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Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. M 3. Weißeritz-Zeitung 14. Januar 1862 Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. Amis- und Mrigk-Ml der Dingliche» Verichln-Iemler ml« Sladlrülhe M DipV»ldi»walde, /rnnrnllkin »ich Allmderg. Verantwortlicher Nebacteur: Carl Iehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am 9. Januar (Donnerstag), Nachmittags zwischen ^/«4 und 4 Uhr, ist im Voigt- lande und Erzgebirge, in Zwickau, Zwönitz, Grünhain, Schneeberg, Auerbach, Planen, Voigtsberg, Karlsfeld, Wildbach, Oberwiesenthal, sowie auch in Dresden, Meißen, Leipzig, Altenburg rc. ein Erdbeben be merkt morden, bei dem übereinstimmend zwei Stöße erfolgten. An den meisten Orten waren sie so stark (auch mit donneräbnlichem Getöse verbunden), daß freistehende Gegenstände in ersichtliches Schwanken ge- riethen, ja sogar Blumenstöcke von Fenstern, Nippsachen von Schränken re. hcrunterfielen. In Meißen empfand man in dem auf dem Afraberge gelegenen Stadtkhcile erst 10 Secunden währende leise Schwingungen und dann einen stärkeren Stoß, der „das ganze Haus er beben machte." Aehnlicheö wird auch aus Adorf, Elster und Reichenbach gemeldet. LungwiH. Am 4. Januar wurde der hiesige Armenhausbewohner Christian Ranft, in der Um gegend, die er häufig ansprechend und selbstfabricirteö Viehpulver verkaufend durchzog, bekannt unter dem Namen Ranft's Jahnsen, zwischen Kreischa und Kleincarsdorf erfroren aufgefunden. DerBeklagenswerthe (der einzige Sohn des in meilenweiten Umkreisen durch seine Euren von Brüchen bekannt gewesenen Gutsbesitzers Christian Ranft) war in Folge habituellen Trunkes schon längst moralisch todt und, obgleich früher selbst begütert gewesen, bis zum Bettelstäbe herabgesunken. Eine eigenthüm- liche Differenz ist durch die Aufhebung des entseelten Körpers zwischen den Gemeinden Kleincarsdorf, Kreischa und Lungwitz entstanden darüber, wer die Kosten der von Kleincarsdorf aus veranstalteten gerichtsamtlichen Besichtigung tragen solle, welche in diesem Falle kaum nöthig war, da auch nicht der geringste Verdacht eines gewaltsamen Todes vorlag. Altenberg, 12. Jan. Gestern Morgen wurde von dem Gemeindevorstand Seifert in Fürstenwalde im Gerichtsamte Lauenstein die Anzeige gemacht, daß in einem Hause seines Dorfes 4 Personen tobt auf gefunden seien, worauf sich sofort der Gerichtsamtmann mit einem Actuar und einem Arzt an Ort und Stelle verfügten und die Anzeige bestätigt fanden. Den Bemühungen des Hrn. Ur. Müller ist es aber ge lungen,. diesr..4. Scheintodtrn ins Leben zurückzurusen, und wird die nähere Untersuchung ergeben, was die Ursache gewesen. TheilS vcrmuthet man, baß der Unfall durch genossenes neubackene- Brod von Korn, in dein viel sog. Tömmel gewesen, theils von Kohlen dunst herrühre, der durch Verbrennen nassen, halb faulen Holzes aus dem Ofen in die Stube getreten sei. Wir werden s. Z. das Resultat der Untersuchung mitthcile». — Noch berichte ich über eine schauderhafte Mordlhat, welche sich jedoch nicht in unserm Sachsen lande, sondern in dem böhmischen Dorfe Wschechlab, Duxer Bezirk, bei Tcplitz, zngetrageu hat. Es hat nämlich der (aus Teplitz gebürtige) Schuhmacher Rodewald seine Frau und 5 Kinder in der Zeit von einer Viertelstunde ermordet. Am 8. Januar fand mau die Leichen im Blute schwimmend. Der Mann lebte in drückenden Verhältnissen und war an dem Tage nach Teplitz gegangen, um Leder zu borgen. Da ihn aber weiterer Kredit versagt ward, muß der höllische Ge danke alsbald in ihm aufgestiegen sein; denn auf dem Rückwege hat er seine älteste (16jährige), in einer Fabrik arbeitende Tochter abgerufen und sie genöthigt, mit nach Hause zu geben. Hier angekommen, ergreift er ein Beil, schlägt seine Frau damit sofort todt und wirft der ältesten Tochter, die in der Angst zum Fenster hinausspringen will, eine Schlinge um den Hals, zieht sie zurück und schlägt auch sie bewußtlos; da sie noch Lebenszeichen von sich gab, ergreift er ein Schuhmacher messer und bringt ihr noch Schnitte in den Hals bei. So ermordete der Wüthrich alle 5 Kinder; ein Knabe von 8 Jahren entsprang auf den Boden, doch sein Mörder, der eigne Vater, fand ihn, schleppte ihn fort und erstach ibn, wie das jüngste, 18 Wochen alte Kind in der Wiege! Der Mörder hat, ehe er nach seiner Blutarbeit das Haus verließ, mit Kreide auf den Tisch geschrieben: „Elend und Noth bringt Euch den Tod!" darauf ist er nach Vorder-Zinnwald zu einem Verwandten, Namens Eichler, gegangen, ist dort bewirthet worden und hat cs sich wohl schmecken lassen. Bald aber bat ihn hier das Gericht ereilt; ruhig ließ er sich schließen und eben so sagte er: „'s kostet halt doch nur's Leben!" Die armen Opfer seiner schrecklichen That — sechs — wurden am 10. unter großer Theilnahme in Teplitz begraben. Dresden. Das Ereigniß des Tages ist da» Falliment des hiesigen Bankiers Kaiser, der zugleich Mitdirector verschiedener Actien-Gesellschaften war. Die Passivmasse wird auf 180000 Thlr., bei einer Aclivmasse von höchstens 18000 Thlrn., angegeben. Unmittelbare Veranlassung zu der Zahlungseinstellung scheint das Verschwinden des hiesige» Spritfabrikanten Förster gewesen zu sein, bei dem jener Bankier mit 16000 Thlrn. engagirt sein soll. Doch ist die Zahlungs unfähigkeit jedenfalls von längerm Datum. Sehr viele kleine Leute, welche dem Bankier ihr Geld übergeben hatten, sind bei dem Falliment betheiligt. Den