Volltext Seite (XML)
Italien. Der Anschluß der mittelitalienischen Staaten an das Königreich Sardinien bereitet sich immer mehr vor. So hat die Regierung der ver einigten Herzogthümer Modena und Parma und der Romagna, die ihren Sitz in Modena hat, vom 1. Jan. an den Titel angenommen „Königliche Regierung der Aemilia," (der Name „Aemilia" für diese Gegend rührt noch aus der Römerzeit her und ist von der „ämilianischen Straße" abgeleitet, die von Rom nach Rimini führte.) — Der Generalstatthalter oder Proregent Duoncompagni, der am 22. Decbr. seinen feierliche» Einzug in Florenz gehalten hatte, gab in seinem Palast am 1. Januar eine große Fete. Da platzten auf einmal mit heftigem Knalle, in der unmittelbaren Nähe desselben, drei Bomben, daß die Splitter umherflogen und ein Fenster im ersten Stock des Hause« zerschlagen wurde. Man vermntbct, daß daS Attentat von der im Stillen wühlenden reaktionären Partei herrübrc. ' Die Spanier fangen an, allmählig über ihren Krieg mit Marocco kleinlaut zu werden und die Köpfe zu hängen. Ei« hatten sich die Sache leichter vorgest.'llt, und jetzt weist eS sich aus, daß das Kriegführen dort ein äußerst müh selig Ding ist. Die Spanier sterben weg. wie die Fliegen, well da- Klima, zumal in jetziger Jahreszeit, mörderisch ist. Lebensmittel find gar nicht zu haben, jeder Bisse», jeder Trunk muß aus Svanien hinübergeschafft werden. Wege giebt eS nicht, die Spanier müssen sich erst das Fort kommen selbst ermöglichen. Dazu fechten die Mauren wie besessen. Bereits jetzt find 7000 Spanier hin und 50 Milli onen Franken oder l 3 Millionen Thaler verpulvert. Spanien hat aber weder Ueberfluß an Menschen, noch an Geld. Industrie, Land u.Hauswirthschaft. Die Rinderpest. In dem benachbarten Böhmen und Schlesien hat gegen wärtig die Rinderpest in einer Weise um sich gegriffen, daß sich unsere Staatsregierung veranlaßt gefunden hat, die ernstesten Maßregeln zu ergreifen, nm diese verheerende Seuche von unser» LandeSgrenzen abzuhalten, und eS wäre nur zu wünschen, daß «in möglichst dichter Militärcordon längst der Grenze ausgestellt würde, um dadurch der Möglich keit einer Einschleppung noch besser vorzubeugen. Unter so bedrohlichen Umständen ist eS für den Land mann von großer Wichtigkeit, sich mit der Gefahr, die ihm so nahe gerückt ist, soviel wie möglich bekannt zu machen. ES ist die Rinderpest eine der verheerendsten Seuchen, sowohl wegen deS meist tödtlichen AuSgangeS, welchen sie nimmt, als auch wegen ihrer außerordentlich leichten An- steckbarkeit. Deutschland ist im vorigen Jahrhundert in Folge der vielen KriegSunruhen wiederholt von derselben heimgesucht worden. In Steiermark stürzten im Jahre 1780 10,000 Stück Rindvieh, in der Gegend von Würzburg im Jahre 1796 25,000, in Würtemberg über 26,000 Stück. In Hol land grasfirte in den Jahren 1769 — 1776 die Seuche mit solcher Wuth, daß ihr 140,000 Stück Rindvieh zum Opfer fielen und der durch seine Viehzucht so blühende Staai de» größten Theil seines ViehstandeS verlor. Man rechnet, daß iw Laufe deS vorigen Jahrhundert« Deutsch, land 28 Millionen Stück Rindvieh durch die Pest verloren hat. Die ursprüngliche GeburtSstätte dieser, sowie so mancher anderen verheerenden Krankheit in ältrer und neuer Zett (Pest, Cholera) ist Asien, von hieraus verbreitete sie sich in Flußniederungen des südlichen Rußland«, der Moldau und Ungarn«, wo sie jedoch, da sich daselbst die Heerden meist in» Freien aushalten, nie mit solcher Heftigkeit auf tritt, al« in Deutschland, wo sie meisten« auf die Ställe beschränkt find. Besonder« haben flache und sumpfige Gegenden von ihr sehr zu leiden, «ährend gebirgige vorr ihr mehr oder weniger verschont bleiben. DaS Wesen der Krankheit ist dem bösartigen Unter leibstyphus der Menschen vergleichbar. Sie beginnt mit Fieberschauern, Zitterndes Körper-, Aufsträuben der Haare, großer Unruhe, beständigem Schütteln de« Kopfe-, Zähne- knirschen. Es stellt sich ein eigenthümlichrr Husten ei, in einzelnen heftigen, hohlklingenden Stößen. AuS Maul und Nase, die anfangs trocken und beiß waren, fließt «in zährr Schleim, auf der inner« Haut deS Maule« bilden sich weiße Bläschen, welche platzen und wunde Stellen zurück lassen. Die Haut, besonder- in der Rücken- und Lenden gegend, wird pergamentartig und rauscht und knistert beim Draufdrückrn von darunter entwickelter Lust. Der Rücken krümmt sich, der Schwanz ist in beständiger Bewegung, die Freßlust verschwindet immer mehr und mehr und e« stellt sich zuletzt heftiger Durchfall von aaSartigem Gerüche ein und da« Thier verendetet zwischen dem 5. und l l. Tage der Krankheit an Entkräftung unter Zuckungen. Dieß in flüchtigen Zügen die hauptsächlichsten äußern Zeichen der Krankheit. Oeffnet man ein an der Rinderpest verstorbenes Thier, so findet man den Blättennagen (Löser) hart und aufgetrieben, von einer großen Masse dürren, schwarzgrünen, zum Theil zerreiblichen und wie verbrannten Futter« voll gepfropft. Die innere Oberhaut deS Löser« ist brandig und grau oder schwärzlich gefärbt und löst sich leicht ab (daher die Krankheit auch den Namen Löserdürre führt). Der Lab und die Gedärme find stark entzündet und selbst brandig, mit rothen, blauen und schwarzen Flecken bedeckt. Jede Berührung eine- kranken ThiereS und seiner AuSwurststoffe, ja selbst die bloße Ausdünstung desselben wirkt sofort ansteckend auf ein gesundes Rind. Sogar durch andere Thiere, sowie durch Menschen, die sich nur einen Augenblick in der Nähe eines von der Best ergriffenen ThiereS aufgehalien haben, kann die Ansteckung auf ein gesunde- Thier übertragen werden. Aber nur Rinder werden dadurch angesteckt; Schafe, Ziegen und andere HauS- thiere bleiben von der Krankheit verschont. Ist die Krank heit einmal au-gebrochen, so bleibt in der Regel nicht« übrig, als das erkrankte Thier zu tödlen und zu vergraben und den angcsteckten Stall von allem Verkehr abzusperren. Em Eurversuch ist in den meisten Fällen um deshalb nicht thunlich, weil dadurch der Ansteckungsstoff leicht weiter ver breitet werden kann. Als Vorbeugung-mittel gegen die Krankheit, wo sie noch nicht zum Ausbruch gekommen ist, hat man die Impfung (ähnlich wie beim Menschen die Echutzpockenimpfung) versucht, indem man Schleim aus der Nase eines kranken ThiereS genommen und etwa- davon an eine dünnhäuiige Stelle, z. B. an der inner» haarlosen Fläche de« Schwanzes mittelst einer Lanzette unter die Haut gebracht hat. Der Verlauf der Krankheil soll bei solchen geimpften Thieren allerdings ein milderer gewesen und nur der fünfte Theil derselben der Krankheit unter legen sein. Doch ist dieses immerhin etwas bedenkliche Mittel im Ganzen noch zu wenig geprüft, um eine allge meinere Anwendung rathsam erscheinen zu lassen Jeden falls aber dürste neben gesunden leicht verdaulichen Nahrungs mitteln ein geeigneter Zusatz von Kochsalz (Viehsalz) zu denselben, sowie daS tägliche Ueberwaschen der Rinder mit frischem Quellwaffer (— vielleicht unter Zusatz von etwa« Holzessig —) unter nachfolgendem Abreiben der Haut mit trocknen Strohwischen, sowie ein fleißige- Lüfte» und