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Picnftag. 13 18. /ebriiae 1862 MWeißerih-Zettung. A Amts- und Anzeige-Klatt -er Königlichen Gerichts-Ämter vvd Aaölrälht ZV Dippoldiswalde, /ranenstria and Attenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. LungwiH. In unserem Gasthofe hat sich seit einiger Zeit ein Leben und eine geistige Regsamkeit entfaltet, wie man es in unserem stille» Dörflein kaum für möglich gehalten hätte. Der ans 45 jungen Män nern und Jünglingen bestehende Turnverein zu Kreischa hat nämlich den hiesigen Gasthof zu seinen Winter-Turnübungen gewählt und versammelt sich wöchentlich an zwei Abenden in diesem Locale zu gemeinsamen Uebungen, die in der Regel ein ziemlich zahlreiches schaulustiges Publikum herbciziehen, welches namentlich an den, in drei oder vier Eolonnen mit ziemlicher Präcision auSgeführten sogenannten Frei übungen ein ganz besonderes Wohlgefallen findet. An dem eine» dieser Abende (Montags) wird aber nur von 7—8 Uhr leiblich geturnt. Der übrige Theil des Abends ist einer mehr geistigen Turnerei gewidmet. Es werden da Borträge gehalten über sehr verschieden artige Gegenstände, aber von möglichst allgemeinem Interesse, namentlich aus dem Gebiete der Naturwissen schaften, der Geschichte vergangener, wie der gegenwär tigen Zeit, der Geographie, der Technik, über einzelne hervorragende Männer re. Während dieser Vorträge ist für Diejenigen, die es verziehen, lieber aus diesem Wege Das, was sie aus dem Herzen haben, zur Kennt- niß der Uebrigen zu bringen, ein Fragekasten ausgestellt, der sehr fleißig benutzt und dessen Inhalt, nachdem er eine Eensur passirt hat, mitgetheilt wird und gewöhnlich Veranlassung zu interessanten Erörte rungen und zu Vorträgen für die nächsten Abendunter haltungen giebt. Der Zutritt zu diesen Unterhaltungen, die in parlamentarischer Ordnung geführt werden, ist nicht'blos auf die Mitglieder deS Turnvereins beschränkt, sondern steht Jedermann frei, und es finden diese Unterhaltungen vielen Anklang beim Publikum männ lichen und weiblichen Geschlechts, so daß an manchen Abenden über hundert Personen in fast lautloser Stille diesen Vorträgen zuhören und der Raum in der geheizten Saalstube in der letzten Zeit nicht mehr auSreichte, die Zutritt Begehrenden alle zu fassen. Vorträge wurden inbcsondere bisher gehalten von Herrn Vicelandrichter und Gutsbesitzer. Oscar Lehmann in Saida (über die Verbrennung — er zeigte dabei das schöne Experiment des Verbrennens von Schwefel und Stahl in reinem Sauerstoffgas, — über FcuerungSanlagen, über die Entstehung des Windes, über die, von ihm selbst be- reis'te Sömmeringbahn in Oesterreich), von Herrn Schullehrer Holfert aus Lungwitz (über Friedrich II., Joseph II. und Luftdruck), von Herrn Archilect Stecher aus Kreischa (über Beethoven), von Herrn Ortsrichter Lieber (über Vorurtheile gegen das Turnen), von l)r. Tbeile (über den rechten Geist des Turnen-, über Erdbeben und Vulkane, über ein telegraphisches Ge spräch zwischen London, Leipzig und Smyrna, über den Tod des Königs von Portugal und des Prinzen Albert von England, über Egypten und Palästina, über einige, mit dem Luftdruck zusammenhängende, interessante Thatsachen). Am letzten Montag hatte der Turnverein znm Besten der Turncasse eine musika lische Abendunterhaltung veranstaltet, die in der Tbat als recht gelungen betrachtet werden konnte. Dieselbe bestand theils in der Aufführung einiger für Pianoforte, Violine und Baß gesetzter Musikstücke, theils in einer Anzahl ernster und heiterer Gesänge, ausgeführt von den Sängern des Turnvereins, theils hatten Fräulein Livia Stecher und Frau (Maurermeister) Gäbel die Güte, einige Lieder mit Begleitung des Pianoforte vorzutragen. Ein Vortrag über Characterbildung (von I)r. Theile), veranlaßt durch den Fragekasten, der Vortrag einiger Gedichte und die Mittheilung deS Fragekasten-JnhaltS unterbrachen zeitweise die musika lische Unterhaltung, und daS zahlreich versammelte Publikum aus allen Ständen gab am Schluß derselben seine Befriedigung und sein?» DankZ>uxch ein auf den Turnverein auSgebrächteS Hoch! zu erkennen. Möge derselbe auf der bisher betretenen Bahn wacker vorwärts schreiten! Dann wird er die hohe Aufgabe der Turnerei, unter seinen Mitgliedern nicht nur körperliche Kraft und Gesundheit, sondern auch Gesittung und geistige Bildung zu för dern, in einer Weise erfüllen, daß auch die vorurtheils- vollsten Gegner des Turnens einem solchen Streben ihre Anerkennung nicht werden versagen können. Dresden, 14. Februar. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Marie Anna-! Gemahlin Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, ist heute Mittag ein Viertel auf 2 Ubr von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Das Befinden der hohen Wöchnerin ist den Umständen nach das erwünschteste und die neugeborene Prinzessin ist munter und kräftig. — 15. Februar. In der Privatkapelle Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Georg fand beute Mittag in Anwesenheit Ihrer königlichen Majestäten und der ge jammten königlichen Familie, sowie Sr. königlichen Hoheit de« Prinzen Albrecht von Preußen, unter Zu ziehung der Hof- und Zutrittsdamen, des Hrn. Mini sters deS königl. Hauses und der Herren Staatsminister die Taufe der neugeborenen Prinzessin statt, welche die Namen Elisabeth, Albertine, Sidonie, Ferdinande, Leopoldiq«, Antonie, Auguste, Clementine erhalten hat. Taufpaten waren: Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin und die Prinzessin