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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Aeitmrg. PreiS pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Acmter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstciv und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 8. März. Schon den Februar nannte man einen strengen Gast, — der Marz aber treibt's bis jetzt wenigstens zehnmal ärger! Statt des gehofften Frühlingswehens hat er uns seit dem -4. Abends ein ungewöhnlich heftiges Scbneewetter gebracht, wie wir cs weder in diesem Winter, noch überhaupt seit Jahren erlebt haben. Nicht nur, daß der Schnee in unfern Straßen sich elleuhoch niedergelassen hat, so daß die Passage außerordentlich beschränkt ist: so sind auch sämmtliche Commuiiicationswegc dermaßen verschneit und zugeweht, daß der Verkehr nach auswärts iu den ersten vier und zwanzig Stunden fast ganz stockte. Namentlich wirkte bas Unwetter auf das regelmäßige Eintreffen der Posten sehr störend. Von Dresden kamen dieselben 2 Stande», von Marien berg, den 6. März, 8 Stunden später, als gewöhnlich, und die Altenberger Post, welche früh 6 Uhr hier ein treffen soll, kam gestern gar nicht. Nun ist zwar alle mir irgend mobile Mannschaft aufgcboten worden, um die Wege wieder frei zu machen; allein was Menschen hand mit vieler Mühe geleistet hat, wird dnrch die nächsten Stunden wieder verdorben. Denn cS schneit in dem Augenblicke noch, wo wir dies schreiben, und es ist nicht abzusehen, wo das Wetter hinaus will. Un gleich schlimmer noch klingen die Nachrichten aus dem höheren Gebirge, von Fraucnstein, Altenberg, wie wir sie aus dem Munde einzelner Reisenden vernommen haben, und wie sie in unlenfolgendem Berichte ans Altenberg geschildert sind. Die Post von Olbernhau nach Marienberg ist an zwei Tagen nicht gegangen, weil dort der Schnee 11—12 Ellen hoch liegt. Der Himmel behüte uns vor einem schnellen Thauwcttcr, denn die hier und weiter hinauf im ganzen Gebirge aufgehäuften kolossalen Schneemassen würden eine be deutende Wasserfluth zu Wege bringen. Altenberg, den 7. März. Vor acht Tagen schon thcilten wir ein Bild mit von den Schneemasscn, womit uns der kleine Horn bedacht. Aerger noch verfährt aber sein Nachfolger. Orkanähnlichc Schnecstürmc, welche sich in der Nacht vom Sonntag bis Montag erhoben und bis heute Morgen fortgedauert haben, sind den Schneeschanzen zu Hülfe gekommen, haben noch ein Gestock aufgesetzt, — neue Barrikaden gezogen und die mit vieler Mühe wieder ausgemachten Wege nun ganz versperrt. ES wird im Jabre 1845 gewesen sein, so kamen in Schneeberg beim Buchhändler Gödsche Schneebilder heraus, welche sich auf die Gegend von Earlsfeld rc. in sächs. Sibirien bezogen und reichen Stoff znm Lachen darboten. Unter Anberm wärmte sich eine Semmclfrau am Schornsteine und saß mit ihrem Korbe oben auf demselben. Euriosa hierzu könnten wir jetzt liefern. Sieht man ja von einigen Häusern auf der Neustadt nur noch die Feuerösse! Auf demselben Stadttheil ist von Parterrefenstern keine Spur mehr vorhanden. Manche Wassertröge verschwin den, werden mit Noth wieder zugängig gemacht und verschwinden auf'S Neue wieder. In der niedern Stadt gelangt man bin und wieder erst durch 6—7 Schnee stuben in die Hausflur, und Geschäfte werden von der Gasse mit der Oberstube abgemacht. Von Tag zu Tag gestaltet sich aber auch die Sache bedenklicher, denn jeglicher Verkehr ist gehemmt, die Pferde stehen im Stalle, das Gezähc liegt in der Schmiede, die Grube ist menschenleer, der Mühlberg ruht und der Häuer greift nothgcdrungen, mit verdrüßlichem Gesichte, zum Flechtbret. Weibliche Wesen können sich freilich nicht gut heranswagen, und so wird dem Manne der Handkorb angchängk. Möchte der Himmel bald gelindes Wetter schenken und die Schneemassen zum Weichen bringe». //' Vom Gebirge. Das fürchterliche Schnee- und Unwetter der letzten Tage hat arg gewirthschaftet auf unfern Höhen, und die, viele Ellen hohen Wehen geben davon Zeugniß. Zwar freuen sich die Gebirger, wenn der Winter vollständig auftritt und gleichmäßige Tem peratur stattftndct, wie in den Niederungen, wo ost Nässe von unten und Kälte von oben einander die Hand reichen; gute Schlittenbahn, eine gleichmäßige Luft, tüchtige Bekleidung der Felder ist Dasjenige, weshalb das Gebirge einen Vorzug hat. Doch ist der jetzt gefallene Schnee iu zu reichem Maße erschienen, als daß er nicht störend sein sollte für Jeden. — So benutzte man fleißig die Schneebahn nach Zinnwald ins böhmische Bier, welches jetzt von anhaltender Güte ist. Auch diese Ausflüge sind für mehrere Tage jetzt nicht möglich. Es ist dieß derSammelplatz allerFreunde und Bekannten, die sich sogar aus weiterer Ferne aufsuchen, um bei böhmischem Bier sich vereintzu laben. Dennoch können wirnicht unter lassen, das Bedauern darüber auszuspreche», daß dieses „nach Zinnwalb Gehen" der Tod aller localen Gesellig keit ist und kein Zusammenhalten stattfindet. Beweis davon ist, daß z. B. iu Altenberg seit Jahren cs noch nie zu einem geschlossenen Geselligkcitskreis gekommen ist. Alles sucht nur seinen Ausgang in den belebten Parthien nach Z. Möge man daher diese höheren Genüsse der Geselligkeit nicht vernachlässigen. — Wie wir schon zweimal gelesen, sind bereits Die jenigen dcstgnirt, die zn Ältenberg die Eantvr- probe abzulcgen haben, und es sind sogar schon einige Bemerkungen gefallen, welche wie ein Urtheil aussehen.