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46 Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Siedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. M 19. Juni 1863. Preis - pro Quartal 1V Ngr. Inserat« die Spaltm-Zeile 8 Pfg. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Ms- und Anzeige-Matt der Königliche« Gerichts-Ämter und Stadträthe M Dippoldiswalde, /raneasteln und Altenberg. Wochen-Rundschau. Die Volksvertretung in Baiern, welche nächsten- vom König einberufen werden wird, dürfte einen Cha rakter tragen, der von der vorigen wenig verschieden sein wird. Obgleich die Fortschritt-Partei daselbst ei nige Stimme» mehr gewonnen hat, so ist sie doch noch weit entfernt, die Majorität zu besitzen, und die Zustände in Preußen sind nicht dazu angethan, sie zu unterstützen. Die in München versammelte Zollcon serenz beschäftiget sich möglichst langsam mit den vor liegenden Arbeiten, um Zeit zu gewinnen, bi- man an die Hauptfrage, an das Berhältniß Oesterreichs zum Zollvereine geht. Man denkt: „Zeit gewonnen, Alles gewonnen", nnd hofft, Preußen, das so oft in seinen Plänen wacklich gewesen ist, werde schließlich doch nachgeben und in Unterhandlungen über diesen Gegenstand eintreten, bevor die Bedingungen des Fort bestandes des Zollvereins auf Grund des zwischen Preußen und Frankreich geschlossenen Handelsvertrag definitiv festgestellt sind. In Oesterreich wird der ReichSrath in diesen Tagen eröffnet werben. Wahrscheinlich wird ihn nicht der Kaiser persönlich, sondern ein Erzherzog eröffnen. Wie verlautet, werde auch eine Phrase über treues Halten an der Verfassung und über constitutionellen Fortschritt vorkommen. Dies würde allerdings in Oesterreich hauptsächlich eine Redensart sein, denn so lange da» unglückliche Concordat besteht, ist von einem wahren Fortschritt nicht die Rede; e- würde aber auch ein« Demonstration gegen Preußen und «ine Vcrur- theilung der dortigen neuesten Zustände sein. In Schleswig-Holstein wartet man auf die Hilfe de- Bundestage- und wahrscheinlich noch längere Zeit. Dagegen haben wir eine interessante Bereiche rung des dänischen Codex für Injurien zu melden. Ein junger Sakhof-besttzer au- der Marsch hatte in einem Tanzloeale geäußert, er tanze nur schleswig- holsteinische Tänze und hatte später zu einem Gen-- d'armen gesagt, er sei ein ächter Schle-wig-Holsteiner. Dafür ist er zu S Tblr. Geldstrafe oerurtheilt worden, nicht nur, weil er „öffentliches Aergerniß" gegeben, son dern weil «r dadurch den Gend'armen „beleidigt" habe. Diese» Lrkenntniß hat selbst in dem, an so manche» Sonderbare gewöhnten Lande ein große» Aufsehen er regt. Au- Italien, welche- gut thäte, sein Geld zu sparen, hört man fortwährend von starken Seerüstun- gen; e« sollen Schiffe bereit gehalten werden, welche zwei Armeekorps aufnehmen können. Wem diese Rü stungen gelten, weiß man nicht; -och vermüthet man, -aß es sich um Truppensendungen in Folge eine» UebereinkommenS mit Frankreich handelt. Dafür soll sich Frankreich geneigt gezeigt haben, eine Lonventton zur vollständigen Sperrung der römisch-neapolitanischen Grenze abzuschließen. Kommt diese Uebereinkunft zu Stande und wird sie wirklich im vollsten Maaße durch geführt, so steht endlich ein Ende de-, Neapel so furcht bar heimsuchenden Räuberwesen- zu erwarten. In Belgien haben die Wahlen stattgcfunden, und e» hat die clericale Partei, durch ihre ungeheuren Anstrengungen, durch Benutzung jede» Mittel», noch einige Stimmen zu den frühem gewonnen, so daß da brave Ministerium de- Lande- nur noch eine Majorität von 10 Stimmen hat. In Polen tritt die Nationalregierung immer mehr als dominirende Behörde de- Königreichs auf. Ihre neuesten Bekanntmachungen reguliren da- Justizwesen. Die Polen geben sich alle Mühe, ihre im Auslande weilenden Genossen zum Kampfe herbei zu ziehen. Ein Mitglied de- Warschauer Revolution»- LomitS» hat in Smyrna, in Kleinasien, die meisten daselbst be findlichen Polen angeworben und sie auf einem fran zösischen Dampfschiffe nach Lonstantinopel gebracht, wo sie ihre Reise nach Polen angetreten haben. Einen Hauptschlag haben die Russen erhalten durch den (in der „Tage-geschichte" der vor. Nr. bereit» mitgetheilten) Diebstahl in der Warschauer Bank. Die Türkei hat in der letzten Zeit ein eigen- thümliches Beispiel von Sparsamkeit gegeben. Bald nach Beendigung de- Krimkrieges hatte die englische Regierung der türkischen Armee 15,000 Krim-Medaillen überschickt, um damit die tapfersten Soldaten zu beloh nen. Nachdem nun neuerdings die türkische Armee sich im Kriege gegen Montenegro ausgezeichnet hat, fühlt derSultan da» dringende Bedürfniß, seinen Trup pen eine Anerkennung und Belohnung zu Theil weichen zu lassen. Um die- aber mit den geschwächten Finanzen seine- Landes in Einklang zu bringen, erklärt der Sul tan die «inst von der englischen Regierung gelieferten Krim-Medaillen zu Erinnerung--Medaillen au den Feldzug in Montenegro. In Nordamerika geht e- den UnionStrupven noch immer schlecht. ES fehlt an Moralität in diesem „allerchristlichen" Lande und an geeigneten Führern. Die Idee, daß e» nothwendig sei, einem der deutschen Generale, welche sich jetzt so rühmlich ausgezeichnet haben, da» Obercommando zu übertragen, taucht viel fach auf. Wir glauben aber, daß der einfältige Stolz der Banker'» eine solche Unterordnung unter eine» Au-länder «icht ertragen wird. Lieber lassen sse sich von den Südlichen in größten Massen schlag« «nd hinwürgen, al- daß sie ihren Stolz breche» ll«ss«n; W-: