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M 97 Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Nedactcur: Carl Jet) ne in Dippoldiswalde. Wienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen d«rck alle Post» anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe ZN Dippoldiswalde, Mvensteiv und Altenberg. 13. Wecember 1859. Preis pro Quartal lv Ngr. Inserate die Spalten'Zeil« 8 Pfg. Tagesgeschichte. Dresden. Am Freitage wurde unsere Polizei durch einen bedeutenden Diebstahl in Alarm gesetzt. In dem Rcstaurativuslocale deö Herrn Arndt auf der Frauen gasse befand sich an jenem Tage früh unter Anderen auch der hiesige Agent Bergmann, ein solider und tüch tiger Geschäftsmann, um daselbst einem Geschäftsfreunde Geld auszuzahlen, wovon er 500 Thlr. in Kassenscheinen in seinem Portefeuille mit sich fühistc. Nachdem er circa 150 Thlr. auSgezahlt, schreibt er für diesen in der daselbst befindlichen Nische der Gaststube einen Avisschein und trägt diesen darauf zu ihm hin, seine Brieftasche mit dem übrigen Gelde, in der noch gegen 1800 Thlr. andere Werthpapicre sich befanden, auf dem Tische einstweilen liegen lassend. Das war freilich ei» großer Fehler. Während er mit dem Geschäftsfreund spricht, kommt noch ein Anderer, der ihm eine Mit theilung zu machen hat, und so vergehen einige Minuten, ehe er wieder zu dem verlassenen Platze zurückkehrt. Aber da ist die Brieftasche weg! An dem Tische sitzen ein paar Bierschröter vom Felscukellcr, die eben Stoss abgeliefert hatten, und noch einige Herren. Natürlich entsteht gleich ein Hcidenhalloh, Alles wendet die Taschen um, doch die Brieftasche bleibt weg. Jetzt geht Herr Bergmann sofort zur Polizei und erstattet Anzeige. Bei der Bedeutsamkeit des Diebstahls werden sofort alle Register gezogen, die sich namentlich auf die strenge Beobachtung der Handlungen der am Tische gewesenen Personen erstrecken. Vor Allem werden durch abge sendete Polizeiorganc deren Wohnungen in strenge Aufsicht genommen. Gegen 5 Uhr war Herr Bergmann abermals in der Crimina'l-Jnspection des Polizeihauses, nm ihn in großer Anzahl die betreffenden Beamte» in Bcrathung. Da öffnet sich die Thüre und herein tritt der Polizeidtencr Beckmann. Wir haben gesiegt! ruft er und hält dem Hrn. Bergmann ein Couvert hin, in welchem die 350 Thlr. und übrigen Werthpapicre stecken. Die Sache verhielt sich nun so. Unter anderen war von den Pvlizciorgancn Böhme und Beckmann auch die Wohnung des in der Arndt'schcn Wirthschast mit ge wesenen Felsenkcller-BierschröterS Krentzigcr in Plauen besetzt worden. Niemand konnte ein oder ans, ohne von diesen in Verhör genommen zu werden. Da er schien nach 4 Uhr ein Bote von Kreutzigern an dessen Ehefrau mit einem Briefe. Herr Böhme nimmt den selben ohne Weiteres in Beschlag und eröffnet ihn. Als er den Umschlag löst, kommt ein zweites Couvert, auf dem die Worte stehen: „Wer den Brief er bricht, 10 Jahre Zuchthaus!" Herr Böhme aber fürchtet sich vor dem angedrohten Zuchthaus nicht, sondern erbricht ihn, und siche da, ihm fallen die sechs 50thälerigen und 50 Thlr. andere Cassenscheine in die Hände, die Hrn. Bergmann gestohlen sind! In dem dabei liegenden Briefe an seine Frau meldet Kreutziger, daß er diese Nacht spät nach Hause kommen würde; er wolle sich einmal eine Güte thun und zu Rcnzen gehen rc. Das Geld hatte man nun, aber den Spitz buben noch nicht. Erst Abends um 7 Uhr wurde er glücklich eingebracht und bat am gestrigen Morgen seine Unthat bereits cingestanden. Ehre unserer braven Polizei! — Der „Allgemeinen Zeitung" schreibt man über die in Leipzig bevorstehende Herstellung einer Wohnung für den König: „Die mannichfachen Ucbclstänbe, welche mit der Wohnung in einem Gasthof für die königlichen Herrschaften bei einem länger» Aufenthalt in Leipzig, namentlich wenn dieser in die Zeit der Messe fällt, verbunden sind, haben das Be- dürfniß für den König nicht sowohl nach einer eigenen Residenz in Leipzig, als vielmehr nur nach einem ein für allemal bestimmten Absteigequartier, wo möglich in einem der öffentlichen Gebäude, hcrvorgerufen. Die Universität Leipzig, welcher dieses Bcdürfniß nicht unbekannt geblieben war, hat nun, da sie im Laufe des »ächstkominenden Jahres ein größeres Gebäude in paffender Lage zu erbauen beabsichtigt, durch die compctente Behörde in entgegenkommender Weise sich erboten, für den Fall, daß dieses Gebäude zur Ein richtung eines Absteigequartiers für die königlichen Herrschaften geeignet befunden werden sockte, nicht nur die hierzu erforderlichen Localitäten an die königliche Civillistc zu vermictheu, sondern auch dieselben im Innern so anöbaucn zu lassen, wie dies zu dem Zweck, welchem sie dienen sollen, für nothwendig werde erachtet werden. Von diesem Anerbieten ist auch bei der günstigen Lage des zu erbauenden Gebäudes Gebrauch gemacht worden, und wird daher im nächsten Jahre der Bau desselben, unter Berücksichtigung der für den innern Ausbau der königliche» Wohnung eröffneten Wünsche, in Angriff genommen werden. Der von der königlichen Civillistc künftig zu bezahlende MicthzinS ist nach der Höbe des Baukapitals, einschließlich des Werths deö Bauplatzes, festgestcllt worden, und ent spricht den in Leipzig üblichen Miethzinseu. Die Universität besitzt jetzt übrigens 36 Gebäude." — Die „Leipziger Zeitung" wird mit Ablauf diese« Jahres das 200jährigc Jubiläum ihres Bestehens feiern. ES erscheint bis dahin eine „Geschichte der Leipz. Zeitung," vom Negierungöratb v. Witzleben, die sehr interessant zu werden verspricht.