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Weißerih-Ieitnng Picntiajj. Erscheint Dienstags und I Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Ä1. Januar 186S. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spaltm-Zeile 8 Psg. Amt,- md Mchr-Ml da Königlichen Gerichts-Ämter md Stadträthe Wppoldiiimaldt, MnenIIkill m» AUenöieg. Lerantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. In der letzten Sitzung des Gewerbevereins, am 16. Jan., hielt Hr. I)r. Theile einen Vortrag über die Gesetze des Hebels und ihre Anwendung im practischen Leben. Ein ganzes Arsenal von allerhand Hebeln, Zangen, Scheeren, Pinzetten, Schraubstöcken und Wagen lag und stand vor dem Sprecher auf zwei Tischen ausgebreitet. Von dem doppelarmigen und einarmigen Hebel aus gehend, deren Wirkungen er zugleich durch sehr an schauliche Experimente versinnlichte, zeigte er, wie die Kraftäußcrungen zahlreicher Instrumente, die uns gar oft zn den mannichfachsten Verrichtungen im Leben dienen, auf den Gesetzen des Hebels beruhen. Er zeigte ferner die Wirkungen verschiedenartiger Hebel in ihrer Verbindung unter einander, erklärte die Construction verschiedenartiger Waagen, wie der gewöhnlichen gleicharmigen Waage (die er durch Versetzung des Umdrehungspunktes auch als sog. faule und umschlagende Waage spielen ließ), der auf einer Parallelogramm- Construction brühenden Tafelwaage, der ungleich armigen einfachen Decimalstangenwaage, der römischen Waage mit Laufergewicht und der Brücken-Decimalwaage. Durch die einfachen, von dem Sprecher selbst gefertigten Modelle aller dieser Waagen wurde den Zuhörern alles möglichst deutlich gemacht. Schließlich wurde noch das Modell der bei den Pumpwerken in Schächten gebräuchlichen großen Winkelhcbel vorgcführt und gezeigt, in welcher Weise die daran hängenden, mehrere hundert Ellen laugen Pumpstange», durch a^ denselben angebrachte Fußtritte, von den Bergleuten benutzt werden, um mit Hilfe der selben sich durch die bewegende Kraft der Dampfmaschine das anstrengende An- und Ausfahren aus dem Schacht zu erleichtern. An einem trefflichen Modelle einer Buchdruckerpresse, das die Versammlung als alten Bekannten von einer früheren Gelegenheit her begrüßte, wurde die Wirkung eines Kniehebels, als kräftige, leicht zu handhabende Presse, gezeigt. Der Gegenstand des Vortrags fand so lebhaftes Interesse, daß von mehreren Seiten der Wunsch einer Wiederholung des selben vor einem größeren Publikum ausgesprochen wurde. Dippoldiswalde, 20. Ja». Am Freitag, den 17. b. Mts., Abends 10 Ubr, ereignete sich im Dippoldschacht bei Golberode das Unglück, daß zwei Grnbcnarbeiter, der Probebäuer Carl Knnert von Posscndorf und der Lehrhäuer Gärtner von Saida, an einem Kobleuabbauortc von einer heieoibrechende» Kohlenparthie dergestalt getroffen wurden, daß sie ihren Tod dabei gefunden haben. Nähere Mutheilungen über die dabei obwaltenden Umstände fehlen unS zur Zeit noch. Die gerichtSamtlicke Aufhebung der Leich name und Erörterung hat bereits am 18. Januar stattgefunden. — Unserer Sonntagsschule wäre eine größere Bethciligung recht sehr zu wünsche«, d. h. von Seite« der dieselbe besuchenden Schüler. ES ist wahrhaft schade um die von der Behörde, dem Gewerbevereiu und der Innungen gewährten Unterstützung, sowie um die von Seiten des Vorstandes der Anstalt bewiesenen Tbkilnabnie, wenn nicht durch einen regeren Eifer, als er sich namentlich in der letzten Zeit im Besuche der Schule kund gegeben bat, die Schüler zu erkennen geben, daß sie von der Wichtigkeit der ihnen gebotenen Fortbildung überzeugt sind. Bon Jünglingen des Alters, wie es in der Sonntagsschule vertreten ist, sollte man eine solche Einsicht wohl vorauSsetzen können. Daß von Seiten der Lehrberren dem Besuche Schwie rigkeiten gemacht werden sollten, dürfte den gemachten Erfahrungen nach, kaum anzunehmen sein. Dippoldiswalde. Eine holländische Gesellschaft ist Willens, ein im Herzogthnm Anhalt-Bernburg be findliches Bergwerk, in welchem zeither Silber, Blei, auch Kupfer und Spateiseustein zum Abbau gelangten, an sich zu kaufen, und will vor Abschluß des Kauf vertrages nicht nur über den Stand und Umfang dieses Bergbaues Kenntniß haben, sonder» auch davon unter richtet sein, ob wohl die anstehenden Erze und die sonst gemachten Aufschlüsse dazu berechtigten, anzunehmen, daß solche auf dem angrenzenden preußischen Grund und Boden fortsctzcn. Im Auftrag dieser Gesellschaft begab sich der Baron Mollerus aus Holland nach Freiberg, um von den dort wohnhaften Größen im bergmännischen Fache eine geeignete und tüchtige Person in Erfahrung zu bringen, welche nach angestcllten Lo- ealerörterungen ein umfassendes Gutachten abzugeben im Stande sei. Es ist hierauf dem Baron MokleruS der Schichtmeister Wcngler in Zinuwalb vorgeschlagcn worden. Dieser hat auch im Monat August vorigen Jahres in Begleitung des gedachten Barons und eines bergmännisch gebildeten Fachvcrständigen aus Dresden die Reise nach dem Harz, in dessen nächster Nähe sich das bezeichnete Bergwerk befindet, angetrrten, die nö« thigcn Localerörterungen angestellt und sodann eiu Gutachten abgefaßt, welches der holländischen Gesell schaft, in deren Mitte sich ebenfalls Bergbauverständige befinden, sehr gefallen hat. Wir bringen auf diese Tbatsache deshalb die Sprache, weil cs uns kreut, daß in der Bergamtsrevier, so klein dieselbe auch sein mag, und so wenig höhere Bctrieböbcamte sich daselbst auch vorfindcn, dennoch Kräfte sind, die selbst auch auswärt