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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. .V 43 Diese« Blatt rrschttat mit Ausnahme de« S»»tag« täglich Abend« und ist durch alle P»-a»ftaUra za brjiehen. Dienstag, de« 21. Februar. Prei« für da« «ierteljahr Thaler. Insertion« «Gebührea für de» Raum einer gespaltenen Aetle l Nengroschen. 1854 Amtlicher Thril. Bekanntmachung. Nachdem von dem unterzeichneten Ministerium des In nern beschlossen worden ist, den Zahlungsverkehr mit Seiner Cassenverwaltung dergestalt auf die Vormittagsstunden von 10 bi« 2 Uhr zu beschränken, daß vom 1. künftigen Mo nat« an Zahlungen jeder Art nur innerhalb der vorgedach ten Zeit an die genannte Cassen-Verwaltung bewirkt und beziehendlich bei derselben erhoben werden sollen, so wird dies zur Nachachtung andurch bekannt gemacht. Dresden, den 16. Februar 1854. . Ministerium des Innern. Freiherr von Beust. Dresden, 10. Februar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann ist heute Vormittag nach Liegnitz gereist. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagetgeschichte Telegr. Depesche aus Paris. — Wien: Das Aufgeld zurAuSgleichungdesPapiergeldcourses pro März festgestellt. Graf Karnicky. Staatsanwalt schaften in der Lombardei eingesührt. — Berlin: Die Antwort Rußlands auf eine preußische Note erwartet. Lehrern das Ausstellen von Wechseln untersagt. Hof nachricht. Die Sitzungen der Aollconferenz beendigt. Zur Jahdebusenangelegenheit. — München: Veränderung in der Uniformirung der Infanterie beschlossen.— Frei burg: DaS Verhalten de« Erzbischofs vom Papst ge billigt. — Oldenburg: Der Staatsvertrag mit Preußen publicirt. — Paris: Abschluß eines Bündnisses mit England. Der Brief deS Kaisers. Die Ocean-Escadre. Herzog v. Alba angekommen. Reorganisation und Ver mehrung der Artillerie. Vermischtes. — Brüssel: Herr v. Kisseleff. Kammerverhandlung. Abschluß eines Handels vertrags mit Frankreich in Aussicht. — Madrid: Armee- reduction projectirt. Vermischtes. — London: Hof nachricht. Festessen. Die Truppensendungen nach dem Orkent. Erkchhung de- Martnebudgett. Lord I. Russell über den Brief des Kaisers Napoleon. — Warschau: Paskiewitsch nach St. Petersburg. — Kali sch: Die Verstärkung der Donauarmee. —-Athen: Der Aufstand in EpiruS. — Konstantinopel: Der Ministerwechsel. Mißhandlung englischer Midshipmen durch türkisch-ägyp tische Matrosen. Ein englischer Dampfer hat Munition und Truppen nach Trapezunt gebracht. Neuer Angriff der Nüssen auf Fort Schefketil. Die Russen sollen Khiwa genommen haben. Die Stimmung der christ lichen Bevölkerung in den Provinzen. Das türkische Kosakencorps. Griechische Handelsleute erschossen. — Janina: Truppen gegen die Aufständischen abgesandt. — Bukarest: Ein neuer Landungsversuch der Türken abgeschlagen. Die Stellung der Russen bei Giurgewo und Kalafat.— Jassy: Truppenzüge nach der Walachei. — Belgrad: Die Mission Ethem Pascha's gescheitert. Local - und Provinzialangelegenhelten. Freiberg: Er öffnung eines königlichen Gerichts. — Zittau: Selbst mord. — Meerane: Die Aufbringung des Schulgel des regulirt. — Lößnitz: Beamtenwechsel. Urtelspubli- cation. — Au« dem Juftizamtsbezirke Augustus burg: Die Sparkasse zu Scheltender«. Feuilleton. Vermischtes. Anzeigen. Börsennachrichten. LageSgefchichtt. Telegraphische Depesche. Parts, Sonntag, LA Februar. Der „Mo- ntteur* meidet: Der Kaiser Nikolaus hat Vie Aus- gletchuugSvorschläge verworfen. Äüten, 18. Februar. Nach der „Oesterr. Corresp." wird zur Ausgleichung des Papiergeldcourses bei der Ent richtung der Zollgebühren im Grunde des tz. 17 der Vor erinnerung zum Zolltarife im Monat März 1854 für je Einhundert Gulden ein Aufgeld von 25^ Procent aufzu zahlen sein. — Wie der „Wand." meldet, ist der frühere Geschäftsträger Oesterreichs in der Schweiz, Graf v. Karnicki, der k. k. österreichischen Gesandtschaft in St. Petersburg zugetheilt worden und dieser Tage dahin abgegangen. — Se. Maj. der Kaiser hat mit allerhöchster Entschließung vom 21. v. M. die Einführung der Staatsanwaltschaften im lombardisch - venetianischen Königreiche nach den für die übrigen Kronländer bestehenden Grundsätzen genehmigt. Berlin, 19. Februar. Die Antwort Rußlands auf die in der ersten Woche des Februars nach St. Petersburg abgegangene preußische Note wird in diesen Tagen erwartet. Jene Note motivirte die ablehnende Antwort, welche Baron Budberg auf seine zweimaligen Propositionen erhalten, in denen er Ende Januar und Anfang Februar den Inhalt der Orloff'schen Mission hier zur Kenntniß brachte. Jene Note hat einen entschiedenen Ausdruck, angemessen der aus geprägten Stellung einer Großmacht. Dem Vernehmen nach sind einige Sätze der zu gleichem Zwecke ergangenen Wiener Note fast wörtlich übereinstimmend mit dem preu ßischen Schriftstück. — Infolge deS überhandnehmenden WechselwucherS ist den Lehrern der Elementar- und Privat schulen bei Androhung administrativer Maßregeln das Aus stellen von Wechseln stricte untersagt worden. Berlin, 18. Februar. (St.-A.) Se. königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist von Weimar wieder hier einge troffen, und Ihre königl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg - Strelitz sind nach Hannover abgereist. — (Z.) Die heutige Sitzung der Generalzollconferenz war dazu bestimmt, daß in derselben das jetzt zu Ende berathene Schlußprotokoll verlesen und unterzeichnet werde. Am heutigen Tage sind also die Sitzungen der Eonferenz be endigt. Nachdem das Schlußprotokoll in der erforderlichen Anzahl vervielfältigt worden ist, soll es.den Zollvereins regierungen zur Ratification übersendet werden. Es ist an zunehmen, daß hierzu mindestens 4 bis 6 Wochen erforder lich sein werden, und besonders deshalb, weil die thürin gischen Staaten einen Gesammtkörper im Zollverein bilden, und nicht direkt, sondern über Weimar mit den übrigen Zollvereinen verkehren. Die nächste Zollvereinsconferen; wird wahrscheinlich in Darmstadt abgehalten werden. Ein großer Theil der Bevollmächtigten zur Zollconferenz wird in diesen Tagen Berlin verlassen. — Die „Zeit" schreibt: Die Erwerbung des Jahde- gebietS durch Preußen, um daselbst einen Hafen anzulegen, soll nach einer Mittheilung in einem süddeutschen Blatte die Regierungen von Hannover und zu Braunschweig zu einem Proteste Veranlassung gegeben haben, welchen die selben beim Bundestage einzureichen gedächten. Sie be haupten , an Oldenburg Lehnsansprüche zu haben, die sie durch die Anlage eines preußischen Hafens auf früher olden- burgischem Gebiete beeinträchtigt glauben. Es ist wohl nicht zu befürchten, daß sich Preußen durch einen solchen Protest, wenn er erfolgt sein sollte, in der Besitzergreifung des erworbenen Gebiets wird irgendwie behindern lassen, oder daß Preußen Verpflichtungen gegen die protestirenden Staaten eingehen wird. Wenn Hannover und Braun schweig bestimmte Rechte aus oen Besitz von Oldenburg haben, so würde doch immer erst der Zeitpunkt adgewartet werden müssen, wo sich dieselben realifiren werden. Als dann würde es an der Zeit sein, sich mit diesen beiden Staaten auf irgend eine Weise abzufinden. München, 16. Februar. (A. I.) Wie ich höre, hat die seit einiger Zeit beabsichtigte Einführung von Bein kleidern aus.grauem statt blauem Tuch bei der Infanterie der bayrischen Armee nunmehr die allerhöchste Genehmigung erhalten. — Seit heute Morgen hat die strenge Kälte be deutend nachgelassen, nachdem noch gestern Morgen die Kälte bis auf 18 Grad gestiegen war. Freiburg, 18. Februar. Am 12. d. M. ist hier ein vom 9. Januar d. I. datirtes päpstliches, an den Erzbischof von Freiburg gerichtetes Breve eingetroffen, in welchem dem bisherigen Verhalten des Herrn Erzbischofs die vollste Zu stimmung und Billigung des heiligen Vaters zu Theil wird, und die Aufforderung enthalten ist, auf der betre tenen Bahn muthig und beharrlich fortzuschreiten. Oldenburg. 16. Februar. (W.Z.) DaS heute erschienene Gesetzblatt publicirt den mit der Krone Preußen abge schlossenen Staatsvertrag in Betreff Anlegung eines KriegS- hafens an der Jahd«, sowie ein Gesetz wegen AwangS- abtretung zu einer Chausseeanlage „zwischen dem königl. preußischen Kriegshafen bei HeppenS und der Varel-Jever- schen Chaussee." In dem Publicationspatenle wird erwähnt, daß die Verhandlungen wegen jenes Staalsvertrages bereits unter der Regierung deS verewigten Großherzogs eingeleitet und am 20. Juli v. I. zum Abschluß gekommen seien. Der geschehenen Publication wird nun in kürzester Frist die Uebergabe der abgetretenen GcbietStheile nachfolgen. Zu dem Ende werden preußische und oldenburgische Com- miffarien die Regulirung der Grenzen an Ort und Stelle vornehmen und über etwaige kleine Abweichungen von der vertragsmäßigen Feststellung sich verständigen. j-j- Parts, 18. Februar. Man hat schon öfter das Zustandekommen eines formellen Schutz- und Trutzbünd nisses zwischen England und Frankreich berichtet. Ich bin jedoch in den Stand gesetzt, alle zeither darüber in Um lauf gesetzten derartigen Berichte insoweit als verfrüht zu bezeichnen, als der Abschluß eines solchen Bündnisses erst in den allerletzten Tagen erfolgt ist. Der Vertrag selbst wird demnächst den deutschen Mächten mit der Einladung zum Beitritt vorgelegt werden. Einen der Hauptgegenstände der Unterhaltung und der Besprechung in der Presse bildet zur Zeit noch immer der Brief des Kaisers Napoleon; die Veröffentlichung desselben, abweichend von zeither beobachte ter Sitte, findet im „Constitutionnel" einen warmen Ver- theidiger. Das Dokument ist in allen Casernen angeschla gen, und wird, wie es hier von den Ausrufern in den Straßen verkauft wird, in einer Million Exemplaren abge zogen, in ganz Frankreich die weiteste Verbreitung finden. — Man will hier wissen, Graf Nesselrove habe Herrn von Castelbajac eröffnet, der Kaiser, sein Herr, sei unwohl und könne ihn nicht empfangen; er aber sei ermächtigt, ihm mit- zutheilen, daß daS Schreiben deS Kaisers Napoleon nicht- an der Lage der Dinge ändere, der Aar glaube nicht dar auf antworten zu müssen. — In Betreff der Wegnahme eines gestrandeten englischen Schiffes durch die Russen des -- ------ Feuilleton. Dresden, 20. Februar. In der am 18. Februar zum Besten milder Stiftungen von Frau Jenny Goldschmidt und Herrn Otto Goldschmidt gegebenen musikalischen Soiree, § welche durch die Anwesenheit des Königlichen Hofes geehrt wurde, erregten die Vorträge der Erstgenannten wiederum die Bewunderung ihrer meisterhaften Gesangstechnik und ihrer fein durchbildeten, persönlich höchst fesselnd effectuirenden Vortrags weise. Jhrx charakteristische, graziös spielende Virtuosität be währte, außer der Arie von Bellini aus „Beatrice di Tanda", namentlich das Zrio-auS „dem Feldlager in Schlesien" von I. Meyerbeer, mit seinem courbettirrnden Wettgesange zwischen der Singstimme und zwei Flöten. Be- wiederholtem Hören dieser ausgezeichneten Künstlerin bestätigt sich die früher schon angedeutete Eigenschaft einer vorwaltend subjektiven, naiv sen timentalen Richtung, der eine dramatisch vielseitigere fern bleibt; zugleich würde der gebildete musikalische Geschmack eine größere künstlerische Befriedigung darin finden, wenn er so ausgezeich nete Leistungen mit ausschließlicherer Hingebung klassischer und und vorzüglicher Musik zugewandt sähe. Nach dieser Richtung hin erfreute das durch seine innige Empfindung in seiner mo notonen Schönheit tief ergreifende Volkslied von Weber. Herrn O. Goldschmidt'S Pianofortespiel hat bereits mehrfach Er wähnung gefunden. Der neue Concertsaal im Thteme'schen Hotel empfiehlt sich nicht bloS durch Eleganz und Räumlich keit, sondern auch durch eine vortreffliche Kiangresonnanz dank bar für die Aufführenden und willkommen für die Hörer, die nur durch eine solche Eigenschaft des LocalS den Genuß eines schönen Tonwohlklange- haben können. Aus dem Leben eines Bildhauers. (Schluß.) Nun wurde der Director doch aufmerksam und sagte endlich, noch immer den Kopf schüttelnd, er wolle es einmal probiren und mich in die ZeichnungSschuie eintreten lassen. So wurde ich denn in die dritte Zeichnungsklasse gebracht, ich alter Kerl unter lauter kleine Jungen, die mich gewaltig plagten und neckten. Nach Ver lauf einer Woche kam der Direktor wieder und fragte den Lehrer, wie eS ginge; der meinte, es ginge doch wohl gar nicht übel. Nun besahen sie zusammen meine Zeichnung, die aber meiner schweren Hand wegen gar unsauber auSsah. Doch war der Director so zufrieden, daß er mich in eine höhere Schule that und mich modelliren ließ. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie wohl eS mir »hat, als ich statt deS feinen Bleistiftes ein derbe» Stück Thon zum Kneten in die Hand bekam. Da ging es gleich besser und di« Beklemmung, die mich seit meinem Eintritte in Berlin befallen hatte, fing an zu weichen. Zwei Jahre verflossen, für welche Zeit ich mein dürftiges Stipendium erhalten hatte, aber obwohl ich sehr fleißig gewesen war, so könnt Ihr Euch doch leicht denken, daß diese Zeit nur eben hinreichte, mich darüber aufzuklären, waS mir Alles fehlte, und doch erwartete man in M., daß ich jetzt als fertiger Meister zurückkommen sollte. DaS machte mir viel Kummer, und doch war ich fest entschlossen, nicht der Laufbahn zu entsagen, die mich unser Herrgott einmal hatte betteten lassen, und in Berlin zu bleiben. Aber ich hatte gar nicht«, um zu leben ; obwohl manchen Tag der liebe Sonnenschein das einzige Wanne war, daS ich genoß, so wußte ich doch nach einigen Wochen eines Tages nicht mehr aus und ein und betete zum Herrn um seinen Beistand. Und er kam! Ich hatte vor einiger Zeit ein Modell zu einem Pfluge gemacht, da ich als ehemaliger Bauer die Sache auch zu verstehen und Verbesserungen daran anbringen zu können glaubte. Dieses Modell hatten Bekannte von mir auf das Gewerbe-Institut gebracht, wo ein Preis für solche Verbesserungen auSgesetzt war. Unter etwa vierzig Modellen nun hatte daS meinige das Glück, am besten zu gefallen, und ich erhielt einen großen Schreibebrief vom Director des Instituts mit zweihundert Thalern darin, rin paar Stunden nachdem ich den Herrgott um Hilfe angefieht hatte! Wie mir da zu Muthe war, könnt Ihr Euch denken, liebe Freunde; dieser Zufall half mir bei meiner Sparsamkeit noch zu zwei weitern Jahren deS Studiums in Berlin, nach welcher Zeit ich im Stande war, mir nothdürftig mein Brod selber durch AuS- bessern von Abgüssen und dergleichen nebenher zu verdienen und rastlos immer weiter zu studiren. Später verkaufte ich dann einen Christus und erhielt dadurch die Mittel, nach Carrara zu reisen, wo ich längere Zeit in Marmor arbeitete, und dann hier her ging, wo ich nun seit dreizehn Jahren lebe, und eS mir jetzt, wie Ihr seht, gar über mein Verdienst gut geht. Aber ich hatte noch harte Prüfungen zu überstehen hier in den ersten Jahren in dem fremden Lande! Ihr wißt ja selber, wir viel uns Bildhauern die Ausführung unserer Werke kostet; Modelle, Marmor, Formen und alles Mögliche verlangt große PyrauSlagen. Go hatte ich denn die ersten Jahre hin all' mein