Volltext Seite (XML)
Derantwovtlichrr Redakteur: Carl Zehne in DipholdiSwälbr. ^§78. 5. Ortoöer l8S8. L mW . Juseratr die Dienstog. Erscheint T . MWeißerih-Zeitung Amts- und Anzngr-MM -rr Miglichen WMMler W- Kta-trilhk z» DippMsmaldr, /raueustnv und AUeubrrg. TageSgeschkchte. Dippolbittvalde, den 4. Octbr. Er ist in diesen Blättern und sonst über die uuverhältnißmäßig hohen Brodpreise geklagt worden, und heute, zur Kirmeß, benutzt ein auonymer Schriftsteller sogar das Mittel des Brandbriefs., und droht „Dippoldiswalde an allen fier Ecken anzubrennen," wenn die Polizei nicht anders mit den Bäckern verfährt, d. h. also, die Bäcker zwingt, zu einem bestimmten, wo möglich den Wünschen jedes Einzelnen entsprechenden Preise, dir Waare herzugrben. ES wird hohe Zeit, derartiger Unvernunft entgegen zu treten. Bei uns ist seit drei Jahren die Brodtaxe abgeschafft und dafür jedem Landbäcker und Müller gestattet, au drei Tagen in der Woche Brod in die Stadt zu bringen, eine Einrichtung, die in Dresden und den Meisten Städten deS Vaterlandes besteht. Wenn nun bei uns die Preise so „über den Spahn" hoch sind und die Bäcker so erschrecklich viel dabei profitiren, sollte man da nicht glauben, daß aus den zahlreichen Mühlen in unserer Nachbarschaft große Massen Brod in die Stadt gebracht würden? Dennoch macht sich kein einziger Müller diese hohen Preise zu Nutze, ja Niemand unternimmt eS, aus der bekannten Bienert'schen Brodfabrik im Plauen'schen Grunde, welche in Verbindung mit Mahlmühle und sechs, Tag und Nacht gangbare», ans Kohlenfeuerung eingerichteten Backöfen wohlfeiler produciren kann, als jeder einzelne Bäcker, uns Brod zuzuführen. Man sollte meinen, die Transportkosten wären dabei herauszuschlagen; den» wenn das Pfund Brod nur einen Pfennig billiger ge liefert wird, als bei uns, so sind am Lentner schon elf Neugroschen zu gewinnen, und für fünf, höchstens sechs Neugroschen wird von jedem Fuhrmann der Eentner hierher gefahren. Sollte denn in unserer Zeit Niemand diesen Vortheil benutzen, wenn er wirklich so groß wäre? Wir meinen daher, daß eS eine Täuschung ist, wenn man von einer un- verhältnißmäßigen Höhe der Brodpreise spricht. Einsender kann nicht bergen, daß es ihm viel ungerechtfertigter vorkommt, wenn, ungeachtet des Weg falles der Steuer vom Kleinvieh, die Preise deS Kalb- und SchöpseiifleischoS auf gleicher Höhe sich behaupten, wenn die Gastwirthe daS.hash^ßllas Bier noch immer mit 6 Pfa. verkaufen, und 'wenn neuerdings ohne haltbaren Grund aus ein HaüptnahrungSmittel unserer Jugend, die Milch, ein Aufschlag von 2 Pfg. pro Kanne, also um 20 Procent, erfolgt ist, was bei einem täglichen Verbrauche von nur einer Kanne Milch im Jahre 2 Thlr. 15 Ngr. ausmacht. Wie kommt es, daß Niemand darüber, Niemand über die sonstige Preissteigerung fast aller Artikel, Niemand «her die seit einigen Jahren bedeutend gestiegenen Arbeitslöhne der Mäurer; Zimmerleute, Handarbeiter u. f. w. klagt? Oder soll etwa auch die Polizei alle Gewerbe maß regeln, die Preise bestimmen und Jeden zwingen, nm ein bestimmtes Lohn z« arbeiten? Vergesse man doch nicht den Grundsatz: „Leben und leben lassen," und fahre man nicht immer allein deü einmal mißliebigen Bäckern auf den Hals, von denen bei uns Wenige reich geworden sind und Andere ihre Wohlhabenheit nicht bloS dem ProfeffionSbetriebe verdanken ; unterstütze man auch, was das Gewicht der Backwaare anlangt, die Polizei hübsch durch rückhaltlose Anzeigen, und lasse man sich, da jeder Bäcker eine Waage haben muß, die entnommene Waare hübsch vorwiegen,,, «je es bei jedem Kanfmanne geschieht. Damit würde manche Klage beseitigt und de» Zweck bisset erreicht werden, als durch Pasquille und Drohbriefe. , >, >, , Attgeifing. Im 3. Quartal d. IS. wurden rn hiesiger Sparcaffe von .. . 438 Einlegern 4473 22 9 -X. eingezahlt u. au 99 Einleger 3222 3^-AH zuiHckbe-ahlt. Die großartigen BMnMiSH; 1 welche seit einigen Jahren in Sachsen entstanden find, find nicht allein für den Einzelnen, der zu seiner Nahrung und Erquickung ein gutes Bier bedarf, sondern für das Jnrereffe deS ganzen Landes von allergrößter Wichtigkeit. Roch ganz kürzlich istvonbdm „Amtsblatt hrrlandwirthschastlichen Vereine Sachsens"' vorgetechnet wotven, daß von der großen Menge Biere», welches au- Baiern etngebracht wird, 85 Procent im Lande bleiben , was gegenwärtig etwa einer Konsumtion von 75.000 Eimern jährlich gleich kommt. Da nun die UebergangSabgabe — pr. Centner darr. Mer 7'/r Ngr. — bekanntlich unter den Steuer« Vereinsstaaten nach »er Kopfzahl verlheilt wird, so kämest z. B. im Jahre 185« auf Sachsen nur 5l46 Thlr., während der ConsumtionSanthril 26,300 Thlr. gewesen sein würde. Es ist hiernach eine Mindereinnahme vvst von 2l,l54 Thlr. Vorhänden, die, wenn obiger Consuui au- den im Lande gebrauten Bieren bestritten würde, der Staatskasse verbleiben müßte. Unter denjenigen Etabliffe- mcnts, die dem massenhaften Verbrauche deS schweren, alkoholrekchen bairischen Ejporchinetzj'entjjgenÄbMeii, hat sich neben unser» älteren Dresdener Brauereien dir Medinger bair. Bierbrauerei, welche seit dem 3i. Juki d. I: auf Rechnung einer Actiengesellschäst betriebest wird, schon seit Jahren einen ehrenvollen Namen gemacht. Diese Brauerei ist ursprünglich bereits von einer Aktiengesellschaft betrieben, aber erst in den letzten sechs Jahren durch Hrn.