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Dienstag. 32 2V. April 1862. Erscheint Preis MWeißerrh-Ieitung. >L Amts- und An)ttge-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und SIMräthe zv Dippoldiswalde, /rauensteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dresden. Nach der am 3. December 1861 vor- aenommenen Volkszählung betrug die Einwohnerzahl des Königsreichs Sachsen 2,225,240, d. i. 102,338 mehr als bei der Zählung des Jahres 1858. Aus die Regierungsbezirke der einzelnen KreiSdirectionen vertheilt sich diese Bevölkerung folgendermaßen: Dresden 583,213 Einwohner (29,267 mehr), Leipzig 506,294 (21,315 mehr), Zwickau 827,245 ( 44,421 mehr), Budisstn 308,488 ( 7335 mehr). — Richard Wagner wird zum nächsten Herbst nach Sachsen zurückkehren und seinen Aufenthalt in Dresden nehmen. — Am 8. April waren es 25 Jahre, daß das erste Streckchen Eisenbahn in Sachsen — von Leipzig nack Alten — zum ersten Male befahren wurde. Das Direktorium der Leipzig-Dresdener Bahn hat diesen Tag durch ein Festdiner gefeiert. — Bei Herrn Naturalienbändler Friedrich Schulz auf der Schloßstraße ist gegen Entree der Schädel mit kolossalem Geweih eines vorweltlichen Riesendir- sches (Kervus kibernicus) aus Irland zur Ansicht ausgestellt. DaS Geweih mißt von einer Spitze zur andern 14 Fuß und wiegt 250 Pfund. — Im Doublettensaale auf der Brühl'schen Ter rasse ist gegenwärtig ein kunstvoller Riesen teppich ausgestellt. Der Werth desselben wird auf 6000 Fl. angegeben, und es sollen zwei Personen drei Jahre lang daran ununterbrochen gearbeitet haben. Der Teppich ist 160 Quadraifuß groß, und es sind dazu 42 Ellen in den verschiedensten Farben prangende feine Tuche verschnitten, sowie 3 Pfund Seide vernäht worden. Derselbe ist aus 31,623 Stückchen durch künstliche Stickerei und Näherei zusammengefügt. In der Mitte des Teppichs ist eine Ansicht von Jerusalem sammt Umgebungen angebracht. Leipzig. Am 25. April wurde die hiesige Polizei von der zu Halle mittelst Telegraph benachrichtigt, baß ein junger Mensch aus Berlin, Commis in Halle, gestern dort 100 Thlr. entwendet habe und mit denselben nach Merseburg gefahren sei, um von dort aus wahr scheinlich über Leipzig nach Berlin zu reisen. Kaum eine Stunde nach Eingang des Telegramms wurde der junge Mensch von den Dienern der Criminalsection dem Verhöre des Polizeiamtes überliefert, wo er denn auch sein Verbrechen gestanden haben soll. An den entwendeten 100 Thlrn. sollen nur 2 Thlr. und einige Groschen gefehlt haben. Man siebt, welch wichtige Dienste der Telegraph und eine gute Polizei dem Pulicum zu leisten im Stande sind. Wim. Der Kriegsminister, Graf von Degenseld' hat sehr erhebliche Herabminderungen der Heeres- verwaltungSkosten beantragt. Diese Ersparungen sollen durch eingreifende Vereinfachungen und Verbesse rungen in allen Zweigen dieser Administration erzielt werden. Vermischtes. Professor Roßmäßler in Leipzig veröffentlicht ein neue» Mittel gegen die Feldmäuse. Man soll Weizen-, Gersten- und Spelzkörner bis zum Aufquellen in starker Aschenlauge weichen lassen, wieder gut trocknen und in bi« frischen Mauselöcher streuen. Das Mittel soll im vorigen Jahre in Böhmen mit glänzendem Erfolgt angewendet worden sein. In Leipzig hat sich am 4. April ein vierzehnjähriges Mädchen wegen einer schlecht ausgefallenen Schulcensur mir Rattengift vergiftet. Das vierhunderijährige Jubiläum der Einführung der Buchdruckerkunst in Wien wird dieses Jahr begangen, und treffen die Typographen bereits Vorbereitungen zu einer würdigen Feier. Wiens erster Buchdrucker, Namens Ullrich Haan, eröffnete seine Buchdrucker« 14S2. Bald darauf hatte er aber Fatalitäten, infolge eines gegen den Bürgermeister Holzer gerichteten gedruckten PaSquillS. Der Pöbel zerschlug die mit vielen Kosten hergestellten Pressen und Schriftkästen, Haan war aber auch Veran lassung, daß Kaiser Friedrich IV. den Buchdruckern ein Privilegium verlieh, welches sie dem Adel und dem Ge- lehrtenstande gleichstellte und ihnen gestattete, den Degen zu tragen. Das berühmteste Bild des größten MalerS, Raphael, die Sixtinische Madonna, entstand im Jahre 1518. Den Auftrag dazu gaben die Benedictiner Mönche des Klosters Sixtus in Piacenza. Das Bild, auf Leinwand gemalt, diente zuerst als Kirchenfahne, dann al- Schmuck des Hochaltars und machte die Klosterkirche zu einem Wall fahrtsort nicht nur für die Frommen, sondern auch für die Kunstliebhaber der ganzen Welt. Kurfürst August III. von Sachsen kaufte eS 1754 den Mönchen für 20,00« Ducateu ab und brachte es nach Dresden, wo eS heut« noch der Schmuck und Stolz des Museums ist. Er mußte aber auch eine Copie für das Kloster machen lassen, damit die andächtigen Besucher den Verlauf nicht merken sollten. Wenn sich doch alle Lonstituttonen einer so glücklichen Gesundheit erfreuten, wie die im bairischen Wald. Da wurde im Markte Zwiesel ein Müller dermaßen geprügelt, daß sein von Schlägen aufgeschwollener Kopf bei der Untersuchung breiarlig anzufühlcn war. Er erhielt mit