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298 Hierzu kommen 29 Personc.l, welche, ohne immatri- culirt zu sein, Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen erhalten haben, so daß die Gesammtzahl 1007 beträgt. Die Universität Leipzig nimmt hiernach etwa die vierte Stelle unter den deutschen Universitäten (Oesterreich ' eingeschloffen) ein. Es ist die gegenwärtige Zahl der Studirenden wahrscheinlich die höchste, welche die Uni versität, vielleicht mit Ausnahme sehr früher Zeiten, aus welchen sichere Nachrichten fehlen, jemals hatte. Leipzig. Die hiesigen Arbeiter-Vereine, welche sich zum Theil durch die neue Weisheit Laffal'es: „Der Staat müsse den Arbeitern helfen," blenden ließen, scheinen sich wieder zn den gesunden Lehren des Herrn Schulze-Delitzsch: „Helft Euch selbst" zn bekehren. Jüngst veranstaltete Professor Roßmäßler eine Arbeiterversammlung, welche von 1300 Arbeitern besucht war und sich zn dem Grundsatz der Selbsthilfe durch Thätigkeit, Sparsamkeit und Genossenschaft er klärte. Als unsere Staatsregierung das neue Staats gesetz entwarf, glaubte sie, die zu einem tobten For menwesen herabgekommenen Innungen so viel wie möglich schonen und den raisonnirenden Zunftmeistern eine kleine Coneession machen zu sollen. Es wurden also die Innungen, jedoch ohne Verbietungsrecht, bei behalten und man hatte dabei die Hoffnung, diese ans dem Mittelalter stammenden Institute durch einen neue» Lebenshauch zn „reactiviren." Aber niemals ist eine Hoffnung gründlicher getäuscht worden, als diese. Die Innungen haben in nunmehr anderthalb Jahren den Beweis geliefert, daß sie durchaus nicht un Stande sind, sich auch nur zur leisesten Lebensfähigkeit zu er mannen. Selbst die einzige wichtige Aufgabe, welche da« Gesetz an sie stellt, Unterstützungscasseu und Fach schulen zu begründen, ist auch nicht von einer einzigen der vielen Innungen Sachsens erfüllt worden. So schleppen sich nun die Innungen dahin; der einzige Erfolg des verlängerten Daseins derselben ist noch dazu ein höchst nachtheiliger, denn das Fortbestehen dieser alten Corporation läßt auch den alten Geist derselben, der wenig schöpferische Ideen hat, nicht schnell genug verschwinden und ist io ein wesentliches Hiuderniß für die Begründung der freien gewerblichen Vereinigungen, von denen in unseren Tagen doch allein der nöthige freie Aufschwung zu erwarten ist. Waren es doch früher auch nur die freien Vereinigungen der Gewerb- treibenden, nicht die Zünfte, welche die gemeinnützigen Institute der Sonntags- u. Gewerbschulen Hervorriefeu. Paris. Vom Jnvalidenhotel donnern die Kano nen und verkünden den Triumph der französischen Waffen in Mexico. Nach 50tägiger Belagerung ist Puebla gefallen; seit dem 27. März tagtäglich beschossen, hat sich die Stadt am 17. Mai ergeben. Die Siegesbot schaft selbst ist von keiner officiellen Depesche des Ge nerals Forey bestätigt. Sie kam über New-Jork, wohin sie am 31. Mai ein amerikanisches Dawpfboot gebracht hatte. Warschau. In der Haupt lasse des König reichs ist ein großartiges Mauco entdeckt worden. So unglaublich die Sache klingt, so ist es doch eine Thatschache, daß 3 Millionen Silberrubel polnische Pfandbriefe und eine Million Rubel in Baarem aus der Hauptcasse verschwunden sind. ES befanden sich darunter 8 Säcke, jeder mit 1000 Imperialen. Auf welche Weise diese unerhörte That bei allen großen Vorsichtsmaßregeln auögeführt worden ist, ist bis jetzt noch ein Räthsel, welches sich hoffentlich in Kurzem aufklären wird. Die Schatzcommission wird fortwäh rend von einigen hundert Soldaten bei Tag und Nacht bewacht, die Thüren werden alltäglich mit mehrern Schlüssel» geschlossen und versiegelt. Der Generalcas- flrer ist auf Urlaub verreist, der Untercassirer soll bett lägerig sein, aber drei Kassendiener sind verschwunden, und diese werden wahrscheinlich im Auftrage der ge heimen Nationalregicrung den Streich ausgeführt haben. — Der Erzbischof von Warschau hat an den Kaiser Alexander ein Schreiben gerichtet, worin es heißt: „Die von Ew. Majestät verliehenen Institutionen reichen nicht aus, das Glück des Landes zu sichern; Polen wird sich nicht mit einer Verwal tungsautonomie zufrieden geben; es bedarf politischen Lebens. Sire, ergreifen Sie mit starker Hand die Initiativem der polnischen Frage, machen Sie daraus eine nnabhängiche Nation, die mit Rußland nur durch das Band Ihrer erhabenen Dynastie verknüpft ist! Das ist die einzige Lösung, welche dem Blutvergießen Einhalt zu thun und eine feste Grundlage zur defini tiven Beruhigung des Landes zu schaffen vermag. Die Zeit drängt. Jeder verlorene Tag reißt den Abgrund zwischen Thron und Nation weiter auf." In England bildet sich jetzt eine Gesellschaft, welche ein Kabel durch das atlantische Meer legen will, um England und Amerika telegraphisch zu ver binden. Es sind bereits 300,000 Pfund gezeichnet. Wir wünschen dem Unternehmen bessern Erfolg, als dem'frübcrn. — Die Vermählung deS neuen Griechenkö nigs mit Prinzessin Helena von England ist jetzt eine festbeschlvssene Sache; beide Familien hätten dazu ihre Zustimmung gegeben. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Künftigen Sonntag Communion und Beichte (8 Uhr) durch Herrn Diaconus Kleinpaul, Ebenso Katechismus- Examen mit den Jungfrauen hiesiger Kirchgemeinde. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Wegen des in der hiesigen Stadtkirche vorzunehmenden Anstriches der Kirchenstühle wird während der nächsten fünf bis sechs Sonntage der Gottesdienst in der Nikolaikirche abgebalten werden, und es wird solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 13. Juni 1863. Königliche Kirchen - Inspektion. M. v. Zobel. Für den Beamten: Actuar Herold.