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Wir können dies; nicht anders als mißbilligen, weil es den Schein bat, als wolle man im Bvrauö zu Dieses oder Jenes Gunsten sprechen, abgesehen davon, daß es eine Unzartheit für die Betreffenden ist. Warten wir doch erst ganz ruhig das Ergebniß der Proben ab, und überlassen alles andere dem Ermessen der compe- teilten nnd dazu beaustragten Behörde, ohne vorher kleine Winke geben zu wollen. Wie wir vernehmen, ist die Schule zu Gcvrgen- feld intermistisch der Schule zu Zinnwald einocrleibt. Bisher hatte in Georgcnseld, da diese Gemeinde sich zu keiner Bereinigung mit Zinnwald entschließen konnte, der würdige, 73 Jahr alte Schullehrer-Bicar, Hr. Röder, der seit einigen Jahren in Ruhestand versetzt, dennoch seine noch säst jugendliche Kraft zu Nutz und Frommen des Schulwesens verwendet und da aushilst, wo es fehlt, den Unterricht verwaltet, nun aber nach Kipsdorf zu gleichem Zwecke berufen worden ist. Somit ist in Ermangelung eines ständigen oder vicarirenben Lehrers, Georgenfeld genöthigt, die nur zehn Minuten entfernte Schule zu besuchen, was beiden Gemeinden jedenfalls zum Besten gereichen wird. — Ferner kann hier mit Freude berichtet werden, daß das Vernehmen der sächsischen und böhmischen Geistlichkeit ein recht günstiges und sreund- schaftliches ist und beiderseits das Beispiel der Einigkeit und deS Friedens giebt. Da dieß einen sehr günstigen Einfluß anf das Bernchmen der übrigen Gemcinbeglieder zu einander haben muß, so ist dieß um so mehr hervor zuheben, je öfterer früher mehrfache Reibungen und Differenzen stattgefunden haben. Wir hoffen aber, daß dergleichen auch nicht wieder eintreten werden. -s- Dresden, den 2. März. Der in der Nacht vom 28. zum 29. Februar sich erhebende und am dar auf folgenden Tage fortwährende orkanartige Sturm hat hier an Dächern und Schornsteinen nicht unerheblichen Schaden angerichtet, Jahrmarktsbuden auf dem Markte wurden abgcdeckt und umgeworfen, Telegraphenstangen auf der Märienbrücke umgebrochen, hundertjährige Lin den iw großen Ostragehege entwurzelt; auf der alten Dresdner Brücke wurde ein beladener Menbelwagen umgeworfen und sein Inhalt, darunter ein Pianoforte, auf klägliche Weise zertrümmert. — Der am 29. früh von Zittau abgehende Bahnzug konnte vor Schneewehen nur bis Herrnhut gelangen. Eine von hier aus zur Untersuchung der Bahn vorausgeschickte Locomotive blieb völlig im Schnee stecken, so daß alsbald bloö noch der Schornstein zu sehen war. VermischteS. Zittau gehört in finanzieller Hinsicht zu den glück lichsten Städten Sachsens. Dort werden keine Communal- anlagen erhoben ru.d doch für dasSchulwesen 16000Thlr., für die Armen 11000 Thlr. und für öffentliche Bauten 15000 Thlr. verwendet. Dafür nimmt die Stadt aber auch aus ihren Forsten und Landgütern jährlich 38000 Thlr. und an Zinsen für auSgeliehene Capitalien 26000 Thlr. ein. Dohnas Untergang, oder das Kastaniendörfchen. Eine historische Erzählung aus dem 14. und 15. Iahrh. (Fortsetzung.) 3. Dohna. Än eben diesem Bergabhange, an eben dieser Gewitter bei Schneegestöber. In der in letzter Zeit vielgenannten Universiläistadt Bonn am Rhein (Vater Arndt) hatte man Sonntags, am lS. Febr. bei heftigem Schneegestöber ein starkes Gewitter. Zwei Stunden davon, im Dorfe Mehlen, hat der Blitz in die Kirche eingeschlagen und gezündet, so daß dieselbe nebst einem daneben liegenden Gute gänzlich niederbrannte Lutherd enkmal. Für daS Denkmal, welches man dem großen Reformator, nach dem Entwurf des Meister Rietschel, in der alten Reichsstadt Worms zu errichten beabsichtigt, find durch Sammlungen in ganz Deutschland bereits >37,493 Gulden (78 567 Thlr.) eingekommen. Man braucht aber zur Ausführung des Denkmals mindestens 200,000 Gulden, Vater Arndt. In Bonn bat sich ein Verein zur Errichlung eines Denkmals ans Erz für Arndt gebildet und einen an alle Deutsche gerichteten Ausruf zur Beisteuer*) zu diesem Monument erlasse». Das schönste, an keinen Ort gebundene, sondern überall lebendig cmvfundeiie, durch keine Zeit- und Witieruugseiuflüsse zerstörbare und unschein bar werdende, sondern in unvergänglicher Frische fortlebende Denkmal bat sich Vater Arndt selbst im Herzen des deuischcn Volkes gesetzt. Dafür bürgt schon die erhebende Feier von Arndt's letztem Geburtstage, an welchem sogar ein Königssobn durch einen übersendeten Ehrenorden die^Krän- kungen an dem Greise wieder gut zu machen suchte, die einst der Vater dem thalkrästigen Manne zugefügt hatte. Noch möge hier eine freundliche Erinnerung an jenen Ge burtstag, den ganz Deutschland wie ein großes Familien fest feierte, ein Plätzchen finden. Bekanntlich war nämlich dem GeburtStagSkiude von Berlin aus von zwölf Damen ein wunderbar schöner Blumenkorb mit einem passenden Begleitschreiben übersendet worden. An eine dieser Damen nun richtete der liebe Alte folgende originelle Antwort: „Liebstes, liebenswürdiges Kind! Mil diesem Namen darf der Neunzigjährige jetzt unschuldig jedes feine Frauenbild anreden, wie vielmehr nicht Die, welche sein schneeweißes Haupt mit Blumen bestreut haben. Ja das war ein fröh licher Korb, der das Entzücken aller Augen und Nasen geworden ist. Liebste, Du sollst nun schönsten Dank sagen allen Frauen und Mädchen, die dafür gepflückt und deren gestellt haben. Segne Golt für das Jahr 1860 unser Vaterland und gebe er Euch Jungfrauen tapfere Bräuti game und Euch Frauen eitel treue freundliche Männer. In deutscher Treue Ernst Moritz Arndt aus Rügen." Arndt hinterläßt eine hochbejahrte, von allen, die sie kennen, geliebte und verehrte Wittwe, sein „treues tapferes Weib", die sein Gartengrundstück bei Bonn noch bewohnt, welches er selbst sein kleines Paradies nannte, das aber von seinen Freunden seiner originellen Wildniß Halder, im Scherze der „Teutoburger Wald" genannt zu werden pflegte. *) Der kunstsinnige, 74jährige, seit 1848 ins Privatleben zurückgetretenc König Ludwig von Baiern, hat bereits 500 Gulden dazu angewiesen unter Beifügung eines patriotischen Gedichtes. Stelle, hoch über der rauschenden Müglitz, an welcher gegenwärtig daS freundliche Städtchen Dohna liegt, stand eS auch zu der Zeit, in welche uns dieser kleine Roman versetzt; nur volkreicher, größer, reicher war eö. Mit stattlichen, für die damalige Zeit schönen Häusern sah es über seine festen, hohen, mit einzelnen dicken Thürmen versehenen Ringmauern, hervor. Eine für die Zeit der Rohheit und Anarchie reich dotirte Kirche, mit zwei, dem heiligen Petrus und der Jung-