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Frciwq. M 30. 18 April I8«S. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen Lurch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichts-Iemter und Stadträthe ZV Dippoldiswalde. Francnstein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesgeschichte. Dippoldiswalde, 16. April. Die heutige Ver sammlung des Steinkohleiibau-Vereins Golberode- Dippoldiswalde war eine eben so zahlreich besuchte, wie die früheren, und dauerte von früh 9 Uhr bis Nachmittags gegen 4 Uhr. Es hatten sich 151 Actio- näre eingcfunden, welche 645 Actien mit 255 Stimmen vertraten. Der wesentliche Theil der Tagesordnung bestand in der Frage: ob der Verein sich aufzulösen habe oder nicht, und so sehr man bei der, den Lesern d. Bl. bereits bekannten Geldverlegenheit des Vereins erwartet hätte, daß man entweder die Auflösung ans« sprechen oder die Vertretung des Vereins durch Ge währung von Mitteln in den Stand setzen würde, das Werk, gegen dessen guten Zustand in bergmännischer Beziehung man weder früher noch heute ein Wort vorzubringeu vermochte, fortzusetzen, so ist doch sonder barer Weise weder das Eine noch das Andere geschehen. Nach längerer Debatte, in welcher gar viele Anträge gestellt wurden, die sich zum Theil in einen Kreislauf bewegten und bald eine Erledigung sanden, bald aber auch verronnen, wurde endlich die Frage der Auf lösung von 209 Stimmen mit 134 bejaht und mit 75 verneint, demnach, weil die statutarische Mehr heit an nicht erlangt wurde, verneint. Demnach war nun ausgesprochen, daß ein dem Hungcrtode ver fallene« Subjekt dennoch fortleben müsse, auch wenn ihm keine Nahrung gereicht werde, denn von den, für das Fortlebcn stimmenden 75 Aktionären hörte man auch nicht einen Laut darüber, auf welche Weise die Fortdauer des Lebens erhalten werden solle, obschon vom Vorsitze aus vorher wiederholt darauf hingewiescn war, daß ohne sofortige Beschaffung von Mitteln die Vertretung des Vereins nicht im Stande sei, auch nur einen Tag lang die Fortführung des Werkes zu ermöglichen. In dieser sonderbaren Lage wurde zwar der sachgemäße Antrag auf Jnsolvenzanzcige gestellt, auch unterstützt, schließlich aber von dem Beschlüsse: das Direktorium und den VerwaltungSrath zur Auf nahme eines mit prioritätischen Rechten zu versehenden Darlchns von 4000 Thlrn. zu beauftragen, um das Werk bis zu dessen Verkauf zu unterhalten, verdrängt. Nun fürwahr, ein solcher Beschluß mußte Jedem un erwartet kommen, der ihn mit aussühren sollte: selbst wenn beide Vertretungsorgane aus Göttern zusammen gesetzt wären, würden diese die Ausführung für un möglich halte». Eine Priorität dieses Darlehns, d. h. einen Vorrang dieser Schuldner vor allen andern Gläu bigern des Vereins kann die Generalversammlung gültiger Weise gar nicht anssprechcn; dazu gehört, daß alle Gläubiger des Vereins ibre Genehmigung dazu ertheilen. Da nun zu letzteren nicht nur die Waaren- gläubiger, die Bergleute wegen ihres Lohnes, die Knappschaftöcasse, sondern auch die Inhaber der soge nannten Prioritätsscheine (Nachzahlungen) gehören, die Inhaber derselben aber, weil solche Papiere aus einer Hand in die andere gehen, nicht insgesammt bekannt sind, so fragen wir: wie soll diese Genehmigung beschafft werden? Und endlich, wenn man ja dazu verschreiten und den Versuch machen wollte: was soll bis dahin mit der beschlossenen Erhaltung und Fortführung des Werkes werden (die ohne baare Mittel nicht einen Tag lang möglich ist), wo auf die Anfragen oder öffentlichen Aufrufe die nöthigen Erklärungen eingegangen sind? Wir halten eine Ausführung dieses Beschlusses bei solcher Sachlage und dem finanziellen Zustand des Vereins unmöglich, und bedauern tief, sehr tief, daß der Verein nicht etwa wegen Mißlingens seines Zwecke« (denn ein bauwürdiges Kohlenflötz ist aufgeschlossen), sondern deshalb zu Grabe getragen werden wird, weil der Verein den mit wenigen Mitteln errichteten Neubau nicht ausbauen will. Wir sind gespannt auf Das, was die Vertretung des Vereins thnn wird. *) *) Unserer Meinung nach wird ihr nichts übrig bleiben, als sofort die Insolvenz des Vereins beim hiesigen kgl. Gerichts amte zur Einleitung des Eoncnrsverfahrens aiizuzeigcn. D. R. Altenberg. Bevor Herr Bergmeister Perl mit den Seinigen unsere Stadt verließ, um in gleicher Eigenschaft nach Marienberg überzufiedeln, erhielt er von verschiedenen Seiten Beweise der Tbrilnahme. Die bereits früher übliche Sitte, daß sich eine Anzahl Freunde und Bekannte aus der Revier, welche mit dem scheidenden Bergmeister theils in geschäftlichen, theils in freundschaftlichen Beziehungen gestanden hatten, zu einem geselligen Mahle vereinigte, sand auch diesmal auf Anregung des Herrn Obereinfahrer Lucius und Herrn Bergfactor Nicolai statt, zu welchem sich nicht Wenige aus der Stadt selbst, dann aber auch Mehrere von Schmiedeberg, Geising, Dippoldiswalde, Lauen stein, Zinnwald, Bcrggicsbübel eingefunden hatten. Zwei Tascllicdcr und viele Toaste ernsten und heiteren Inhalts würzten das Mahl, welches bis gegen Mitter nacht währte. Besonders heben wir aber hervor die Theilnahme, welche aus dem Nachbarland Böhmen dem Scheidenden bereitet wurde. Wenig Tage vor seinen Abgang fand sich eine gar stattliche Deputation von Bergoffizianten und Bergwcrksbesitzern, geführt von dem kaiserlichen Bergkommiffar Herrn von Hohendorf, bei uns ein, und drückte dem Herrn Bergmeister Perl die Theilnahme aus, welche die Vertreter der benach- barten kaiserlichen Bergbehörde und Berggebäude an