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TageSgefchichte. * Attenberg, den 25. Marz. In der Nacht vom 23.-24 b. MtS. ist in der Ladenmühle zu Hirsch sprung ein Einbruch durch da- Hausfenster geschehen. Der Hund eines in der Schenkstube übernachtenden Schweinebändlers hat aber angeschlagen und die Diebe verscheucht. Diese haben sich diesmal nur mit einer Mandel Eier und einigen Stückchen Butter begnügen müssen, und sind höchst wahrscheinlich in den angren zenden Wald geflüchtet. Dresden. Die Hauptverhandlnng gegen den des Mordes angeklagtenGärtnerSchönfelder kann immer noch nicht stattfinden, da derselbe noch krank ist. Er hat bekanntlich bis jetzt noch gar nichts eingestanden. — Die Generalversammlung der Thode'schen Pa pierfabrik (in HainSberg), am 23. März in Dresden gehalten, hat die Dividende auf 1O'/2°/o festgesetzt (incl. der Zinsen). — ES dürfte Bielen nicht unerwünscht sein, zu erfahren, daß anch zum nächsten Pfingstfest eine Ex- trafahrt nach Prag von der Dresdner Gesellschaft „Eintracht" veranstaltet wird, welcher sich Jedermann unter den mäßigsten Bedingungen anschließen kann. — Der Kronprinz von Sachsen wird nach Ostern zum Besuche des Hofes in Wien erwartet. — Der Kaiser Napoleon soll beabsichtigen, die Veteranen, welche bis 1813 in der großen Armee unter seinem Onkel dienten, ohne Rücksicht auf Na tionalität, zum 15. August d. I. zu einem großarti gen Bankett nach Paris einzuladen und dort 8 Tage lang kostenfrei bewirthen, auch die Reisekosten aus der kaiserlichen Schatulle bezahlen zu lassen. Leipzig, 24. März. Nach dem Beschlüsse der heutigen Generalversammlung der Leipzig-Dresdener Eisenbahncompagme wird pro 1862 für jede (auf 100 Tblr. lautende) Actie (excl. 4"/. Zinsen) eine Dividende von 14 Tbalern gewährt; 5000 Tblr. werden dem Reservefond, 20,697 Tblr. 20 Ngr. dem Gebäude- Conto zugeschrieben. Polen. Der Aufstand hat durch die Gefangen nahme seines obersten Führers Langiewicz, die wir in vor. Nr. d. Bl. schon meldeten, jedenfalls die Todes wunde erhalten. Wir theilen die neuesten Nachrichten und telegraphischen Depeschen mit, da bei dem großen Wirrwarr, der in Polen herrschen mag, ein klares Bild zu erhalten nickt möglick ist. — Die „Krakauer Ztg." enthält folgende Details über die Anhaltung des Jnsurgenten-Generals: „Langiewicz ist am 19. d. M. Abends in Begleitung seines weiblichen Adjutanten in einem Kahn über die Weichsel gegangen, auf dem diesseitigen Ufer von dem Husarenöberleutnant Szalai angehalten und nach Tarnow unter ESeorte geschickt worden. Langiewicz hatte einen von der schwedischen Gesandtschaft in Paris ausgestellten Paß bei sich. Er gab sich und seinen jungen Begleiter für WaligorSki und dessen Sohn au«, auf welche Namen jener Paß lautet. Seine Identität soll jedoch bereit- durch die in Uz-cie befindlichen Insurgenten festgcstellt worden sein. Auch ist bekanntlich WaligorSki über 60 Jahre alt, während der Ängehaltene im besten ManneSalter stehen soll. Sein Begleiter hat ganz das Auftreten iÜneS Mädchens in Männerkleidern und nicht die ge ringste Aehulichkeit mit dem angeblichen Vater. Wie eS gekommen, daß Langiewicz mit seinem Stabe von dem Lorp« getrennt, ist vorläufig nicht zu ergründen. Einige behaupten, er sei von dem EorpS abgeschnitten worden; Andere: im Lager der Insurgenten selbst aus gebrochene Zwistigkeiten hätten Langiewicz veranlaßt, sich von seinen Gefährten zu trennen. — Langiewicz und sein weiblicher Adjutant Pusto- woytoff wurden am 19. nach Tarnow, von hier aber am 22. nach Krakau gebracht und in das dortige Castell gesetzt, wo er jedoch nicht als Gefangener be handelt wird. Er hatte sich die Durchreise durch die k. k. Staaten erbeten, was ihm verweigert wurde. Nach beglaubigten Gerüchten soll Mie roSlawSki der Urheber der Entzweiung im Jnsurgentenlager gewesen sein. Die Polen verübeln es Langiewicz sehr, sie ver lassen zu haben. — Der Dictator Langiewicz hat folgende Ab- schiedsproclamation erlassen: „Tapfere und treue Waffeugcfährten! Mein Dictatorialamt erforderte die Vollführung vieler wichtiger Civil- und Militär angelegenheiten, zu denen die Kräftigung zahlreicher, an vielen, unter dem russischen Joch sich befindenden Orten kämpfender auf ständischen Corps, sowie auch die ihnen zu gebende einheitliche Richtung gehören. Dieses hat mich veranlaßt, aus kurze Zeit Eure Reihen, mit welchen ich, seit der ausständischen Nacht, unter Mühen und Kämpfen zusammengewachsen bin, zu verlassen. Ich glaubte aber, daß cs mir erst nach einen« neuen Siege erlaubt sein würde, mich von (?uch auf einige Tage zu enfcrnen. Des halb habe ich den Moskowiten bei Somowka die Stirn geboten, sie zum Kampfe bei Miechosf herausgesordert, mich ihnen bei Chrobrze entgegen gestellt und bei Grochowiska einen blutigen Kamps bestanden. „Ich verlasse das Lager, ohne von Euch Abschied zu nehmen. Die Erfüllung meines Vorhabens hängt voni Geheimnisse des selben ab, darum ist es mir nicht erlaubt, zu veröffentlichen, wie und wohin ich mich begebe. Ich nehme einige höhere Offiziere mit, denn viele aufständische Corps sind ohne Führer. Ich nehme mir 30 Ulanen, welche aber ins Lager zurückkehren werden, so bald ich ihrer Begleitung nicht mehr bedarf Ich habe das Haupt corps in zwei Theile getheilt, wie auch ihren Weg und Bestim mung angegeben. „Waffcngefährtcn! Ich habe vor Gott und Euch den Schwur abgelegt, bis zum letzten Athemzuge zu kämpfen. Diesen Schwur habe ich nicht gebrochen und werde ich nicht brechen; auch Ihr habt den Gehorsam meiner Befehle und dem Dienste unserm Va terlande feierlich beschworen, und anch Ihr werdet diesen Schwur nicht brechen. „Also in Gottes und des Vaterlandes Namen werden wir anch ferner gegen die Moskowiten kämpfen, bis wir die Freiheit und Unabhängigkeit unserm Vaterlande erkämpfen." Krakau. Die Auflösung der Insurgenten ist eine allgemeine. Gering gerechnet find an 3000 Flüchtlinge auf österreichischem Gebiet; Tarnow, Noch- nia und Krakau sind überfüllt. In Krakau sind auch 100 Pferde abgeliefcrt worden, nebst zwei kleinen, alten, von einem Pferde gezogenen Kanonen. Die zer sprengten und bis an die Grenze verfolgten Insurgen ten begrüßten an der trockenen Krakauer Grenze unsre Soldaten als Befreier. — Schon vor einigen Tagen scheinen die Behörden in Krakau seltsamen Dingen auf die Spur gekommen zu sein. Es sind große Aus- rüstungsmagazinemit Beschlag belegt worden, auch wurden sämmtliche Mitglieder des CentralauSrüstuugs- comitö- verhaftet, alle Rechnungen vorgefunden, sowie die sehr wichtige Korrespondenz. Namentlich sollen bei einem Gutsbesitzer M... au» Russisch- Polen sehr viele und wichtige Papiere aüfgefunden worben sein. Diese Verhaftung erregte viel Aufseheu. Au- Warschau wird gemeldet, daß der dortige revolutionäre Centralcomitee, nachdem Langiewicz die Diktatur niedergelegt, die Leitung de» Ausstandes