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Weißerttz-Aeitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. pr* Quartal 1V «gr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. Amts- und Anzeige-Klatt -er Königlichen Gerichts-Ämter VN- Stlldträthk M Kippoldiswalde, Franeoflein «nd Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne 'n Dippoldiswalde. Den Bei Leipzig unter'm Donner der Kanonen Ist wiederum nach dunkler Grabcsnacht Getauft vom Schweiß und Blute der Nationen DaS deutsche Volk vom TodeSschlaf erwacht. Um's Leben rang dort mit Napoleon Die auserstand'ne deutsche Nation. Die Erde mußte bis zum Grund erzittern Bei der Geschütze höllischer Musik; Es mußt' der Garden eh'rner Keil zersplittern, Er prallt' an deutscher Heldenbrust zurück. Zurück wirft Bataillon auf Bataillon Im „Vorwärtsmarsch!" die deutsche Nation. deutschen Turnern. Bon Julius Mosen. Leipzig, 2—S. August. Was klagt ihr Geister in den dunklen Lüften, Daß ihr für uns umsonst gefallen seid ? Wir kuieen hier an euren Todesgrüften Und schwören einen dreimal heil'gen Eid. Es schwöret mit unS jeder deutsche Sohn: „Treu bis zum Tod der deutschen Nation!" Wir wollen hoch die deutsche Fahne tragen Und Schwerter schwingen mit der Eisenhand; Es sollen in uns heiß die Herzen schlagen Für's Vaterland, für's theure Vaterland. Der Jubelruf schwell' an zum Donnerton: „Es lebe hoch die deutsche Nation!" Wochen-Rundschau. Mit Recht ist jetzt Alles gespannt auf den Ausgang, welchen die diplomatischen Verhandlungen über Polen nehmen werden. Jetzt hängt fast Alles von England ab, denn würde dieses Rußlands Weigerung als einen Kriegsall ansehen, so würde Frankreich schwerlich einen Augenblick zögern, sich ihm anzuschließen. Oesterreich müßte entweder der Pression der Westmächte nachgeben oder jene zweideutige und theuer genug bezahlte Haltung aus dem Krimkriege wieder annehmen, die ihm schwerlich Wünschenswerth erscheint. Freilich darf man nicht übersehen, mit welcher Vorsicht und Behutsamkeit Oester reich vorgehen muß, um in Gallizien den Ausbruch einer allgemeinen und öffentlichen Schilderhebung für die polnische Revolution niederzuhalten und die darauf abzielenden Maß regeln auf der andern Seit« mit seiner jungen Freisinnigkeit und seinem Constitutionalismus in Einklang zu bringen. In Gallizien selbst, in Lemberg, hat ein geheimes Polen-Comit6 seinen Sitz. Polen kann nach der Theorie der geheimen Nationalregierung sich mit dem Russenthum nicht verständigen; es kann kein Bund, kein Vertrag zwischen Polen und Ruffen abgeschlossen werden, denn zwei feindliche Ideen, zwei Systeme, Mei Mächte kämpfen da gegen einander, und der Kampf kann nur mit der Niederlage des einen Theils endigen. Diese fanatischen Ansichten der Polen scheint Rußland klar zu begreifen, darum verweigert es dm Waffenstillstand und hat sich zu einem Vernichtungskriege gegen die Polen ent schlößen. Die russischen Antworten, die jetzt ihrem vollständigen Inhalte «ach bekannt find, lehnen eine Konferenz der 8 Mächte, welch« dm Wiener Vertrag unterzeichnet haben, vollständig ah. Rußland null sich nur in Vernehmen mit Oesterreich und Preußen setzen. Das würde dem russischen Cabinet trefflich in dm Kram passen, denn auf einer solchen Consermz würde Oesterreich überstimmt und zugleich von seiner jetzig« Mianz mit England und Frankreich abgezogen werden. Die öster reichische Regierung hat das Ansinnen, sich an Sonder-Con- fermzen zu betheiligen, bereits abgelehnt, worüber in Paris und London große Freude herrscht. Der Hof in Petersburg ist Willens, eine Amnestie zu verkündigen, wenn die Pole« bedingungslos die Waffen strecken, wodurch Polen der be rühmten russischen Gnade preis gegeben würde. In England haben im Unterhause Debatten über die polnische Frage, jeden falls die letzten in diesem Sommer, stattgefunden. Zu einem eigentlichen Beschlüsse führten dieselben nicht; es wurde abet ziemlich entschieden über die Ungenügenheit der russischen Note und über die Murawjeff'schm Grausamkeiten gesprochen, jedoch vor einem Kriege gewarnt. Ob sich Polen unter dem Zu schauen der europäischen Diplomatie verbluten, ob es der Grausamkeit eines Murawjeff erliegen wird, steht im Rath« der Zukunft geschrieben. . Die deutsche Zoll» er ei ns frage ist noch völlig uner ledigt. Baiern, der Vorkämpfer für Oesterreichs Interessen, sucht für einen süddeutschen Zollverein unter Oesterreichs Führung Propaganda zu machen, was aber schwerlich gelingen dürste, da ein Bundesgenosse nach dem andern einfieht, daß die wohlverstandenen Interessen für Industrie, HandA «nd Staats kassen im Zollverein liegen. Dänemark rüstet gewaltig gegen Deutschland und hat nicht im mindesten Lust, sich dem Schiedssprüche hes Deut schen Bundes, dessen Rechtmäßigkeit «S läügnet, zu fügen: Zum ersten Male wird in einem dänischen Blatte »»gestand«, daß in Schleswig „gewisse eigenthümliche Maßregeln," d. h. ungesetzliche Ausnahmezustände, durch dis Regierung verhängt, bestehen, aber „diese Ausnahmsmahvegel« fei« nöthig ge wesen, um den deutschen Wühlereim entgegenzutreten, übrigens denke die Regierung daran, sie zu mvdisiziren." (Jetzt?) — Das Ausscheiden von 34 deutsch« Abgeordneten aus der Flensburger Ständeversammlung hat diese Körperschaft nicht blos für den Moment beschlußfähig gemacht, sondern wird aller Wahrscheinlichkeit nach die weitere Folge hab«, daß flft jetzt wenigstens eine Session der Ständeversammlung nicht