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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- Md Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Ämter Md Stadlritthc za Pippaldiswalde, /ranenstein Md Iltcaderg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. . S-— Tagesgeschichte. N Dippoldiswalde. Zu den sehr anmuthigen Thälern, mit welchen die Natur die hiesige Umgegend gesegnet hat, gehört auch das ohngefähr 1*/r Stunde von hier entfernte Pöbelthal, welches sich von Schmie deberg aus über Niederpöbel nachObcrpöbel bis Sayda erstreckt, und nicht nur von einer sehr gut unterhaltenen Straße, sondern auch von der Pöbelbach, einer gar wasser- und fischreichen Bach, durchschnitten wird. Schon der geringe Besuch, welchen dieses Thal findet, läßt darauf schließen, daß man auch mit dessen Schön heiten wenig vertraut ist, und eben so laßt sich wohl auch behaupten, baß man auch sehr geringe Wissen schaft über den Umfang des Gewerbes besitzt, welches namentlich in früher» Zeiten eine gar große Ausdehnung daselbst gesunden und dermalen freilich in weit geringerem Umfange noch unterhalten wird. Wir meinen den Bergbau. Obschon eine Menge Halden, Erdbrüche, Stollnmundlöcher, sowie unverkennbare Ueberbleibsel von Aufbereitungsstätten, als Poch- und Wäschmühlen, Schmelzhütten, als bestimmte uub unfehlbare Zeugen auftretcn, daß hier einst ein gewaltiger Bergbau be triebe» worden sein muß, so ist doch darüber hier und in der Umgegend sehr wenig bekannt. Den Leser mit der Geschichte des in diesem Thale früher und jetzt noch betriebenen Bergbaues bekannt zu machen, ist der Zweck des vorliegenden Artikels. Eö unterliegt keinem Zweifel, daß der Bergbau auf Zinn und Kupfer bereits im 15. Jahrhundert in dem Pvbelthale gar lebhaft betrieben worden ist, denn die aus den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts noch vorhandenen Gruben- und Einlegeregister (viertel jährliche Rechnungen über Einnahme und Ausgabe) der Gewerkschaften Segen Gottes und Hilfe Gottes sprechen nicht nur von einem ansehnlichen Ausbringen dieser beiden Berggebäude, sondern auch von einer ziemlich starken anfahrenden Mannschaft. Die Belegung des Berggebäudcs Hülfe Gottes, welches vom Jahre 1644 an Kupsergrube genannt wurde, bestand in 1 Obersteiger, 1 Untersteiger, 9 Häuern und 4 Gruben jungen, welche quartaliter regelmäßig 6 bis 700 Fuhren Zwitter lieferten. Zur Aufbereitung dieser Zwitter gab es nicht nur mehrere Mühlen und Pochwäschen, sondern auch eine Zinnschmelzhütte. Diese Aufberei tungsanstalten wurden von der Wasserkraft der Sau bach betrieben und befanden sich, wie noch jetzt deut liche Spuren zweifellos an die Hand geben, da, wo jetzt die Schmidt'sche Mahlmühle steht, und erstreckten sich in dem nach Sadisdorf führenden Thale fort. Der Eentner Zinn wurde damals mit 16 bis 19 Thlr. bezahlt, und haben Gewerken der Grube Segen Gottes quartalig 19 bis 20 Pfund Zinn Ausbeute erhalten. Außer diesen beiden Gruben war noch das Berggebäude Eule Fundgrube sammt Hoffnung zu Gott Erbstolln, Zinnfang Erstell», die weiße Laube, der Himmels« fürst im Helloche (und zwar diese Grube auf Silber) im Betrieb, so wie »och andere kleine Bergegebäude, über welche jedoch keine Grubenregister vorhanden sind. Ganz besonders rührig war unter andern der Kauf mann Georg Nier in Dresden. Derselbe muthete nicht nur das in Südost und Nordwest an die Hilfe Gottes angrenzende Stück Gebirge, sondern trieb auch den tiefen St. Georgen Stollen, jetzigen Mittelstolln hervor, erbaute im Jahre 1622 eine Kupferschmclzhütte, teufte hie und da Schächte ab, und wurde gewöhnlich als der „reiche Bcrgherr" aufgeführt. Er schloß auch ganz absonderliche Rechtsgeschäfte ab, die jetzt schwer lich die Genehmigung der Bergbehörde finden würden. Unter andern pachtete er von Melchior Franlebe gegen Gewährung von jährlich 4 Eentner Zinn den dritten Theil des Berggebäudes Segen GotteS ab. Es scheint daher, daß das letztere damals eine Eigenlöhnergrube gewesen ist. Vom Jahre 1640 an kommt George Nier nicht mehr vor; wir sanden aber, daß „Frau- lebc" den gedachten dritten Theil an die Churfürstin von Sachsen, in deren Auftrage der Hofmeister Sigis mund von Bärenstein handelte, verkaufte. Zu dieser Zeit war insbesondere der Bau auf Kupfer sehr ergie big, eine Probe von dem nach Dresden gelieferten Kupferschlich gab 75°/» Kupfer, und wie stark und reichhaltig der Kupserbergbau gewesen sein mag, dafür spricht, daß das erste in Gegenwart des Glashütter Geschwornen und des die meisten Kuxe von Hilfe Gottes habenden Herrn von Bünau stattgefundene Schmel zen 243/4 Eentner Schwarzknpfer ohne die rohe Speise ergeben hat. Man erbaute einen neuen Göpel, erweiterte 3 Pochmühlcn, kaufte 2 dergleichen, legte Teiche an und erhöhte die Dämme der bereits vor handenen 2 Teiche. In diese Zeit fällt die Begrün dung der jetzigen Kupsergrube und die Entdeckung des auf ihrem Felde befindlichen Zinn und Kupfer! führen den Stockwerkes, an der Stelle, wo dermalen ein ziem lich bedeutender Erdbruch, Pinge, zu sehen ist. Die bis dahin den Namen „Hilfe Gottes" führende Ge werkschaft kaufte das Berggebände Segen Gottes an sich, erweiterte den Grubenbetrieb und unterhielt eine Belegung von 1 Obersteiger, 2 Untersteiger und 25 Häuern. Das Personal bei der Förderung, Aufberei tung und Schmelzung ist nicht angegeben. In diese glänzende Periode des dortigen Bergbaues fällt auch der Aufschwung der Zinnberggebäude Zinnfang Erb-