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allemal einen gedeckten Tisch, andernfalls er Frau wie Kind mit Schlägen tractirte. Diesem unaufhörlichen Jammer ein Ende zu machen, stürzte sich die Frau Abends m's Wasser, nachdem dieselbe zuerst ihr Töchterchen, um auch dieses den Händen eines Rabenvaters nicht zu überlassen» an sich fest gebunden hatte. Die Polizei Londons bestand nach dem jährlichen Bericht dieses Jahres aus 7112 Mann. Aus dem Leben eines Predigers. Nach Urkunden erzählt von I. C. Deutrich Fortsetzung. Mit diesen, vom Ehurfürsten und vom Obercon- sistorium erhaltenen Schreiben eilte der Bote wieder zurück nach Annaberg, und Uh le wurde sogleich vom Inhalte derselben in Kenntniß gesetzt, mit dem Er suchen, alsbald zu erscheinen und sein Amt anzutreten. Wer beschreibt nun die Freude, dieUhle empfand, als einer der RaihSherren erschien und ihm die Ent scheidung seines Schicksales in dem gedachten Schreiben überreichte? Gerade in dem Augenblicke auf dem Mühlbofe, wo er sich aufhielt, mit Holzspalten be schäftigt, fiel er, während ihm die Freudenthränen aus den Augen stürzten, Angesichts des RaihSherren auf die Knie nieder, und preßte die Papiere an seine hochschlagende Brust, so daß die indessen neugierig hinzugetretenen Personen ganz irre an dem sonst so stillen Knappen wurden und sich mächtig ergriffen fühlten. „Hinweg ist nun der Fluch, der auf mir lastete!" — sprach er leise. — „Ich bin kein Geäch teter mehr und darf wieder frei und ungehindert zu rückkehren in mein geliebtes Cachsenland; darf weilen wieder unter meinen Glaubensgenossen; ja, darf so gar wieder daS priesterliche Kleid tragen und als ein Priester deS Amtes pflegen! Der Herr hat mein Flehen erhört und mich wieder zu Gnaden angenom men. Jetzt brauche ich nicht mehr zu wandern, nicht mehr zu betteln, zu hungern, und meinen Namen, meinen Stand und Glauben zu verleugnen. Die Zeit der Prüfung endet; ich finde eine Heimath wieder. Muß ich aizch dem Tode in'S Angesicht schauen; ich fürchte ihn micht, denn der Herr, dem ich vertraue, wendet freundlich sein Antlitz mir wieder zu. Kommt!"— rief er bann lauter, sich erhebend, dem gerührten RaihSherren zu, — „kommt, und laßt uns eilen, damit ich um so balder mein Amt antreten und den Sterbenden Trost spenden kann. Meine Füße zittern, mich brängt'S und treibt'S fort von hier aus diesem Lande der Büßung. Und ginge ich in den Tod, Herr! ich gehe mit jubelndem Herzen!" In Annaberg wurde ihm vom Bürgermeister Hel big das Amt eines PestpredigerS feierlich über tragen uud ein Stübchen im PesthoSpitale, das am Ende der Marienberger Gaffe stand, als Wohnung überwiesen. Zugleich erhielt er von einem der Geist lichen eine alte AmtSkleidung und die SterbesacraS auSgeliefert. In seinem neuen Amte hatte er jedoch Vieles zu beobachten, was eben nicht leicht war und ihn demnach als einen Geächteten, Ausgestoßenen bezeichnete. Ein Pestprediger durfte nehmlich mit keinem gesunden Menschen in Berührung kommen und mußte daher, besand er sich auf einem Berufs wege, stets in der Mitte der Gaffe oder Straße gehen. Wurde er gerufen, dann durfte er keinen Augenblick zögern, den nach ihm verlangenden Kranken aufzu suchen; außerdem führte er eine Liste der Erkrankten, der Verstorbenen und der an der Pest Genesenen. Nach Ersteren mußte er täglich einmal sehen, wurde eS gewünscht, wohl auch zweimal. Seine Nahrung wurde ihm zu bestimmten Stunden in einem Korbe vor daS HoSpital gestellt; Venn eine Gastwirthschaft, wie überbaupt eine noch von der Pest verschont ge bliebene Wohnung, durfte er nicht betreten. Verstor bene, die auf besonderen Karren auf den Gottesacker geschafft wurden, begleitete er und sprach den Segen über sie, sobald der Todtengräber die Leichen in'S Grab legte. ES war darum, zumal wenn die Pest Viele ergriff, durchaus nichts Leichtes, allen diesen Obliegenheiten nachzukommen, und weder bei Tage noch bei Nacht genoß er der Ruhe. Doch Uh le scheuet« diese Mühen, diese Unruhe eben so wenig, wie den ihn stets umgebenden Tod. Sogleich nach dem Antritt«' seines Amtes begab er sich in die Familien, wo die Pest sich als Gast ein gestellt hatte, und legte sich ein Nerzeichniß der Namen derselben an. Wer nur irgeno seines Trostes be durft, den suchte er dabei durch, die kräftigsten Worte zu stärken, suchte, zu ermuthtgerz^lfnd. ermahnte zur Geduld; wer jedoch, .das Verlangt^ nach dem heiligen Mahle aussprach, dem'.näbete er sich mit besonderer Würde, und Jebekn ^reichte .er. es auf die feierlichste Weise. AuS einem AaustzMM er .in'S andere, von einem Ende der Stadt zum Wyern.Mnd >wo er ein trat, floß sein Mund über der Theil- nahme, der christlichen Liebe'^MaWM frommen SinneS; so daß er sich schon bei demWyM Besuche die höchste Achtung und daS herzlichste. AMwostm erwarb. Hatte der Tob ein theur^L FaMienglikd abgerufen, bann trocknete er die dann wies er hin auf den Kinder nicht verläßt, dann weckte an ein Wiedersehen im Jenseits, deS Trostes, welche daS GotteSwörl bAWWMM er den zagenden oder zweifelnden GeiMthekW8M;!>>. So waltete er wie ein rechter SeetxnhtpM8M> fchrocken, unermüdet Tag und Nacht; kasim gönnte er sich ein wenig Zeit, um etwas Speise und Trank zu genießen WaS er sich und Gott gelobt, daS hielt er getreu; ein heiliger Eifer durchglühete ihn, nur Segen auözustreuen, Wunden^zn heilen, die Last der Leiden zu erleichtern, ihnen Allen ein Bote deS Heils zu sein. Und als man ihn näher kennen lernte, da fühlte auch Jeder bei seinem Anblicke schon sich er- mutlugt; da wußte man, daß ein Freund erschien, der sie in ihrem Elende nicht verließ, der sich ihrer und auch der Angehörigen annahm, für sie sorgte, und dem eS Ernst war, sie zu erretten, sowohl aus Geistes - als auch auö LeibeSnoth. Denn Uhle be gnügte sich nicht damit, ein Spender geistlicher Güter zu sein, sondern er sorgte auch für die leibliche Wohl fahrt seiner Pflegebefohlenen. Wo die Armuth nebst der Pest in den Familien hauste, da schaffte er näh rende Speise, die er von den reicheren erbettelte; wo Reinlichkeit mangelte, gab er ernste Weisung, sich der selben zu befleißigen; überhaupt richtete er seine ganze Aufmerksamkeit darauf, der Ansteckung zu steuern