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M 45. Weißeritz-Aeitnng Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Frauenstein und Attenberg. 16 Juni 1863. Preis pro Quartal 1V Rgr. Inserate di« * Spalten-Zeil» 8 Pfg. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die Gewitter in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag (11. zum 12. Juni) waren zwar sehr heftig und brachten uns tüchtige, jedoch den Aeckern, Wiesen und Gärten wohlthätige Regengüsse; — aber verderbenbringend waren die Gewitter in der darauf folgenden Nacht, Freitag zum Sonnabend. In der 12. Stunde zogen sie heran und entluden sich unter furchtbarem Regen; Blitz auf Blitz und Schlag ans Schlag folgten einander uud weckten die Bewohner unserer Stadt. Da zuckten kurz nach 1 Uhr fürchterliche Blitze unter erschrecklichem Donnergetöse, und wenige Minuten darnach war der ganze Himmel über unserer Stadt, ja diese selbst, hell erleuchtet. Das dicht an der Stadt liegende, Herrn Walther zugehörige Vorwerk St. Nicolai war vom Blitze entzündet und stand sofort in bellen Flam men. Heftiger Wind und die Strohdachung, mit der sämmtliche Gebäude versehen waren, gaben dem Feuer reichliche Nahrung, und es ist daher leicht erklärlich, daß der Besitzer und all die Seinigen Nichts, als das Leben zu retten vermochten. Einige Mägde mußten sogar durch die nach den Gärten zu liegenden Fenster springen, um in den brennenden Gebäuden nicht um zukommen. Leider ist aber Herrn Walther auch von seinem zahlreichen Viehbestände viel in den Flammen umgekommen; da nur die Kühe gerettet werden konüten, verbrannten ihm nämlich 5 schöne Pferde, 8 große Zuchtochsen, 6 Kalben, mehrere Schweine und fast das ganze Federvieh. Die durch das Gesinde von den Halftern befreiten Pferde waren nicht durch die bren nenden Ställe zu bringen und kehrten dahin zurück; in die übrigen Ställe jedoch konnte Niemand gelangen, um das brüllende Vieh zu befreien. Es war ein jammervoller Anblick, die schönen Thiere am andern Morgen, dicht neben einander auf dem Boden liegend, von der Hitze gesprungen und verkohlt, daliegen zu sehen! Von Wagen, WirthschaftSgeräthen, Vorräthen rc. ist nichts gerettet worden; über 30V Scheffel Korn und 150 Scheffel Hafer, sowie alles Futter, ist mit verbrannt; ja selbst das bgare Geld konnte der Be sitzer nicht bergen. Mit Ausnahme eines an der Straße stehenden, mit Ziegeln gedeckten WirthschastS- gebäudes sind sämmtliche Gebäude des Vorwerks ganz niedergekrannt. Die Spritzen unserer Stadt konnten dem großen Flammenmeere nicht Einhalt thun; doch ist die Erhaltung des eben erwähnten Gebäudes der unermüdlichen Ausdauer der nur kleinen Spritzen mannschaft, die auch am andern Tage noch wacker auf der Brandstelle aushielt, zu danken. Die Spritzen aus der Umgegend (mit Ausnahme der von Ulberndorf, Malter und Berreuth) erschienen natürlich nicht, da die Gewitter sich noch bis nach 2 Uhr eben so heftig entluden und also fernere Gefahr bei uns wie in den umliegenden Ortschaften vorhanden war. Ja selbst an Mannschaften, an rettenden wie an zuschauenden, fehlte es, denn die Gewitter und der überaus heftig strömende Regen hielten Viele zu Hause. Möge der bartgeprüfte Besitzer einen Trost finden in der allge meinen Theilnahme, die über den großen Verlust, welchen der geachtete Mann in vorgerückten Jahren noch erleiden mußte, ihm gezollt wird. * Altenberg, 13. Juni. Bei dem hohen Ther« mometerstand, der am 11. Morgens schon bemerklich war und gegen Mittag bis zu 23 Grad stieg, ließ sich ein Gewitter erwarten. Nach 4 Uhr entlud sich dasselbe unter unaufhörlichem Donner und Heftiben Regengüssen, die theilweise von Schloßen begleitet waren, die nach Abend hin in den Forsten dichter und größer gefallen, doch auch mitunter den Früchten Schaden gemacht haben. In der 10. Stunde Abends kehrte das Gewitter wieder, nicht minder stark, wie am Tage. Bei demselben wurde das Haus des Maurers Tandler in Böhmisch-Zinnwald, vom Blitze entzündet, ein Raub der Flammen. — Durch ein eben so heftiges Gewitter wurden wir in der gestrigen Nacht aus dem Schlafe geweckt. Es donnerte unauf hörlich stark, und Blitz auf Blitz erleuchtete den nächt lichen Himmel; dabei ergoß sich der Regen in Strömen herab. So hat es bis jetzt den ganzen Tag fort ge regnet, so daß die Bäche bedeutend angeschwollen sind. Dresden. Dem Vernehmen nach beabsichtigen Se. Majestät der König in der Zeit vom 22. bis mit 27. Juni einen Theil der Oberlausitz zu b er ei«. sen und werden nack den bis jetzt getroffenen Disposi tionen auf dieser Reise Königsbrück, die Steinbrüche bei Häßlich, Bischheim, Elstra, Kloster Marienstern, Bad Marienborn, Rosenthal, Königswarthe, Luga, Klein welke, die Kohlenwerke bei Merka, die Thonwaaren- fabrik Margarethenhütte, Budissin, Weigsdorf, Ober- kunewalde, Löbau, Neugersdorf, Seifhennersdorf, Leu tersdorf, Zittau, Großhennersdorf, Herrnhut, Bernstadt, Kemnitz und Wendisch-Paulsdors besuchen. — Am Freitag Morgen brannte die dem Holz händler Bnbeniczek zu Prag gehörige, hier an der Blumenstraße gelegene, vormals Noack'sche Dampf schneidemühle bis aus die Umfassungen total nieder. Leipzig. Die Zahl der immatrieulirten Studi- renden an der Universität Leipzig beträgt im gegen, wärtigen Semester 978 (gegen 924 im vorhergegangenen Semester) und zwar 683 Inländer und 295 Ausländer.