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Dresden. Da es auch unter Ihren geehrten Lesern so manchen giebt, der theil» der Geschäfte, theils des Verhnügcns halber ein paar Tage in unserer Re sidenz mitunter zubringt und sich deshalb nach einem netten und dabei nicht zu tbeuern Gasthause umsteht, so glaube ich im allgemeinen Interesse des reisenden Publikums zu handeln, wenn ich in diesem Blatte auf ein derartiges Gasthaus aufmerksam mache, das in je der Beziehung der Empfehlung würdig ist. Es ist nämlich das Gasthaus zum goldenen Ring, Ecke des PostplatzeS und der Marienstraße hier, welches Herr Högner auS seinem früheren Etalissement gleichen Namens durch Verlegung, Eweiterung und Verschöne rung geschaffen. In der schönsten und für jeden Ge schäfts- und Vergnügungsgang bequemsten Lage, bietet es durch seine innere vortreffliche Einrichtung, wie durch gute Bewirthung und Solidität der Preise, für Jeden einen willkommenen und angenehmen Aufenthalt, in dessen Empfehlung gewiß Jeder mit einstimmen wird, der denselben einmal in Anspruch genommen. — Auch au Sehenswürdigkeiten hat unser Dres den seit einiger Zeit eine Bereicherung erfahren, auf die wir hier gleichfalls wiederholt Hinweisen wollen. Ich meine den Thiergarten des Vereins für Hühnerzucht, Ostra-Allee, zunächstder Friedrichsbrücke. In demselben, der übrigens durch große Nettigkeit und Zweckmäßigkeit der Einrichtung sich auszeichnet, finden sich nicht nur die schönsten Hühner-Racen, son dern auch vieles andere seltene Geflügel, z. B. ver schiedene Entengattungen aus dem Norden Europa'«, fremde Tauben, Reiher, Eulen, Geier, Adler u. dgl. in überraschendster Gruppirung neben den vierfüßigen Animalien, unter denen schmucke Rehe, viele drollige Affen, schöne Marder, Iltisse und nette Zieselmäuschen vorzugsweise namhaft gemacht zu werden verdienen. Da das Eintrittsgeld in dieses, für die naturgeschicht liche Belehrung gewiß höchst wichtige Institut nur ein sehr geringes ist, 2 Ngr., so sei es hiermit der all gemeinsten Beachtung bestens empfohlen. —cb. — Das königl. sächs. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat am 21. Juli eine Verord nung 'nebst Regulativ über die Prüfung von Lehrerin nen, welche schulpflichtige Kinder in öffentlichen Schulen, in Privatanstalten und in Familien unterrichten wollen, bekannt gemacht. Die Prüfungen erstrecken sich auf deutsche, französische und englische Sprache, auf Litera tur und die wichtigsten Zweige der Wissenschaften und Künste. Der preußische Kultusminister hat kürzlich die Prüfung der Privatlehrer und Lehrerinnen aufge hoben und diesen Entschluß damit motivirt, daß die Intelligenz im preußischen Volke zu weit verbreitet sei, um befürchten zu müssen, daß Eltern oder Vormünder ungeeignete Personen für den Unterricht ihrer Kinder wählen sollten. Dieses Motiv als Maßstab angelegt, muß die oben genannte Verordnung als ein Zeugniß geistiger Armuth für das sächsische Volk erscheinen, das die beschämende Vorstellung gewinnt, an Intelligenz und Urtheilskraft weit hinter seinen preußischen Nach barn zutückzustehen. Auffallenderweise wird ihm diese Unmündigkeitserklärung erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ertheilt. Berlin, 10. Aug. Die Erscheinungen des Blut andranges auf das Gehirn haben in verflossener Nacht bei Sr. Majestät dem Könige zugenommen und geben nach dem amtlichen Bulletin zu ernsten Besorgnissen Veranlassung. — Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent wird morgen aus Eins hier eintreffen. Berlin, 7. August. I» den verschiedenen Mini« sterialressortS regen sich bereits die Vorarbeiten für den nächsten Landtag. Die Session dürste eine sehr wich tige werden und früher als in den letzten Jahren, etwa gegen Ende des Novembers, beginnen. Von Seiten der Minister des Innern, der Finanzeu und des Kriegs sind Vorlagen von Wichtigkeit zu erwarten; auch soll das Ehegesetz, welches durch den Schluß der vorigen Session nicht zum Abschluß gelangte, in der nächsten, nach dem ausgesprochenen Willen des Prinz-Regenten wieder vvrgelcgt werden. — Mit der Demobilisi- rung ist auch die Auflösung der Divistvnswerkstätten angeordnet worden. Dieselben hatten den Zweck einer massenhaften Beschaffung von Bekleidungsgegenständen für die Armee durch die in den verschiedenen Regimen tern dienenden Handwerker und versprachen von großem Nutzen zu werden. Die Auflösung wird daher um so mehr bedauert. Die in großen Quantitäten bestellten Stoffe werden den Lieferanten contraetmäßig abgenom men und den einzelnen Regimentern zuertheilt. Das Kriegsministerium hat über die Bedeutung des Insti tuts Berichte eingeforbert. — Auch hier giebt cs eine Art von Arbeitseinstellung. Die meisten'— Berliner Droschenkutscher, etwa 800 an der Zahl, haben ihren Herren zum 15. August den Dienst gekündigt, weil sie bei einer täglichen Dienstzeit von Morgens 4 Uhr dis Mitternacht und einem Gehalt von monatlich 20 Thalern nicht noch eine jetzt von ihnen verlangte Kaution von 5 Thlr. stellen und sich dem Urtheile eines Schiedsgerichts wie dem der Polizei fügen wollen. — Nach der so eben erschienenen Rang- und Quartierliste der preußischen Armee für das Jahr 1859 zählt die Generalität des stehenden Heeres außer Sr. k. Hoheit dem Prinz-Regenten als Generalobersten der Infanterie und dem Geueralfeldzeugmeister Prinzen Karl: 1 Felbmarschall, 33 Generale der Infanterie und Cavalerie, 41 Generalleutnants und 87 Generalmajore. Im Offiziercorps der Infanterie befinden sich 71 Ober sten, 108 Oberstleutnants und 267 Majore. Die Cavalerie hat 24 Obersten, 20 Oberstleutnants und 83 Majore; die Artillerie 10 Obersten, 22 Oberst leutnants und 58 Majore; das Jngenieurcorps 6 Obersten, 9 Oberstleutnants und 21 Majore. Unter den Führern der Landwehr befinden sich 2 Obersten, 12 Oberstleutnants und 89 Majore. Berlin, 8. August. Die Beziehungen zwischen dem hiesigen und dem Wiener Cabinet scheinen sich jetzt wieder freundlicher gestalten zu wollen. Das Wiener Cabinet dürste zu der klaren Ueberzeugung gekommen sein, daß eine Entfremdung Oesterreichs und Preußens große Gefahren herbeiführen kann, die namentlich auch das übrige Deutschland durch eine mögliche Einmischung Frankreichs oder überhaupt des Auslandes unmittelbar betreffen würden. Das Bestreben des Wiener Cabinets, sich dem hiesigen wieder anzunähern, wird bei der Ge- sammtlage der europäischen Dinge, die durch ein ent zweites Deutschland um so gefahrdrohender sein würde, hier mit Befriedigung wahrgenommen. Was die jüngsten Mißhelligkeiten anbetrifft, so scheint es zu Erklärungen gekommen zu sein, welche das vor aller Welt gerecht fertigt dastehende Preußen wol veranlassen können, die Sache mit Rücksicht auf höhere Interessen auf sich be ruhen zu lassen, zumal das gegenwärtige Schweigen Oesterreichs fast beredter als eine öffentliche Erklärung