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Weißerih-Zeitrmg! Erscheint Dienstags unti Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. .» Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten - Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Verichtsamter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Attenberg. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. * Altenberg, 20. October. Für unsere Schule ist eine neue Aera gekommen. In der Person deS Schulamtscanditaten Hrn. Kunaih aus Bischheim, dem übrigens voriheilhafte Zeugnisse zur Seile stehen, erhält dieselbe einen neuen College«. Der Herr Diac. Colbitz, der bis daher bei seinem nicht leichten Amte sich wöchentlich in sechs Stunden dem Nnterrichle in der Mädchenschule mit Liebe und Erfolg unterzog, ist dieser Function enthoben, und dem Herrn Cantor Fischer, der, wie schon unlängst in d. Bl. erwähnt ward, beinahe ein halbes Säculum sich als Mädchen lehrer um die Stadl Verdienste erworben, ist durch Abnahme einer Classe eine Erleichterung geworden, Vic ihm bei seinem vorgerückten Alter gewiß von Herzen zu gönnen ist. Frauenstein, 18. Octbr. Der Besitzer der großen Mahl- und Schneidemühle zu Rodenthal un weit Olbernhau, Müllermeister WeiSflog, ein Mann in den vierziger Jahren, war am 5. 0. MlS. AbcnbS auf seinen Kartoffelfeldern in Helbigödorfer Fluren beschäftigt. Seine Leute fuhren bereits die geernteten Kartoffeln in die Wohnung deö Besitzers, als er noch auf dem Felde blieb, um sich zu überzeugen, ob die Kartoffeln vollständig ausgemacht wären. In der Nähe deS Feldes übte sich ein Jägerbursche, nach einem ausgesteckten Ziele zu schießen; unglücklicher Weise aber trifft er den Müller, der am Kopfe stark verletzt, blutend niederstürzl und liegen bleibt. Den Leuten in der Mühle währt die Rückkehr des Vaters zu lange, sie suchen ihn endlich auch auf dem Felde und finden ihn lott im Blute liegen! Der Unglückliche ward noch am nämlichen Abend gerichtlich aufgehoben. Der Jägerburschc ist eingezogen und hat auch gestanden, daß er, nach einem andern Ziele schießend, unglücklicher Weise den Müller getroffen habe. Man sagt, der Bursche leide an Geistesschwäche. Am 8. October ist de«, Getödtele unter großer Theilnahme beerdigt worden; er hinterläßt, eine Frau und drei unerzogene Kinder. Berlin, 20. Octbr. Heute Mittag 12 Uhr sand im weißen Saale des königlichen Schlosses durch Sc. königl. Hoheit den Prinz-Regenten die feierliche Er öffnung der außerordentlichen Session der Kammern statt. In der Eröffnungsrede sagt der Prinz-Regent: er trete schmerzlich bewegt, doch mit fester Zuversicht in die Mitte des Landtags. Vom Könige zur Ucber- nahme der Regentschaft aufgefordert, bis Gottes Gnade Ihm die Ausübung des königliche» Amtes wieder ge statten werde, was er (der Prinz) unablässig erflehe, gereiche eS ihm zur Beruhigung, daß der König in treuer Fürsorge für das Wohl deS Landes ihn zur Uebernahme der Regentschaft berufen habe. Weiter sagte sodann der Prinz-Regent: „In Be folgung dieser allerhöchsten Willensäußerung habe ich mit Rücksicht ans die thatsächlich bestehenden Umstände und die landeögesctzlichen Vorschriften die schwere Last und Verantwortlichkeit der Regentschaft auf mich ge nommen, des ernsten Willens, fernerwcit Dasjenige zu thnn, was die Landesverfassung und die Gesetze von mir erheischen." Er erwarte, daß der Landtag ein Gleiches thnn werde. Mittelst besonderer Bot schaft würden in vereinigter Sitzung beider Häuser die auf die Regentschaft bezüglichen Dokumente vorgelcgt, auch sonst nötbige Auskunft auf Verlangen crtheilt werden. Je trüber in Hinblick auf des Königs Krank- hcitszustand die Gegenwart erscheine, nm so höher möge die Fahne Preußens in gewissenhafter Pflicht erfüllung, in gegenseitigem Vertrauen und in Einigkeit getragen werden. Zum Schlüsse sagte der Prinz-Re gent: „Mit dem Rufe, der sonst in diesem Hause so freudig erschallte, schließe ich diese feierliche Handlung mit dem Rufe: Es lebe der König!" (Telegraphische Depesche des „Dresdn. Jvurn.") Der Untergang der „Austria." Ueber den Untergang deS Hamburger Schiffs „Austria" liegen jetzt ausführlichere Berichte der Geretteten vor. Sie haben die schlimmsten Ahnungen wahr werden lassen, indem von den 538 Personen, die sich an Bord befanden, bis jetzt nur 67 als bestimmt gerettet bekannt find. Von den 47 l Andern dürften im günstigsten Falle nur einige wenige durch eine norwegische Barke in Sicherheit gebracht worden sein. Einer der Passagiere, ein Engländer NamenS Charles Brews, ein Civilbeamter, der auf dem Wege nach Co lumbia war, hat den ausführlichste» Bericht über die schreckliche Katastrophe geliefert. Wir taffen ihn hier folgen: Am 12. Sept. 2 Uhr Nachmittags stand ich auf dem Halbdeck, als ich eine dichte Rauchsäule aus dem einen Eingänge des untern DcckraumS aufsteigen sah. Gleichzeitig kamen mehrere Frauen mit dem Rufe „das Schiff brennt! was wird aus uns werden!" aufs Deck gestürzt. Die Geschwindigkeit der Maschine wurde nun um die Hälfte vermindert, und so blieb sie im Gange, bis das Pulvermagazin sprang, woraus ich schließe, daß die Maschinisten gleich anfangs erstickten. Das Feuer wurde jetzt so gewaltig, daß Rettungsversuche unmöglich waren. Sämmtliche Passagiere erster Klasse, mit Aus- nähme einiger Herren, die im Rauchzimmer erstickt sein mußten, hatten sich auf dem Hinterdeck zusammengedränzt.