannten Herren-Häusern, in ei nem erst vor mehreren Jahren neugebauten Hause Feuer auf, während die Besitzer desselben abwesend waren und die Miethsleute schon schliefen. Die letzteren mit ihren 6 Kindern retteten sich, rm Hemde aus dem Feuer springend, aber die Kinder der Wirthsleutc, ein Mäd chen von 6 und ein Knabe von 9 Jahren, verbrannten leider! Ob die Letzteren etwa unvorsichtig mit dem Lichte Angegangen sind, oder wie sonst das Feuer ent standen sein mag, weiß man bis jetzt nicht. Als die Besitzer an ihr Haus kamen, war dasselbe mit Allem, was darinnen gewesen, schon ziemlich in Feuer aufge gangen. — Bei unserm, am 2. und 3. Pfingstfeiertage stattgehabten Königsschießen hat der Herr Grenz aufseher Bachma nn aus Deutsch-Neudorf die Königs würde erlangt. * Dresden, 6. Juni. Fanden wir uns schon vor einiger Zeit veranlaßt, die Lage mehrerer, in unserer Nähe befindlicher Acticngesellschasten für nicht gerade die beste zu erklären, so haben spätere That« fachen dies gerechtfertigt. Man darf nur im Börsen zettel die Rubrik „Lokalpapiere" aufmerksam betrachten, so wird man finden, wie viele dieser meistens ans 100 Thlr. gestellten Werthspapiere weit unter diesem CourS, ja die der „Sächs. Glashüttengesellschaft" sogar auf nur 12 Thlr. pro Actie herunter gegangen find. DaS sogenannte Zehrfieber scheint ziemlich alle mit einigen Ausnahmen, unter letzteren vorzüglich die sehr gut angeschriebenen Dampfschifffahrts-Actien, die der Mar garethenhütte bei Bautzen, deS Hänichener Steinkohlen werks, der Waldschlößchenbrauerei rc. ergriffen zu haben. ES scheint im Ganzen, als ob die Blüthezeit der Actien längst entschwunden und die Periode des blätterlosen Spätherbstes gekommen wäre. In mehreren Beziehun gen kann man dreist behaupten, daß hieraus sür's große Ganze gerade kein großer Schaden erwachse; denn wenn auch hier und da mancher spekulationssüchtige Geldmann etwas verliert, so ist natürlich immer wieder Jemand dafür, der dabei gewinnt. Des Einen Ver lust ist des Andern Gewinn, so bringt eS das Börsen geschäft und die Actiensucht mit sich. Diesem entgegen werben alle soliden Unternehmungen auch ferner Bestand haben, und zeigt sich dies schon dadurch, daß deren Antheilscheine (Actien) selten zum Verkaufe kommen, vielmehr immer lange in einer Hand verbleiben. Für den Geldmarkt ist der Nutzen hieraus entsprungen, daß für andre Bedürfnisse das Geld weit eher zu haben ist, wie vordem. Der Grundbesitzer erhält jetzt viel leichter Geld gegen solide Hypothek, als vor mehreren Jahren, wo nicht nur Männer vom Fach, sondern Jeder in Actien machen und außer ziemlich hohen jährlichen Zinsen noch eine höhere Dividende haben wollte. Selbst Weiber waren hiervon ergriffen und hatten das Actien- fieber bekommen. Seit der Zeit sind Viele total kurirt, denn wie manche Aktiengesellschaft ist unterdessen schlafen gegangen. — Die in vielen deutschen Städten, besonders in Leipzig herrschende schöne Sitte, am Johannistage der lieben Tobten zu gedenken und deren Ruhestätte mit Blumen zu schmücken, soll jetzt auch hier Nachah-