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36 Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. In diesen Tagen hat der hiesige Stadtratb eine summarische Ucbersicht über das Cassen- und Rechnungswesen zu Dippoldiswalde am Schlüsse des Jahres 1858 veröffentlicht, welche die finanziellen Zustände unserer Stadtgemeinde über haupt in einem vortheilbaften, verglichen aber mit denen anderer Orte, nach denen wir nicht allzuweit zu suchen haben, wirklich in einem glänzenden Lickte erscheinen läßt. Dieser erfreuliche Umstand giebt uns willkommene Veranlassung, zunächst die thätige Fürsorge unserer gegenwärtigen städtischen Behörden für das ihnen an vertraute öffentliche Hab' und Gut um so mehr rühm lichst anzuerkennen, als die Zeit noch nicht so fern hinter uns liegt, wo die städtische Verwaltung in dieser Beziehung sehr Vieles zu wünschen übrig ließ. Andern- theils können wir aber auch nicht umhin, der jetzigen, in jeder Beziehung vortrefflichen Administration des Stadtcassenamtes in der Person des Herrn Cassirer Allmer nicht minder unsere ungetheilte Anerkennung auszusprechen, und der Gemeinde zu einem solchen dienstbeflissenen und gewissenhaften HauShalter ihres Vermögens Glück zu wünschen. Aus der erwähnten summarischen Ucbersicht gestalten wir uns, Folgendes hier anzuführen. Die Kämmerei- oder Stadt-Casse. 7310 Thlr. 14 Ngr. 7 Pf. Einnahme. 6015 - — - 3 - Ausgabe. Außer den öffentlichen Gebäuden (t RathbanS, 1 Wachthauö, 1 Gerätheschuppen, 3 Spritzenhäusern, 3 Feuerleitcrhäusern und 1 Fischhälter) besitzt die Stadtgemeinde 307 A. 275 OR. an Garten-, Feld-, Wiesen- und Waldgrnndstücken, sowie 4 Teiche, und endlich 16225 Thlr. 8 Ngr. 8 Pf. ausgeliehene Capi talien. DieSchulden betrugen 5196Thlr. 28Ngr. 8Pf. k. Die Fenergeräths-Casse. 342 Thlr. 5 Ngr. 9 Pf. Einnahme. 309 « 5 - 7 - Ausgabe. Diese Caffe besitzt ein Vermögen von überhaupt 485 Thlr. 11 Ngr. 2 Pf. Außer 141 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf. Nachtwächtergeld, werden zur Kämmcrei-Casse keine Anlagen erhöben. 6. Die Parochial-Casse. 497 Thlr. 23 Ngr. 4 Pf. Einnahme. 476 - 8 - 2 - Ausgabe. Die Parochialcasse besitzt ein Vermögen von 333 Tblr. 9 Ngr. 2 Pf., und hat 1811 Thlr. 23 Ngr. - Pf. Schulden. Diese letzteren werden sich aber durch die im vor. I. vorgenommene Täfelung der Stadtkirche und den bevorstehenden Neubau der Orgel wesentlich erhöben. Zu Tilgung dieser Schulden ist nun eine jährliche Abzahlung von 300 Thlr. von den Vertretern der Kirchtngkmeinde bestimmt, und sind zu deren Ausbringung die Anlagen erhöht worden. (Diese Anlagen betragen 3 Pf. von jeder Steuereinheit und 4 Ngr. vom Hundert des Einkommens.) l). Die Armen-Casse hatte 2320 Thlr. 15 Ngr. 7 Pf. Einnahme, davon aber 2133 - 5 « 4 « Ausgabe zu bestreiten. Außer einem ansehnlichen HoSpitalgrbäude besitzt die Armcncaffe 2 A. 118 IHR. Garten- und Feldgrund stücke, und 201 Tblr. 11 Ngr. 7 Pf. Activcapitalien, dagegen aber eine Schuldenlast von 3698 Thlr. 2 Ngr. 1 Pf- An Legaten zu Armenzwecken ist nur die verhalt- nißmäßig geringe Summe von 551 Thlr. 11 Ngr. 7 Pf. ! vorhanden. Daher müssen auch alle zu Armenzwecken zu bestreitende Ausgaben durch Anlagen aufgebracht werden. ES darf uns also auch nicht befremden, wenn eben diese Anlagen bei den sich von Jahr zu Jahr steigernden Ansprüchen an die Armencasse auch höher werden. So unangenehm uns auch der allerdings bedeutende Aufwand für hiesige Arme berührt hat, müssen wir uns mit anderen Städten unseres Vater landes trösten, die ebenso schwere, wenn nicht noch größere Opfer bringen müssen. So z. B. kennen wir einen Ort, in welchem ein nur gering Besoldeter wöchentlich 8 Pf. (also jährlich 1 Tblr. 11 Ngr. 6 Pf.) Armen-Aiilagen zu tragen hat, während er hier auf das ganze Jahr (nach demselben Gehalt gerechnet) nur 15 Ngr. zahlt. (Die Armencasse»-Anlagen hier werden aufgebracht mit 7 Pf. von jeder Steuereinheit und 10 Ngr. von jedem Hundert dcS Einkommens.) k. Die Scknl-Casse. 883 Thlr. 19 Ngr. 1 Pf. Einnahme. 1428 18 - 4 - Ausgabe. Auö dieser Zusammenstellung ersehen wir, daß aus dec Schulanlagcncasse ein Vorschuß von 544 Thlr. 29 Ngr. 3 Pf. zu erheben gewesen ist, welcher nach ^/rr von der Stadt Dippoldiswalde und vom Nittergute und der Gemeinde Berreuth ausgebracht wird. Die eingegangenen Schulgelder betrugen 740 Thlr. 28 Ngr. 7 Pf., und reichen noch nickt einmal zu » Besoldung der Lehrer aus (962 Thlr. 18 Ngr. 8 Pf). Der geringste Satz des Schulgeldes für den Unterricht in hiesiger Stadtschule beträgt nämlich 3 Ngr., der höchste 6 Ngr. 5 Pf. monatlich. Die Schule ässe hat einen Zinscngcnuß von 3 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf. von einem Legate und 1955 Thlr. 17 Ngr. 8 Pf. ausge liehene Kapitalien, dagegen aber 132 Thlr. 16 Ngr. 7 Pf. Schulden. Zn Deckung des sich jährlich ergebenden Deficits bei der Schulcasse besteht b. die Schulanlagen-Casse, welche im Jahre 1858 mit 832 Thlr. 12 Ngr. 7 Pf. Einnahme, 967 - 25 - 5 - Ausgabe abschloß. Activcapitalien besitzt die Schulanlagencasse nicht, dagegen aber noch 7045 Thlr. 26 Ngr. 4 Pf. durch den Schulhausbau entstandene Schulden. Wir machen bei dieser Gelegenheit auf den niedrigen Satz unseres Schulgeldes aufmerksam, indem wir der Mei nung sind, daß, wenn dasselbe für jede Klasse wenigstens um 1 Ngr. erhöht würde, daö fragliche Deficit eine wesentliche Verminderung erleiden dürfte. Am Schlüsse der unS vorliegenden Ucbersicht wird noch beigcsügt, baß im Jahre 1858 an Staatsabgaben 4634 Thlr. 20 Ngr. 7 Pf., überhaupt aber an Staats- und Communabgaben 7708 Thlr. 10 Ngr. 4 Pf. baar aufgebracht worden sind, eine Summe, die unS von dem GeschästSumfang der hiesigen Stadt- cassenvcrwaltung und Stadtsteuer-Einnahme Kenntniß giebt. Es sind bei derselben, wenn man sämmtliche Cassen berücksichtigt, nahe an 17000 Thlr. eingehoben und ziemlich 16000 Thlr. ausgegeben worden. Außer den vorerwähnten Cassen befinden sich noch in der Verwaltung des StadtrathS 1) ein Einquartierungsfond von 1742 Thlr. 12 Ngr. 6 Pf-, 2) ein zu Erbauung eines Leichenhauses bestimmte- Legat von 295 Thlr. 8 Ngr. 2 Pf., und