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Freiing. 37 1«. Mni 18SS. ärscheinl Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Klatt der Königtichcn Gerichts-Ämter und Stadtrüthe M Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Weißeritz-Ieitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die * Spalten-Zeile 8 Pfg- Taqesgefchichte. Dippoldiswalde. Vom schönsten Wetter begün stigt, fand vorigen Sonntag, zum Wiederbeginn der Turnübungen auf unserem, auf dec sogenannten Aue an der Wcißeritz gelegenen Turnplätze, ein fest licher Auszug der hiesigen Turnerschaft statt. Man versammelte sich um 3 Uhr am Rathhause und, ein Musikchor voran, ordnete sich der Zug in folgender Reihenfolge: Eine Schaar kleiner Turnerinnen, das Haar mit einem Kranze geziert nnd an ihren Turn stäben einen Kranz tragend, eröffnete den Zug; ihnen folgten die turnenden Knaben und Jünglinge, und den Zug schlossen die Mitglieder des Turnrathes. Eine große Flagge und eine Fahne mit dem Turnerspruch schmückten den Zug, der sich über den Markt, die Hcrrengasse hinauf, die Altenberger Straße entlang, durch die Vorstadt nach dem Turnplatz bewegte. Hier wurde Halt gemacht, l)r. Theile sprach zur Begrüßung des Wiederbeginncnö des Turnens einige Worte, worin er darauf hinwies, daß nicht eine, auf dem Turnplatz zu erlangende Virtuosität der Zweck des Turnens sei, sondern daß dasselbe vorzugsweise als Mittel zur Kräf tigung deö Geistes und zur Erstarkung des CharacterS betrachtet werden müsse. Dann wurden von sämmt- lichen Turnern einige gemeinsame Freiübungen aus geführt, worauf in einzelnen Riegen das Turnen an den Geräthen erfolgte. Ein heiterer, fröhlicher Sinn belebte das Ganze, und ein zahlreiches Publikum sah befriedigt und unter Zeichen des Beifalls dem harmlos munteren Treiben zu. — Das Turnen wird von nun an regelmäßig Mittwochs und Sonnabends Nachmit tags auf dem Turnplätze stattfinden, und zwar werden von 4 bis 5 die Mädchen, von 5 bis 6 die Knaben, und von 7 Uhr an die Jünglinge und Erwachsenen turnen. Dresden. Das Ministerium des Innern erläßt eine Verordnung, das Coursiren zu leichter Gold münzen betr., worin e» heißt, daß dasselbe sich ver anlaßt sehe, da neuerlich mehrfache Klagen über das Coursiren zu leichter Goldmünzen laut geworden seien, auf das bestehende Verbot des Einbringens und der Ausgabe zu leichter Goldmünzen und auf die, auf Uebertretung dieses Verbotes im Gesetze vom 22. Juli 1840 gesetzten Strafen aufmerksam zu machen, auch die Polizeibehörden zu verschärfter Aufsichtsführung und zu unnachsichtlicher Ahndung solcher Zuwiderhandlungen anzuweisen. Solche Einschärfungen bestehender Gesetze und Verordnungen und alle Beschwerden allgemeiner Art können aber keinen Erfolg haben, wenn nicht das betheiligte Publikum die Durchführung durch jedes malige sofortige, und zwar nicht allgemein gehaltene, sondern zur Einleitung einer Untersuchung geeignete Anzeige eines Mißbrauchs oder einer Zuwiderhandlung unterstützt. — Am 19. Mai wird auch in Dresden, wie an vielen andern Orten, eine Festfeier zum Andenken an den 100. Geburtstag Johann Gottlieb Ficht e's stattfinden. Leipzig. In dem Dorfe Leutsch jtrug sich am 11. Mai bas schreckliche Unglück zu, daß in einer Scheune, in der die 3 Kinder des dortigen, gerade abwesenden Schullehrers spielten, wahrscheinlich durch unvorsichtiges Gebühren mit Streichhölzchen, Feuer entstand, welches so schnell um sich griff, daß diese 3 Kinder (von 3—8 Jahren) sich nicht zu retten ver mochten, sondern in den Flammen ihren Tod fanden. Das kleinste soll sich schon aus der Scheune geflüchtet gehabt haben, aber noch einmal zurückgekehlt sein, um seinen ältern Bruder nachzuholen. Berlin. Am 11. Mai ist der Generaladjutant deS Königs, Generalleutenant von Willisen, im Aller höchsten Auftrage nach Kassel gereist, und ist die kurhessische Verfassungsangelegenheit mit der Reise in Verbindung zu bringen. Es bandelt sich um eine Art von Ultimatum, das Seiten der preußischen Regierung an Kurhessen gestellt wird. Die National- Zeitung sagt: Wenn der Kurfürst Ernst sieht, so wird er ohne Zweifel nachgeben, ohne daß das Gerücht rur Wahrheit wird, nach welchem sich nächstens preußische Truppen gegen die kurhesstsche Grenze bewegen würden. — Der General Willisen hat am 12. Mai beim Kur fürsten um eine Audienz vergebens nachgesucht. Spät Abends sand eine außerordentliche Sitzung des Staats ministeriums im kurfürstlichen Palais statt; nachher hatte General Willisen beim Kurfürsten Audienz. Der Ministerialbeschluß lautete: Nicht nachzugcben! Die Stadt ist in großer Aufregung. Breslau. Das mit der kurhessischen Ver fassungsangelegenheit in Verbindung stehende Gerücht bestätigt sich: das 4. und 7. ArmeecorpS soll sich marschfertig halten. Das 6. Armeecorps giebt seine entbehrlichen Pferde, die an die Gutsbesitzer auS- geliehen sind, sofort an die erwähnten ArmeecorpS ab. Wien. Es sind in diesem Augenblick sehr lebhafte Verhandlungen zwischen den Cabineten der Schutzmächte Griechenlands über die beunruhigenden Zustände in diesem Königreich, sowie über die griechische Thronfolge frage , im Zuge. Wenn es in letzterer Beziehung seine volle Nichtigkeit damit haben dürfte, daß man sich am Münchener Hofe definitiv für die Thronfolge des erst geborenen SohneS des Prinzen Luitpold nnd für die