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rie- Wer weist eben 22. September 1863. -! MfW Mtpü MzD Preis pro Quartal 5 w lst Ngr. Inserate die ^ Spälten Zeile 8 Psg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne kn Dippoldiswalde. ! -n-r r Dienstag. . « Erscheint n' '' Dienstags und U anstalten. I Amts- «Ab Asztigt-Dlatt ber KSmgtichkll Gerichts-Ar»ter All- Stabtrüthk Dippoldiswalde, Fraueustein «ad Altenberg. > Wochen-Rundschau. Unser hochverehrter König und die sächsische Regierung, denen das Wohl des Landes nach jeder Richtung hin am Herzen liegt, haben besonders in der Pflege der volkswirth- schaftlichen Interessen Sachsen zu einem Musterlande in Deutsch land erhoben, was neulich l)r. Schaffrath, der nicht gerade zu den Schmeichlern gehört, anerkannte. Wenn der volks- wirthschastliche Verein Deutschlands seinen 6. Congreß in Dresden hielt, so sand er eine eben so freundliche Auf nahme, als seine Ideen am Sitze der sächsischen Regierung einen fruchtbaren Boden finden. Nachdem Bürgermeister Pfotenhauer die Versammlung begrüßt hatte, hielt der Präsi dent Lette eine längere Eröffnungsrede: Das volkswirth- schaftliche Leben erfordere Freiheit; nicht hindern, nicht hemmen dürfe der Staat die schaffende und werbende Kraft. Da aber der Umfang selbst eines größeren Staates, keinen ausreichenden Spielraum biete, so sei die zweite Forderung: Freizügigkeit durch gemeinsame deutsche Gesetzgebung zu sichern. Braun sprach hierauf über die gegenwärtige Zollvereinskrisis, und meinte, die Mächte, welche noch augenblicklich gegen den Zoll verein ankämpften, würden in ihrer Verbindung kaum stark genug sein, ihn zu sprengen, und selbst wenn dieser Verein zerfallen sollte, so würde es nur geschehen, damit er sich in kürzester Zeit kräftiger und gesünder wieder aufbaue. Hierauf stattete Schulze-Delitzsch Bericht über das neueste Leben der deutschen Genossenschaften ab, das sehr im Aufblühen begriffen ist. Es wurde sodann über das Patentwesen ge sprochen und der Antrag Prince-Smith's angenommen: Erfindungspatente seien dem Gemeinwohle schädlich und daher abzuschaffen, denn sie begünstigten nicht den Fortschritt der Erfindungen. Dann wurde noch ausführlich über die Bank gesetzgebung und Freizügigkeit und über die Zollvereinskrisis gesprochen. In Berlin beschäftigen die Neuwahlen, welche Mitte October stattfinden sollen, fast ausschließlich die Gemüther. Die feudale Partei wird, da die Stimmung des Landes nicht für die Regierung ist, keine durchgreifenden Erfolge erzielen, wenngleich die Presse und die Beamten eingeschüchtert sind. — Sehr gespannt ist man, wie die preußische Regierung, welche die in Frankfurt versammelten Fürsten stark beleidigt hat, sich verantworten wird. Zur deutschen Verfaffungsfrage, welche ohnehin in ihren Folgen geeignet ist, Deutschland in zwei Lager zu theilen, kommen noch die Zollvereinswirren. Baiern hat einen Zolltag nach München ausgeschrieben, an dem die meisten Fürsten, die am Frankfurter Reformwerke gearbeitet haben, selbst Hannover, sich betheiltgen werden. "Oesterreich ist in der Politik jetzt viel beschäftiget. Zunächst arbeitet es an der Herstellung eines beffern Ver hältnisses zu Ungarn. Die nothletdenden ungarischen Lan desstriche werden unterstützt. Ist in Ungarn' die Meinung eine bessere für den Gesammtstaat, die wohl schwierig zu erreichen sei» wird, da Ungarn immer noch auf der Forde rung eines selbstständigen Staates bestehen bleibt, so gedenkt der Kaiser eine Rundreise durch Ungarn zu machen, um durch sein gewinnendes Wesen die Ungarn zur Nachgiebigkeit. zu stimmen; denn es ist eine Lebensaufgabe für den Kaiser staat , bei den nächsten Katastrophen, die in Europa losbrechen können, als ein eimger, fest zusammenstehender Staat dazu stehen, der jedem Angriff gewachsen ist. Weiter hat e- zu zusehen, wie die polnische Frage sich abwickelt, und ob sein Verhältniß zu Rußland gebessert werden könne. Sodann hat es die deutsche Reformfrage zu verfolgen, die, wenn sie durchgeführt werden kann, Oesterreich einen größern Halt in Deutschland geben würde. Weiter strebt es, in Zolleinigung mit Deutschland zu treten. Zu diesem Zwecke hat es sich erboten, feinen Zolltarif in der Richtung des Freihandüs bedeutend herabzusetzen, um deutsche Regierungen für diesen Plan zu gewinnen. Sodann hat es gute Beziehungen zu Napoleon zu unterhalten, damit kein neuer Angriff aus Venetien von Frankreich zugelassen werde. Das Verhältniß Oesterreichs zu Frankreich scheint sich auch in dm jüngsten Tagen wieder sehr gebessert zu haben. Was das deutsche Reformwerk selbst betrifft, das von dem redlichen Willen und der Vpserfreudigkeit der deutschen Fürsten in Frankfurt berathen worden ist, so wird sich das selbe, so sehr dies auch im Interesse Deutschlands zu wünschen wäre, im Augenblicke nicht durchführen lassen, weil Preußen dagegen ist, und weil einige fürstliche Theilnehmer erklärt haben, nur so lange zur Bundesreformacte zu stehen, bis Preußen sich definitiv über seinen Beitritt oder Nichtbeitritt erklärt hat. Die preußischen Zeitungen, welche zur Regierung in näherer Verbindung stehm, äußern eine große Schaden freude darüber, daß Oesterreich in Frankfurt „Fiasko" ge macht habe. Der deutsche Bundestag wird noch für längere Zeit bestehen müssen, eben deshalb, weil die Resormacte nicht in's Leben zu führen ist. Es ist darum ein ebenso müßiger, als undeutscher Streit, den preußische Blätter schadenfroh führen: Oesterreich habe seine Pläne nicht durchführen können. Wir fragen: was hat denn Preußen bis jetzt für die deutsche Sache gethan, welche bestem Angebote hat es dem Volke gemacht? Das Frankfurter Werk mag seine Mängel haben, aber wir wollen den redlichen Willen und das edle Streben unserer deutschen Fürsten, welche in Frachtstück für deutsche Einigung gewirkt, nicht schmähen lassen, weil es Preußen gefallen, sich verneinend und zerstörend zu diesem Baue zu verhalten. So schwierig auch die holsteinische Frage jetzt zum Austrage zu düngen ist, da Preußen wenig Geneigtheit hat, mit Oesterreich gemeinsame Sache zu machen, so begreift doch Oesterreich, was es zu thun hat, um sich die Sympa- thicen Deutschlands zu erhalten. Die österreichische Regierung