Volltext Seite (XML)
Dienstag. 42 3 Juni 1862. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Ieitung. Preis i pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- un- Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Aemter un- Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauensteiu und Altenberg. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TagHsgef ch.-i chte. Dippoldiswalde, den 2. Jnni. Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Central-Gesangverein aus dem Plauen'schen Grunde, Ende Juli in unserer Stadt ein Gesangfest zu veranstalten, und seien dazu bereits Anmeldungen von ungefähr 400 Sängern erfolgt. Wir find überzeugt, daß unsere Mitbürger es an einer thätigen Unterstützung dieses Unternehmens nicht fehlen lassen werden, denn ohne allseitiges Entgegenkommen dürste die Ausführung nahezu unmöglich sein. Doch warten wir ab, was das Ortscomite, das sich, wie wir hören, aus hiesigem Gesangvereine gebildet bat, darüber veröffentlichen wird. — Der Ban eines neuen Saales bei hiesigem Schießhause schreitet rasch vorwärts, und ist bereits das Gebäude unter Dach gebracht. Nach dem Plane, ihn bis zum Vogelschießen fertig herzustel- len, dürfte er auch für das beabsichtigte Gesangfest erwünscht sein. — Gestern hörten wir in Schmiedeberg eine von vier Lehrern veranstaltete musikalische Abendunterhal tung, die auch mit Pianovorträgen durchwebt war. Es war zu verwundern, daß das herrliche Wetter keinen größeren Zuhörerkreis vereint hatte, zumal die Leistungen der Concertgeber von früher her als gut bekannt sein dürften. Nach dem reichlich gespendeten Applaus zn urtheilen, war die Befriedigung der Zu hörer eine allgemeine. — Der Nestor der Dippoldiswaldaer Postillone, der die erste ordentliche Post nach Dresden gefahren, der manchen Badereisenden nach den Heilquellen Böh mens gebracht hat, der alte Kaden, ist, nachdem er schon lange Jahre durch Lähmung vom Dienste abge halten worden war, nun gestorben. /X Frauenstein, 31. Mai. Der gestern hier ab gehaltene Frühjahrs-Jahrmarkt war vom besten Wetter begünstigt, und es waren auch so viele Käufer gekom? men, daß der Markt von der großen Mehrzahl der Verkäufer als ein sehr guter gerühmt wurde. * Aus Altenberg. Am 30. Mai mußten wir den als Lehrer hochgeschätzten Herrn Melzer, welcher als Rector nach Lauenstein berufen ist, scheiben sehen. Die dadurch an hiesiger Schule vacant gewordene Stelle ist von dem Stadtrathe bereits ausgeschrieben worden. Möchte es der Collaturbehörde gelingen, die durch den Abgang des Herrn Rector Melzer entstandene Lücke recht bald durch einen ihm ebenbürtigen Nachfolger auszufüllen. Lauenstein, 30. Mai. Heute hielt in unserm Städtchen der an die Stelle des Herrn Hanitzsch als Rector berufene Herr Melzer au« Altenberg (früher in Georgenfeld), welchen man, wie wir aus bester Quelle erfahren, seiner vorzüglichen Eigenschaften als Lehrer wegen ganz besonders schätzt, seinen Einzug, eingebdlt von dem Herrn Pastor, dem Hilfslehrer mit der erwachsenen Schuljugend und dem städtischen Ge- meinderaths-Collegium. Seine Dienstwohnung war festlich mit Kränzen und Guirlanden geschmückt. Gott segne seinen Eingang! Dresden. Herr Major Ser re auf Maxen hat den Rechnungsa bschluß über die „allgemeine deut sche Nationallotterie" veröffentlicht. Hiernach hat dieses Unternehmen einen Reinertrag von etwas über 450,000 Thlr. ergeben, wovon 300^000 Thlr. kür die Schillerstistung, 150,000 Thlr. für die Tiedgestiftung bestimmt find. Leipzig. Wie man hört, wird sich die königlich sächsische Armee in ihrer neuen Unisormirung zum ersten Mal am Geburtstag des Königs am 12. Dec. präscntiren. Noch wird uns mitgetheilt, daß in diesem Jahre die gewöhnlichen Herbstmanöver nicht stattfinden sollen. Wien, 27. Mai. Der Kronprinz Albert von Sachsen und Gemahlin sind zu Hacking in der Villa deS Prinzen Gustav Wasa abgestiegcn. Die Kron prinzessin wird einige Wochen dort verweilen, der Kronprinz einen Ausflug nach Italien machen. Kassel. Wir befinden uns in einem eigenthüm- lichen Zustande. Man weiß nicht recht, ob die Neu zeit im Anzuge ist, ober ob wir uns noch unter dem zwölfjährigen Drucke befinden. Daß noch allgemeine» Mißtrauen herrscht und Niemand an die neue Aera eines ehrlichen und wohlwollenden Ministeriums glaubt, steht fest. Die Preußen stehen noch immer hart an der Grenze, in den nächsten Dörfern und Gehöften an der Grenze des Kreises Hofgeismar liegt alles voll Truppen; was hilft uns dies aber, wenn dadurch nicht ein Druck auf die Ernennung eines zum Neubau völlig geeigneten Ministeriums auSgeübt wird! Wir bedauern jetzt sogar, daß die diplomatischen Beziehungen von Preußen abgebrochen sind, denn wenn auf keine andere Weise im gegenwärtigen Momente eingewirkt wird, so wäre es sogar immer noch von Vvrtheil, Hrn. von Sydow hier zu haben. Die Annahme, daß Oester reich und Baiern von der Ernstlichkeit Preußen«, die Wirren beendet zu sehen, überzeugt sind und deshalb für ein liberales Ministerium agitiren, hat zwar an Wahrscheinlichkeit nichts verloren, indeß hat der Kur fürst augenblicklich, wo er sich sogar von seinen bis herigen Freunden verlassen glaubt, kein großes Ver trauen auf diese Freunde, namentlich auf Oesterreich,