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frau Maria geweihten Kapellen unv Altären*), ragte hoch über Pie übrigen Gebäuve empor. Mehrere Ge bäude, als ein neues HerrnhauS, ein HoSpital, bas SchöffenhauS, die WirlhschaftShöfe, alle den Grafen zu Dohna gehörig, gaben dem One ein imponirendeS Anfehen. Zwei Thore führten in die Stadt, daS eine brachte den Wanderer auf der Straße von Dresden über Lockwitz und Luga führend, aus dem Müglitz- thale in dieselbe, daS andere führte ihn, gen Sedlitz hin, nach dem nahen Böhmer-Walde, Miriquivi ge nannt. Dieser Weg war damals eine der bedeutendsten Heerstraßen, Vie aus Sachsen, durch den eben benann ten großen, an manchen Stellen fast noch undurch dringlichen Wald, nach Böhme» und Prag führte. Kastelle, damals Burgwarten, waren namentlich auf den einzelnen kleinen Erhöhungen nach Sedlitz zu, zur Deckung und Befestigung der Stadl, angebracht. Doch über der Stakt und noch höher als dieselbe, auf einem steilen Felsen über das Müglitzthal sich er hebend, ragte ein großes, mit mächtigen Wartthürmen und Zinnen versehenes, schon zur damaligen Zeit alterihümlich zu nennendes Schloß empor. ES war dasselbe so groß, daß es ziemlich den ganzen Raum einnahm, wie wir heute noch den Schloßberg sehen; — dreifache starke Mauern umgaben es, zwischen welchen sogenannte Zwinger, bei Belagerungen als Schutz- und Aufbewahrungsort für Menschen, Vieh und Vorräthe, der Hörigen, sich befanden. Auf drei Seilen war eS meist durch Felsen und steile FelSge- wände unzugänglich, und wo sich hier eine einnehm bare Stelle zeigte, war sie durch Mauern geschützt. Bon der Sradl war es durch einen breiten und liefen Graben getrennt, über welchen eine Zugbrücke führte. Wie schon erwähnt, haue daS Schloß eine rauhe Außenseite, und war meist nur aus vielen großen, oben runden Warten und unförmlichen, meist mit einer Plattform und ohne Dach befindlichen Gebäuden, erbaut. Die unförmlich dicken Mauern zeigten nach außen hin nur hier und da ein kleines Fenster, dahin gegen auf der nach dem Schloßhofe hinführenden Seile der Schloßgcbäude, deren zahlreiche Reihen angebracht waren und daS düstere Gebäude erleuchteten. Von der Zugbrücke aus trat man durch einen liefen und finstern Gang, innerhalb der dicken äußeren Mauer ein Stück fortführend, in den ersten Burghof, der mit kleinen Häusern längö der Mauer hin versehen war, in welchen «Heils die Dienstmannen, tbeils daS für den Burgherrn nöihigeVieh, namentlich an Pferden, Maulthieren und Ziegen, unlergcbrachi wurde. Ein zweites Thor führte nun in den eigentlichen Herren oder Edelhof. Diesem Thore gegenüber war nun der eigentliche Eingang in daö Schloß, und über letzterem war ein Balkon nebst einer kleinen Gallerte angebracht, die von außen in das oberste Stock deS rechten Schloß- flügelS führte. In diesem Schlosse haus'le zu jener Zeit der stolze, mächtige, tapfere und räuberische Burggraf O lto von Dohna, theilö von Seiten König Wenzels von Böhmen, theils von Seiten Wilhelms Markgraf von Meißen, mit einer großen Anzahl von Burgen, Schlös sern, Ortschaften und Weilern belehnt, theils eine Menge, in seiner Nähe ansässiger Ritter zu seinen Vasallen zählend. Sie waren bis zu diesem Zeitpunkte eines der mächtigsten Geschlechter des in Böhmen und Meißen ansässigen Adels, welches schon über 3 Jahr- *) Laut des vom Jnnocentius den 15. Oktober 1357 der Kirchen zu Donyn crthciltcn Ablaßbriefes. Hunderte hindurch daselbst herrschte. Zu unserer Zeit besaßen sie nebst Dohna: ven^Königstein^ die Riefen bürg in Böhmen, den Winterstein, Weesenstein, Maren, Dippoldiswalde, Gokt- leub a, denGiesenstei n, Mügeln, Kotta, Po »- schappel, SeifriedSVorf, K ötsch enbro da, Königsbrück und mehrere kleine Ortschaften, Dörfer, Weiler u. s. w., eigenthümlich. Demnächst waren sie Herren eines Schöppenstuhls (DohnaischeS Mal oder Dohnaischer Rilterbing), welcher in Dohna seinen Sitz hatte, und aus 18 adeligen Vasallen nebst dem Vorsitzenden Burggrafen bestand. Dieses Gericht, von welchem selbst das Ausland Urtel einholle, gab dem Burggrafen großes Ansehen unv verlieh ihm große Rechte und bedeutende Gewalt. Selbst der Brücken zoll der Elbbrücke zu Dresden gehörte ihnen entweder ganz oder nur theilweise, wahrscheinlich weil sie zum Brückenbau bedeutende Summen vorgeschossen hatten. Ihr Jagdrevier erstreckte sich von einem Theil der jetzigen Grenze Böhmens bis ins Elbthal, von Pirna bis gen Meißen herab. Nächst den genannten Be- sitzlhümern und Rechten waren eine große Anzahl der Edlen und Ritter auS der Nähe und Ferne ihnen dienstpflichtig, und wo sich einer oder der andere dieser Ritter den Ansprüchen der Burggrafen nicht unter werfen wollte, wurden sie von selbigen befehdet, zu meist überwunden, von ihren Sitzen vertrieben, wo rauf die D o h n a'S sich eigenmächtig zum Herrn dieser Eroberungen machten. — Zur Zeit, als Burggraf Otto Dohna's Herrscher war, halte derselbe 14 Va sallen, unter denselben HanS von Freiberg auf Borten, Jan von der Heyde auf Gamig, Kuno von Carlowitz auf Zuschendorf, Erich von Witligenkorf, Ekberr von Kökenitz auf Bärenstein, Veil von Thorunitz*) (Thronitz) Hans von Theisewitz, Egon von Meusegast u. s. w. angeführt werben. Außerdem besaßen sie in Dresden einen Herrenhof, führten allenthalben ein rüdes, rohes Leben, und um Vie nöthigen Mittel dazu zu erschwingen, sahen sie sich theils zu Bedrückungen ihrer Unthcrihanen, theils zu Raub und Wegelagerei genöthigl. Der alte Burggraf Otto, welcher bereits ein Mann in den sechziger Jahren war, Halle zwei Söhne, von welchen der älteste JaSko, gemeiniglich Jeschke, der jüngere Maul von Dohna hießen. Jeschke halte seinen Wohnsitz zumeist auf dem Weesenstein, wohingegen Maul gern auf der Burg Maren weilte. Dohna war damals eine wohlhabende Stadt; viele Stiftungen waren derselben im Laufe der Zeit verliehen worden und Handel und Gewerbe blühten daselbst, begünstigt durch die Burggrafen. Der große Hofstaat, welchen sie dort hielten, die vielen Bankette, die mancherlei Feste, welche im Herrenhose gefeiert wurden, die fremden Edlen, Rilier, Gesandten u. s. w., welche dort verkehrten und weilten, Vie vielen Wall fahrten zu den daselbst gestifteten Kapellen u. s. w. waren dem Gedeihen deS OrteS sehr förderlich. Die vielen Schlösser, Burgen und Ortschaften der Um gegend belebten Dohna wesentlich. Unter den Bur gen, die zu damaligerZeit in der Umgegend von Dohna eristirten, finden wir Weesenstein, Maren, Meu segast, Körbitz (jetzt Krebs), Gamig, Thvrun (jetzt Thronitz), Borten, Theisewitz, Dippvl- ') Ein Vergleich zwischen dem Bischof zu Meißen und dem Burggrafen zu Dohna, 1206, erwähnt einer Burg Thvrun, wahrscheinlich das »och jetzt bestehende Dorf Thronitz.