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Dienstag. 38. 20 Mai 1862. ärscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter vnd Stadträthe M Dippoldiswalde, Mucnstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgef chichte. Dippoldiswalde. Bei der am 17. Mai d. Jö. beim hiesigen Stadtrathe vorgenvmmencn Auszählung der Stimmen für die Wahl von 3 Wablmännern zur Handelskammer ergab sich, daß die Herren E. W. Rech en berg er in Deutschcatharinenberg mit 20 Stimmen, G. F. Hiemann in Heidelberg mit 19 Stimmen, C. G. Einhorn in Seifen mit 15 Stimmen gewählt worden waren. Von 46 ausgegebenen Stimm zetteln waren 30 wieder eingegangen, von denen 6 als ungültig nicht berücksichtigt werden konnten. ° Aus Altenberg. In diesem Blatte ist, wie ich mich zu entsinnen glaube, schon einmal über die Unsitte geklagt worden, daß bei solenneren Begräbnissen sich Jung und Alt, besonders vom weiblichen Geschlecht, in Masse auf den Friedhof drängt, und dabei nicht allein die Betheiligten belästigt, sogar von dem offenen Grabe wegstößt, sondern auch auf den Gräbern herum trampelt, deren Schmuck beschädigt, ja oft gänzlich zerstört. Dieser Unfug trat aber bei der am 11. d. Mts. stattgesundenen Beerdigung der Frau Büttner namentlich sehr stark hervor. Wäre es nun aber nicht endlich an der Zeit, und stehen denn der städtischen Polizeibehörde nicht Mittel zu Gebote, diesem öffentlichen Acrgernisse entgegenzutreten? Es könnte ja zunächst eine öffentliche Warnung und ein Gebot, daß alle bei Begräbnissen Unbetheiligte den Friedhof gar nicht zu betreten haben, erlassen, und die Nichtbeachtung des selben mit namhafter Strafe angedroht werden. Aller dings müßte die Behörde dann auch energisch und unnachsichtlich verfahren. Gewiß würde sie dadurch nur den Dank aller Derer, welche die letzten Ruhe stätten ihrer Lieben so gern schmücken und denen die Verunehrung derselben doppelt schmerzlich sein muß, verdienen und ernten. * Aus Geising. Wenn man auch mit dem Wun sche, daß die MügUtzstraße zum Anschluß an die nach Altenberg führende baldigst fortgebaut werden möge, ganz einverstanden sein muß, so kann man es sich doch nicht verhehlen, daß die Herstellung einer guten Straße zwischen Geising und Zinnwald für unseren Ort ungleich wichtiger ist. Der Verkehr derselben ist, sowohl von hier, als auch ganz besonders von den niederen Gegenden aus, ein sehr bedeutender, und die jetzige Straße, namentlich der Theil vom Albertsschachte aus wärts in einem so destruirten Zustande, daß sie besonders im Winter und bei irgend bedeutendem Schneefalle, fast gar nicht, oder doch wenigstens nur mit Gefahr für Menschen und Thiere zu passiren ist. Da cs dem Herrn Einsender des in Nr. 36 d. Bl. enthaltenen Aufsatzes nickt gefallen hat, auf die Notwendigkeit auch des Fortbaues der bereits vor mehreren Jahren von Geising ans nach Zinnwald geführten chanssirten Straßenthcilshinzuweisen, so solldieshiermit geschehen. Dresden, 17. Mai. Unsere öffentlichen städti schen Schulen werden nickt lange mehr den Bedürf nissen genügen, denn bereits jetzt sieht man sich ge nötigt, sogenannte Filialen in ermietheten Localen zu errichten, um es nur zu ermögliche», die schulpflichtig gewordenen Kinder alle unterzubringen. Erst vor ca. 10 bis 12 Jahren hat man einige neue Schulhäuser gebaut und glaubte damit auf lange Zeit dem Bedürf- niß genügt zu Haden. Man hätte solche ganz sicher doppelt so geräumig bauen können, ohne jetzt über Leere klagen zu müssen. Die Stadt hat ungefähr 13000 schulpflichtige Kinder, die freilich manche Schul stube, jede zu ca. 50 Kinder gerechnet, mindestens 200 Schulstuben erforderlich machen. Der Zuschuß, welchen bisher die Stadt jährlich gab, betrug an 32000 Thlr., der sich aber bald bedeutend steigern wird, zumal das jetzt zu hohe Schulgeld (15—20 Ngr. fürs kleinste Kind pro Monat) in den Bürgerschulen wohl wirb herabgesetzt werden müssen. In den Be zirksschulen kostet es freilich weniger, aber die Leistungs fähigkeit derselben ist auch so schmal bemessen worden, daß deren Organisation sich ebenfalls kaum lange halten kann. Denn wenn in einer großen Stadt wie Dresden, die Kinder so spärlichen Unterricht zu halben Tagen (nur in den obern Klassen an ganzen Tagen) genießen sollen, so hat solche vor den Meisten kleinen Städten, ja wohl vielen Dörfern nicht nur nichts voraus, sondern steht noch hinterdrein. Eine derartige übergroße Sparsam keit der Stadtverwaltung gerade beim Schulwesen, ist wirklich zu beklagen und werden die Folgen kaum aus- bleiben. Lungwitz. Das Interesse für das Turnen wird erfreulicher Weise ein immer allgemeineres. So hat, wie wir hören, in unserer Nähe der Besitzer des Ritter gutes Reinhardsgrimma, Herr Ruschenbusch, ein Stück Land mitten im Walde, in der Nähe des Buschhauses gelegen, mehr al« einen Scheffel Flächenraum umfas send, zu einem gemeinsamen Turnplätze für alle Turn vereine der Umgegend in liberalster Weise bewilligt, und hatten sich am vergangenen Sonntag eine Anzahl Turner aus Dresden, Kreischa, Glashütte und Dip poldiswalde zu gemeinsamen Uebungen auf diesem romantisch gelegenen Platze eingefunden. — Auch in unserem Lungwitz wird im Stillen fortgeturnt. So lange noch auf dem Saale des hiesigen Gasthofes geturnt wurde, boten die damit verbundenen allwöchcnt-