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Wim, Sonnabend, 30. April. Die amtliche „Wiener Zeitung" enthält heute mehrere Verordnungen des Finanzministeriums. Die erste bestimmt, daß von den Zinsen der Staatspapiere bei deren Erhebung an der Zahlkasse sofort die Einkommensteuer dritter Klasse abgezogen werden soll. In der zweiten wird eine Staatsanleihe von 200 Millionen Gulden angeordnet, mit dem Hinzufügen: Da die Begebung derselben zur Zeit nicht angemessen erscheine, so werde die Nationalbank zwei Drittel dieses Betrags in neuen Fünfguldennoten vvrstrecken. Durch eine dritte Verordnung wird die National bank der Verpflichtung, ihre Noten mit baarem Gelbe einzulösen, zeitweilig enthoben. Eine vierte Verordnung bestimmt, daß die Zölle fernerhin in Silbermünze, oder in verfallenen National- anleihecouponS zu entrichten sind. Wien, Sonnabend, 30. April. Der hiesige französische Geschäftsträger, Herr v. Banneville, wird heute oder morgen von hier abreisen. Graf Buol hat ein Circularmcmorandum erlassen, worin die Kriegserklärung gegen Sardinien mit diplomatischen und politischen Gründen lichtvoll motivirt wird. Ein Armeebefehl bringt vieleMilitäravancements. Bern, Sonnabend, 30. April. Nach einer officicllen Meldung haben die Oestcrreicher gestern Nachmittag die Feindseligkeiten begonnen. Nachmittag 4 Uhr haben sie die Grenze überschritten. Turin, 28. April. Die Antwort des Grafen Cavour ans das Ultimatum des Grafen Buol lautet im Wesentlichen folgendermaßen: Die österreichische Regierung weiß recht gut, datz die Unterhandlungen mit einem Vorschläge allgemeiner Entwaffnung, der von England formulirt und von Frankreich, Rußland und Oesterreich angenommen wurde, geendet haben. Sar dinien ist in versöhnlichem Geiste diesem Vorschläge ohne Rückhalt und ohne Hintergedankea beigetreten, und Oesterreich mußte recht gut sowohl den Vorschlag Englands, als die Annahme Sardiniens kennen. Die sardinische Negierung hat Nichts hinzuzufügen, um ihre Absichten in Betreff der Schwierigkeiten, welche dem Zusammentritt eines Congresseö sich cntgegenstellten, kund zu geben. Das Verhalten Sardiniens unter diesen Umständen ist von ganz Eropa gewürdigt worden. Welches auch die künftigen Consequenzen sein mögen, die ganze Verantwortlichkeit für dieselben wird aus Oesterreich znrückfallen, welches zuerst gewaffnet, welches einen Vorschlag zurückgewiesen, der von allen Mächten angenommen war, und in die Stelle desselben eine drohende Sommation gesetzt hat. London, Sonnabend, 30. April. Der heutige „Morning-Herald" erklärt mit allerhöchster Ermächtigung den gemeldeten Abschluß von Verträgen zwischen Frankreich und Rußland und Frankreich und Dänemark für eine müßige Erfindung. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zu einem außerordentlichen Landtage betreffend. Seine Majestät der König haben beschlossen, mit Rücksicht auf die eingetretenen politischen Verhältnisse, in Gemäßheit von §. 115 der Verfassungsurkunve einen außerordentlichen Landtag aus den 23. Mai dieses JahreS in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird dieses und baß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch besondere Missiven auS dem Ministerium beö Innern deshalb ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 29. April 1859. Gesa mmt Ministerium. v. Rabenhorst. v. Falkenstein. Bekanntmachung. Alle zum Dienste einberufene beurlaubte Soldaten der activen Armee, sowie die einberusenen Kriegsreservisten, sollen auf allen inländischen StaatSeiftnbahnen sowohl, als auch auf der Leipzig-Dresdener Eisenbahn, gegen Vorzeigung der erhaltenen EinberufungSordre an der betreffenden Eisenbahnstation unentgeldlich befördert werden. Diese Bekanntmachung ist in allen §. 21 des PreßgesetzeS vom 14. Mär; 1851 bezeichneten Zeitschriften unverzüglich aufzunehmen. Dresden, den 29. April 1859. Kriegs-Ministerium. von Rabenhorst. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Jebnc in Dippoldiswalde.