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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Zeitung. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeigt-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadlräthe Z» Mppotdistvatde, Fravenstein und Ittenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. » ' > Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die letztvergangene Versamm lung der Mitglieder des Turnvereins hat zu einigen Veränderungen in der Mitgliedschaft des Turnrathes geführt. Nach den Ergebnissen der Neuwahl des letzteren scheiden von seinen Mitgliedern Herr Bauer meister und Herr Zeising aus. An ihre und an die Stelle eines vorher schon aus dem Turnverein ausgetretenen Mitgliedes wurden aus den Vereinsmitgliedcrn in den Turnrath gewählt: Herr Weißgerbermeister Müller. HerrAdvocat Riedelund HerrRechtscandidatS o mmer. Der Turnrath besteht demnach aus diesen und den wieder gewählte» früheren Mitgliedern, Herren Loh- aerbermeister Frosch, Expedient Gruh le, Or.Poppc, Kaufmann Richter, Zimmermeister Schmidt, Adv. Schumann. Die genannten Herren haben die dem Turnrath obliegenden Functionen in der Weise unter sich vertheilt, daß Herr Adv. Schumann den Vorsitz, Herr Lohgerber meister Frosch seine Stellvertretung, Herr Rechtscandidat Sommer das Schriftfübreramt, Herr Kaufmaun Richter das Kassengeschäft, Herr Zimmermeister Schmidt das Zeugwart-, Herr Expedient Gruhle das Turnwartamt übernommen haben, Herr Weißgerbermeister Müller, Herr ür. Poppe und Herr Advocat Riedel aber als beratbende Mitglieder emgetreten sind. Es ist von dem genannten Turnrathe beschlossen worden, die Turnübungen spätestens in der Mitte des Monates Mai beginnen zu lassen, und ihre Leitung Herrn l)r. Theile, so wie schon früher, zu übertragen, welcher sich auch zu ihrer Uebernahme bereit erklärt hat. Wenn keine Hindernisse bezüglich des Wetter« ein treten, soll die Wiedereröffnung mit dem Auszuge der Turner am 11. Mai Nachmittags beginne», und daS Weitere deshalb noch besonders bekannt gemacht werden. Hiernächst hat man beschlossen, die monatlichen Zahlungen der Kinder für die Theilnahme am Turn unterrichte von 5 Ngr. auf 4 Ngr. herabzgsetzen. Nehmen aus einer Familie zwei Kinder am Turnunter- richtTheil, so erhöht sich die Zahlung auf monatlich 6 Ngr., und bei noch mehr Kindern auf 7 Ngr. 5 Pf. Aermere und ganz Unbemittelte haben auf Er mäßigung, resp. gänzlichen Erlaß dieser monatlichen Zahlungen Anspruch, und haben sich deshalb an Herrn Cassirer Kaufmann Richter oder ein anderes Mitglied des Turnrathes zu wenden. Dagegen hat es, wa» die monatlichen Zahlungen für Solche aulangt, die das 14. Lebensjahr überschritten haben, oder schon erwachsen find, bei dem früheren Satze von 5 Ngr. pr. Monat sein Bewenden. Eben so dabei, daß Jeder, der am Turnunterrichte Theil nimmt, wenigstens einen ganzen Monatsbetrag zu be zahlen sich verpflichtet, auch wenn er, wie ihm freisteht, vor Ablauf des Monates wieder austreten würde. Diejenigen Eltern, welche ihre Kinder den Turn unterricht benutzen zu lassen wünschen, und die Er wachsenen, welche für ihre Person Theil nehmen wollen, haben sich, der Ordnung halber, unter vollständiger Angabe ihres Namens, der Wohnung, resp. der Zahl der Kinder und ihrer Namen, bei dem Herrn Cassirer Kaufmann Richter, am Markt, zu melden. Und so wünschen wir, daß diese Uebungeu ebenso segensreich wirken mögen, als dies anderwärts der Fall ist und der ermuthigende Beginn im vergangenen Jahre erwarten ließ. Dippoldiswalde. Manche Leser dieses Blattes werden sich noch entsinnen, daß vor länger als Jahres frist der Hausbesitzer Wolf in Lohmen sich in Schlottwitz mit einem Grundstücke ansässig machte, und Inhalt« des von ihm abgeschlossenen Kaufes noch einmal so viel zahlte, als dasselbe wertb war. Sein ganzes Vermögen bestand in dem etwa 800 Thlr. werthen, aber mit 700 Thlr. Hypotbekenschuld versehenen Hause in Lohmen, welches er mit 2300 Thlr. an Zahlungsstatt seinem Verkäufer überließ. Wolf begann nun eine Wirth- schastsführung, worüber man allgemein staunte. Nach dem nämlich ein Versuch, ein Hypothekendarlehn auf« zunebmen, nicht gelang, veräußerte er das gesammte Inventar an Vieh, Schiff und Geschirr und allen Hausgeräthschaflen und zeigte sodann die Insolvenz beim hiesigen Gerichtsamte an. Wolf war dabei mit deutscher Gründlichkeit zu Werke gegangen, denn als das Gerichtsamt mit Beschlagnahme der Wölfischen Effecten an Ort und Stelle verfahren wollte, fanden sich die Wirthschaflsgebäude sammt der Wohnung voll ständig leer vor. Da gab es kein lebendes Wesen mehr, keine Spur von Wirthschaftsgeräthen, keine Meubles, nicht einmal ein Kaffeegeschirre, nur ein einziger Löffel; mit einem Worte: das Grundstück war so ausgezogen und aller Gegenstände entblößt, daß es einer Ruine glich, und die Schweden im 30jährigen Kriege wohl kaum ärger gewirthschaftet haben konnten. Ein klägliches Schuldenwesen, bei welchem nur ein Hypothekenglänbiger volle Befriedigung sand, und die Einleitung der Crimminaluntersuckung gegen Wolf wegen böslichen Banquerottes war die Folge dieser offenbar betrügerischen Handlungsweise des Wolf. Vor wenig Tagen nun stand Wolf in Puna vor seinem Richter. Trotz seines beharrlichen Leugnens wurde er von mehreren Zeugen, worunter sich sogar seine eigenen