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M 101 Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstag« untu Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Frauensteiu und Altenberg. 24. December 1858. .. .j Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten Zeile 8Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Die diesjährige Necrutirung in unscrm Gerichisamtöbezirke hat folgendes Resultat ergeben: Am 29. und 30. Novbr. stellten sich überhaupt 191 Mann; davon waren 55 tüchtig, 7 minderlüchtig, 7 zur Zeil untauglich, 50 untüchtig wegen Untermaß, 72 untüchtig wegen körperlicher Gebrechen. — I» der ganzen AmtShauplmannschaft Dresden halten sich überhaupt 1827 Mann gestellt, von denen 471 tüchtig waren, 35 mindertüchtig, 96 zur Zeit untauglich, 311 untermäßig, 914 wegen körperlicher Gebreche» untüchtig. Der größte unter den Gestellten hatte 8O'/4, der kleinste 41 Zoll. Dippoldiswalde. Der Herzog!, sächs. Kammer- musikuS Herr Zoche-Zochetti, unstreitig einer der größten jepl lebenden Virtuosen auf der Guitarre, wird (jedenfalls an einem der bevorstehenden Feiertage) bei unS eine musikalische Abendunterhaltung geben, auf welche wir jeden Musikfreund aufmerksam machen. Herr Zoche-Zochetti, welcher früher bevorzugt wurde, am kgl. sächs. Hofe Unterricht zu ertheilen, dem alle musikalischen Zeitungen (auch das BrockhauS'sche Conversationslericon) längst einen gebührenden Rang in der musikalischen Welt angewiesen, ist vorzüglich Meister im Flageolet, das er mit bewundernswürdiger Fertigkeit seinem schwierigen Instrumente zu entlocken weiß. * Altenberg, 22. Decbr. Das heil. Christfest naht, und nach allen Seiten bereitet man sich festlich darauf vor. Während die Wohnungen der Neichen hell illuminirt werden, wird wohl in manchem Dach- stüklcin das Oel mangeln, um den vertrockneten Docht anzufeuchten; während in Palästen die Flamme im Kamine hoch auflodert, wird das bescheidene Fenster der Wiltwe dir Spuren des Winters tragen. Referent dieses nennt hier das Hil le'sche Zubelpaar, das längst die goldene Hochzeit feierte und mit Notb auch den Flammen entging. Der Greis, lebensmüde und matt, seit längerer Zeit ganz schwerhörig, hat in diesen Tagen noch erlebt, daß seine Frau durch Reißen im Kopf auf einmal gänzlich taub wurde! Unter Schmerzen Hal sie ausgerufen: UnS wär' recht wohl, wenn wir sterben würden; nun können wir auch nicht mehr mit einander reden! Möchten doch Bemittelte am schönen Christfeste dieser Armen gedenken im Sinne Christi, und einen Lichtstrahl in die Hütte senden, angeregt durch die Worte eines Dichters: Nah' dem Armen voll Erbarmen; Sprich den Kranken Trostgedanken In die Herzen! Trage mit des Andern Last, Mild're Schmerzen. Theil' die Freude, die tu hast! Dann wird dir auch mit den Deinen Heller noch dein Chrtstbaum scheinen! Freiberg, 18. December. Die jüngst beendigte Recrutirung in der hiesigen AmiShauptmannschafr, welche die Gerichlöämter Freiberg, Brand, Saida, Tharand, Frauenstein und Altenberg umfaßt, hat folgende Ergebnisse gehabt. Es kamen überhaupt 1007 Mannschaften (einer zahlte unter Verweigerung jeder Untersuchung seine EinstandSsumme) zur Gestel lung; da aber von diesen Mannschaften 279 daö Normalmaß von 67 Zoll nicht erreichten, so wurden nur 728 Individuen zur ärztlichen Untersuchung gezogen. Darunter befanden sich 512 absolut Untüch tige und 13 wurden auf die nächste Recrutirung verwiesen. AuSgehoben wurden 187 als tüchtig, 16 aber in die Liste der Dienstreservisten eingetragen. Von den Ausgehobenen bezahlten 8 das Stellvertre- tungSgelb, und 1 war als notorischer Ernährer einer armen Familie auf Zeit von dem Eintritt in den Militärdienst freigesprochen. So wenig nun auch daS Ergebniß in seiner Allgemeinheit für günstig erachtet werden konnte, so zeigte der jüngste Jahrgang doch immer noch ein besseres Bild von nnserer männ lichen jungen Bevölkerung, als die unmittelbar vor hergehenden Necrutirungsperioden. Annaberg. Hier wird ein neues Aclienunter- nehmen beabsichtigt. Es handelt sich nämlich um Errichtung einer mechanischen Flachsspinnerei, deren Erfolg um so mehr hoffen läßt, da die Umgegend sehr viel Flachs baut und an der Spitze des Unternehmens ein Mann steht, der zu den größten Capacitälen der industriellen Welt Sachsens gehört, aus eigner Er fahrung mit der Flachsspinnerei genau bekannt ist und von sehr bedeutenden Firmen unterstützt wird. Der Unternehmer ist Bernhard Eisenstnck, früher in Chemnitz, zuletzt in Florival bei Brüssel. Leipzig. Am 18. December wurde das neue Museum eingewciht. Dec anwesende Herr Staats minister von Beust sprach die volle Anerkennung über das gelungene W-lk auS und überreichte im Namen Sr. Majestät deS Königs dem Bürgermeister Koch das Ritterkreuz deS AlbrechtSordenS. Zugleich erklärte der Bevollmächtigte der Schletter'schen Erben, baß die Stadt Leipzig vollkommen die Wünsche deS Stifters erfüllt habe. Berlin, 20. December. Nach der am 3. d. MtS. stattgehabten Volkszählung beträgt die Militärbe völkerung Berlins 19,300 Seelen. Davon sind 15,565 wirkliche Militärpersonen und 3735 Angehörige der selben. Von diesen sind 15,108 evangelischer, 4115 katholischer und 54 jüdischer Religion. Außerdem be kennen sich 2 zur griechischen und 1 zur beulschkatho- lischen Kirche. — Der Minister deS Innern verfügte