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34 Weißerttz-Zeitung Dienstag. Lrjcheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 6 Mai 18«S Preis pro Quartal ! 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg, Iml»- »ad AVchc -lalt dcr KSaiglicheu Wkrichls-Iemler m» SlidtrSthe Mppoldiswlitdc. FrmmM uiid Mtibtkg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefchrchte. Dippoldiswalde. Nachdem unsere Gesetzgebung den Grundsatz angenommen hat, daß jede Gemeinde, resp. jeder ArmenversorgungSverband, seine Armen und Erwerbsunfähigen selbst in dem erforderlichen Maße zu unterstützen hat, so baß sie Anderen nicht zur Last fallen, sollte man erwarten, daß sie nicht mehr im Lande zum systematischen Betriebe der Bettelei umhergeichickt würden. Gleichwohl geschieht dies in einer wahrhaft erschrecklichen Weise mit den Blinden und anderen Un glückliche», welche mit ihren Leierkästen Volksfeste und hauptsächlich Jahrmärkte überfluthen, so daß eS kaum anSznstehen ist. Bei unserem letzten Jahrmärkte am 28/29. April war wieder eine ungewöhnlich große Zahl derselben anwesend. Schon von früh 6 Uhr an begann die Leierei und dauerte fort bis Abends in die 10. Stunde. Welche Qual für die Bewohner solcher Stadttheile! Die fortwährende Bettelei gar nicht zu rechnen, werden die Obren, welche ohnedies schon durch den Jahrmarkts- lärm fast betäubt sind, durch diese wahrhaft entsetzliche Leierei gequält. Wir haben gesehen und gehört, daß drei solche Leierkastenleute ihr Geschäft des Drehens ihrer Orgeln in wenigen Ellen Entfernung von einander gleichzeitig betrieben, und daß der Eine einen Kirchen gesang, der Andere einen ganz gemeinen Gaffenhauer, der Dritte etwas Dem Aehnlicheö ablcierte. Dazu rasselten nun noch die Wagen nnd jauchzten die An getrunkenen. Das beißt wirklich: menschliches Gefühl mit Füßen treten. Ueberdies werden dielen Kästen die schrecklichsten Mißtöne ausgcpreßt. Da nach unserer Ansicht das Betteln noch nicht in die Classe der erlaubten Gewerbe ausgenommen ist, so wissen wir eigentlich nicht, mit welchem haltbaren Grunde man dem Publikum zumuthen will, sich solchen Unfug rubig gefallen zn lassen. — Dadurch wird das Armengesetz umgangen, denn die Bettelei tritt ganz unverschleiert auf; das Heilige wird entheiligt; das menschliche Gehör wird für gute Musik abgestumpft; Gesunde werden in jeder geistigen Operation gestört; Kranke werden gequält. Warum thut unsere, für das allgemeine Wohl sonst so sehr beschäftigte Landespolizei diesem Unfuge nicht Einhalt? und warum beschränkt unsere Localpolizei nicht wenigstens die Zahl dieser Leierkastenleute auf zwei bi» drei, wozu sie da« Recht hat? Sie sind hin reichend, um die Bewohner einer Gaffe zu erschrecken. Altenberg. Den 26. April ertrank in Hirschsprung in einem, neben dem Hause angebrachten Wasserbehälter das 3jährigc Söhnlein des Waldarbeiters Lohse. Zu bewundern ist eS, daß hier noch nicht ähnliche Un glücksfälle vorgekomme» find, da fast zu jeder Zeit des Tages ganz kleine Kinder an den, aus die Mühlen führenden Wasserleitungen sorglos spielen, sich darüber hineinlcgen und Hölzchen u. A. m. auffangen. — Wie sehr auch dem K. K. Bezirksgerichte zu Tep« litz daran gelegen ist, das gute Bernehmen zwischen den Böhmen und Sachse» zu erhalte», sicht man daraus, daß jetzt jeden Sonnabend ein GenSd'arm, wahr scheinlich von dort aus zur Aufrechthaltung der Ruhe beordert, nach Zinnwald kommt und Montag wieder zurückkehrt. — Zu der ziemlichen Hitze, die wir einige Tage gehabt, kommt bei uns noch ein heftiger Süd wind. Ist er anch kein Samum oder Sirocco, so trocknet er doch immer unsere Gefilde sehr aus und erschwert die Aussaat. Dresden. Das Gesammtministerium bat folgende Bekanntmachung, die Bersammlung der Stände des Königreichs Sachsen zu einem außerordentlichen Land tage betreffend, erlassen: Seine Majestät der König haben beschlossen, wegen Berathung einiger dringlichen Gegenstände mit den getreue» Ständen, in Gemäßheit von K. 115 der VerfaffungSurkunde, einen außerordent lichen Landtag auf den 19. Mai dieses JabreS in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird dieses und daß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch besondere Missiven aus dem Ministerium des Innern deshalb ergeben werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. In Leipzig bat der herrschaftliche Gärtner zu Gaschwitz ein Meisterstück der Etziehung zu Markte gebracht — eine Gurke, 22'/r Zoll lang und 3'/, Zoll im Durchmesser. — Kennzeichnend für das überraschende Wachs- thum der Dörfer um Leipzig, worauf die zahlreichen Omnibusverbindungen bafirt find, ist eS, daß man in Lindenau und Plagwitz demnächst eine Gasanstalt zu errichten beabsichtigt. Ein tüchtiger Ingenieur unter nimmt die Herstellung, und sollen die Kosten durch Actien aufgebracht werden. (Also auch auf sächsischen Dörfern Gasbeleuchtung!) Nürnberg. Der Gustav-Adolph-Verein wird am 26., 27. und 28. August seine Hauptversammlung in unserer Stadt abhalten. Man erwartet die Vertreter von 1000 Haupt- und Zweigvereincn. Um die Feier würdig zu begehen, hat sich rin Lomits gebildet, der einen Aufruf zu Beiträgen erläßt. Der Comitö ver anschlagt die Kosten auf mindestens 1000 Gulden.