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73 Wcißcnh-Zettnng Freitag. Erscheint Dienstag- und, Freitag«. Zu beziehen durch alle Post ¬ anstalten. > Amts- und Auzeigc -Dlatt der Königlichen Gerichtsämler vnd Stadträthe zu Dippoldimaldk, /rautnsttin nud Altenberg. 17. September 1858. Preis pr» Quartal 10 Gr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die seit dem Monat Mai d. I. in Gang gesetzte DreSden-Altenberg-Teplitzer P erso- nenpost hört mit heute, 16. Sept., wieder auf und wirb ferner nur, wie früher, zwischen Dresden und Altenberg coursiren. — Der Neustadt-DreSdner Jahrmarkt war von dem herrlichsten Wetter begünstigt und sehr zahl reich besucht. Der Verkehr war ein sehr lebhafter, das Resultat für die Verkäufer befriedigend. Hänichen. Kommenden Sonnabend, den 25., findet hier daS Berg- und KnappschaflSfest dcS Hä- nichener Steinkohlenbauvereins statt. Früh 10 Uhr ist Bergparade; um I I Uhr in der Kirche zu Possen dorf die Bergpredigt; Mittags I Uhr Speisung der Mannschaften; Nachmittags von 3—5 Uhr Concert und Volksbelustigungen; Abends 8 Uhr Feuerwerk, und nach demselben Tanz bis 12 Uhr. Sollte das Welter nicht günstig sein, so finde« das Fest erst den darauf folgenden Tag, Sonntag den 26., statt. Fraüenstein, 15. Sept. In der 5. Stunde des heutigen Morgens gewahrte man ein Schaden- feuer in Burkersdo rf. Die mit unserer Landspritze dorthin eilenden Mannschaften fanden bereits den Gasthof daselbst mit sämmtlichen Nebengebäuden in vöHl Flamme». Auch sind die daneben gestandenen HoIvotrDhe sämmtlich verbrannt. Außer Menschen und Viel ist wenig gerettet worden. DaS Feuer soll auf dem Boden des GosthofeS ausgekommen sein, auf welche Weise, ist zur Zeil noch nicht ermittelt. Lommatzsch, I I. Sept. Ein trauriges Ereigniß bewegt uns. In jüngster Nacht wurden die Bewoh ner von Staucha (unweit Lommatzsch) durch einen donnergleichen Schlag aus dem Schlafe geschreckt. Der dort im Bau begriffene, bis zu einer Höhe von 100 Fuß bereits gewachsene Kirchthurm war plötzlich in die westliche Geile der Kirche hineingestürzt. Gegen 24 Fuß Mauerwerk sind zusammengefallen; noch 30 Fuß weit muß der Thurm wegen drohenden Nachtsturzes sofort abgetragen werden, und selbst seine Ueberreste sind in den Grundfesten erschüttert. Der ganze west, liche Giebel der Kirche mit Orchelchor und den Em poren, auch theilweise das Schiff mit den Kirchstühlen sind zerstör». Die Trümmer bieten einen kläglichen Anblick dar. Die wahrscheinlichste Entstehungsursache findet man für jetzt in der leichten, mangelhaften Bindung des Mauerwerks, wohl auch in den unheil vollen Regenströmen, welche viele Wochen lang die Mauern durchdrungen und gelockert haben. Die Kirchfahrt Staucha hat große Betluste zu beklagen dennoch aber die Hand de» Allgütigen zu preisen, die bis zur Nachtzeit, wo Alles fern vom Thurme ge borgen war, de» Unfall zurückhielr. So ist dabei doch glücklicherweise kein Menschenleben zu betrauern. Welch' ein enlsetzlicheS Schauspiel, hätte am Sonn tag der Thurmfall die fromme Gemeinde in der Kirche begraben! .... Das Vermahlen und Verbacken des aus gewachsenen Getreides zu Brod und zur Nahrung der Menschen, ohne der Gesund heit der letzteren nachtheilig zu sein, diese- Problem ist in diesen Tagen durch Herrn Ur. I. Lehmann, Chemiker an der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Wridlitz bei Bautzen, gelöst worden. Das königl. Ministerium des Innern hatte dem Genannten obig« Frage zur besonder«» Aufgabe gestellt. Die eingeleiteten Untersuchungen erga ben, daß die durch das Keimen der Getreidekörner ent stehenden Veränderungen in der Hiuptsache iß - einem theilweise» Löslichwerden de- Kleber- und dem dadurch herbeigeführten Verschwinden der Elasticität und Dehnbar keit (der teigbildenden Eigenschaft) desselben, södätm aber in einer Umwandlung de- theilweise löslich gewordenen Stärkemehls vermittelst der mit dem Kleber in geringer Quantität gebildeten Diastase in Dextrin und Zucker sich kundgebe. Weitere Untersuchungen führten dahin. Laß das Kochsalz die Eigenschaft besitze, iet'fi, Sosuügi be- kindlichen Kleber wieder unlöslich zu machen und ihm seine teigbildende Eigenschaft wieder zu erthrilen. Gestützt hierauf, wurde», nachdem der anhaltende Regen zur Zeit der Roggenernte zum Auswachsen großer Mengen von Korn geführt hatte, zuerst Versuche in der Bäckerei des Hrn. Ochernal auf Techritz angestellt, und als solche zu günstigen Resultaten geführt halten, mit Genehmigung des königl. Kritg-ministerium« in der Militärbäckerri zu Dresden unter Aufsicht de- Herrn KriegScommiffarS Blume durch Hrn. vr. Lehmann fort gesetzt. ES wurde zu denselben Roggen gewählt, dessen Kör ner fast ohne Ausnahme gekeimt waren; eS wurde solcher ab sichtlich mit allen Keimen vermahlen; eS ergab l Scheffel, der ISO Pfund wog, gutes Mehl 102 Psd. Nachgang 17 - Schwarzmehl 15'/,- Kleie . , 16'/,- Hiernach Verlust S - Von dem guten Mehle wurden 40 Psd. mit 31 Pfd. Wasser und dem nöthigen Quantum Sauerteig, ganz in gewöhnlicher Weise behandelt und von dieser Masse die