Volltext Seite (XML)
Wecherrtz-Iertung Pirnstag. Erscheint Dienstag- unh Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. T'. September 1838. Preis pro Quartal lONgr. Inserate die ^Spalten-Zeile SPfg. Amts- und Anzkigk-Klatt der Königliche« Verichtsämter und Stadträthe z« KippoAsmat-e, /rauenstti« und Mcnberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Der Kongreß der Gewerbevereine Sachsens in Freiberg. Auf dem in Freiberg vom 22.-24. Aug. abgehal- tenen Gcwerbevereinscongreß waren im Ganzen 37 Vereine durch 87 Abgeordnete vertreten, und zwar die Vereine zu Olbernhau durch t Abgeordneten, Zschopau 2, Wald heim 3, Wechselburg I, Schellenberg 2, Frankenberg 2, Döbeln I, Limbach 4, Thum I, Nossen 2, Ernstthal I, Stollberg 3, Schneeberg 2, Riesa 2, Chemnitz 4, sowie 2 vom Centralvorstand, Oschatz 2, Bautzen >, Lunzenau 1, Dippoldiswalde 3, Freiberg 6, Zittau 2, Pirna I, Mügeln I, Mittweida 2, Hainichen li, Glauchau 4, Harthau 2, Roßwein 2, Lößnitz I, Dresden I, LeiSnig 2, Lommatzsch 4, Saida 2, Zwickau 2, Penig t und Geringswalde durch 2 Abgeordnete. Nachdem die Abge ordneten bei der Einweisungscommiffion sich angemeldet hatten, wurden dieselben zum Besuch einer im Brauhofe befindlichen hühnerologischen Ausstellung eingeladen und ersucht, um 2 Uhr der Eröffnung der im Kaufhaussaale befindlichen Gewerbeausstellung beizuwohnen. Es wurde dann der Kongreß kurz vor 4 Uhr im Lehmann'schen Saale durch den Dorfitzenden des Centralvereins, Weber meister Rewitzer au- Chemnitz, eröffnet und hierauf durch Acclamation der Vorfitzende des Freiberger Vereins, l)r. Zimmer, zum Stellvertreter des Vorsitzenden, sowie die Abg. Ruppert ans Chemnitz, König aus Zwickau, Adv. Börner aus Freiberg und Cand. Jäffing aus Stollberg zu Schriftführern ernannt. ES trug hierauf der Schriftführer des Ceniralvereins, Abg. Ruppert aus Chemnitz, den Jahresbericht vor, dem wir entnehmen, daß alle 37 sächsischen Gcwerbevereine, mit Ausnahme de- JndustrievereinS in Leipzig, dem Centralverein beigctrcten sind, und daß bis jetzt durch die Bemühungen des Centralvorstandes 15 neue Vereine in'S Leben gerufen und dem Centralverein beigetreten sind, so daß derselbe jetzt aus 52 Vereinen besteht. Hierauf ver- las Abg. Protze aus Chemnitz die Jahresrcchnung. Nach dem dieselbe einer durch Acclamation erwählten Deputation zur Prüfung übergeben worden war, wurde eine zweite Deputation zur Revision der Statuten ebenfalls durch Acclamation ernannt und dann die erste Sitzung nach 5 Uhr geschlossen. Der Abend vereinigte die Gäste mit den Familien ihrer Wirthe und vielen Freunden der Sache in der Güldner'schen Restauration, wo der Freiberger Verein ein Freiconcert mit glänzender Illumination veranstaltet hatte. Leider wurde dasselbe durch den'Einbruch eine- Balcons unterbrochen; da es sich aber bald herausstellte, daß kein Menschenleben verloren gegangen und die Verletzungen größtentheils unerheblich waren, so ergab sich Alle- wieder der frohen Unterhaltung bis in dir späte Nacht hinein. Am 23. Aug., Vormittags 8 Uhr, begannen die Verhandlungen der zweiten Sitzung mit dem Vortrag der durch die beiden Deputationen zu erstattenden Berichte. Dem Gutachten ter ersten Deputation gemäß wurde die Justification der betreffenden Rechnung einstimmig ausge sprochen, sowie ebenso beschlossen, die nach tz. I der Statuten zu gewährende Gratifikation de- Vorsitzenden für das vergangene Jahr auf 30 Thlr., für die Zukunft aber auf jährlich 75 Thlr., einschließlich aller Präsidial arbeiten, sestzustellen. Die zweite Deputation hatte in Bezug auf die provisorischen Statuten einige Abänderungen vorgcschlagen, im Uebrigen aber zur Annahme dieser Statuten, sowie der provisorischen Geschäftsordnung, ge- rathen. Die Versammlung stimmte auch diesen Vorschlägen theils einstimmig. theilS mit großer Majorität bei. Eine lebhafte Debatte schien sich durch den Antrag, die Beseitigung deS „Glück auf" als VereinSorgan und Wahl eine- andern oder Gründung eines eignen Blatte-, entspinnen zu wollen. Da aber Abg. Gerlach au- Freiberg im Namen der Freiberger Deputation den von ihr gestellten Antrag unter Hinweis auf eine von der Redaktion der angefochtenen Zeitschrift „Glück aus" eingereichte Propofition zurückzog, so war der Debatte die Spitze abgebrochen und eS wurde nach kurzer Diskussion der Antrag: die Zeitschrift „Glück auf" in der von der Redaktion vorgeschlagenen neuen Gestalt als Centralorgan der sächsischen Gewerbe vereine fortbestehen zu lassen, einstimmig genehmigt. Von zwei anderweit eingebrachten Anträgen: l) die Speeialvereine zu verpflichten, monatliche Berichte über ihre Versammlung dem Centralvorstand einzusenden, und 2) den Centralvor stand zu veranlassen, den Einzelvereinen häufiger Themata zur Besprechung und Berathung vorzulegen, wurde der erstere mit großer Majorität abgeworfen, während der zweite einstimmige Genehmigung fand. ES war nunmehr der unter 8 auf der Tagesordnung stehende Antrag von Chemnitz der nächste Gegenstand der Berathung. Derselbe lautet: 8) Antrag: „Der Kongreß wolle beschließen, daß von den Gcwerbevereinen Sachsen- durch ihren Centralvorstand ein Antrag bei der hohen Staatsregierung aufbaldige und vollständige Reorganisation des Gewerbewesens in Sachsen sestgestellt und namentlich um die Berücksichtigung folgender Punkte gebeten werde: rr) den kleinen Gewerbebetrieb (Handwerksbetrieb) in Bezug auf freie Bewegung im Gewerbe dem Fabrikbetriebe völlig und in jeder Weise gleichzustellen; was den Handel betrifft, aber allen Gewerbtreibenden dieselbe Berechtigung wie dem Kaufmann einzuräumen; b) da--ConcessionS- wesen, insoweit es nicht Polizei- und SanitätSrücksichten betrifft, vollständig zu beseitigen; v) den Wanderzwang der Gesellen zwar aufzuheben, da- Wandern selbst aber thunlichft zu erleichtern; et) den Zwang der Meisterstücke