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so Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde, s» 1«. April 1858, pro Quartal 10 Ngr. Inserate di« ^Spalten-Zeile -" 8. Pfg. Freitag. Erscheint ZUWeißerih-Mung Amts- M Mtist-Dkatt rer MiMn GerichlsäNtcr M Ai-Käthe )» Pippot-isval-t, /rautnM M Mnderß. ; TageSgefchichte. Altenberg, den 14. April. Frühling haben wir im Kalender, nicht in der Natur. Diese liegt noch in eisiger Erstarrung und zieht wiederholt daö Winter kleid an. Der Winter, der Busenfreund unserer Berge, scheidet in der Regel ungern und vertreibt uns die befiederten Herolde. Diejenigen jedoch, welche bleiben mu> Vinter einem Feldrand Schutz suchen, sind überdies -r« NachAellungen der leidige«« Vogelsteller ausgesetzt. Auch Heuer beginnen diese wieder ihr verwerfliches Treiben; ja sie nehmen sogar Kinder mit ans den Stellheerd, um sie ja recht zeitig in ihr teuflisches Werk einzufleischen» bedenken nicht, daß sie dadurch im jugendlichen Gemüthe jeden Keim von Menschlichkeit frühzeitig ersticken und dadurch das Gemülh auch gegen die Menschen verhärten. — Münchener Blätter weisen wiederbvlt nach, daß die Grausamkeit gegen die Thiere, wohin doch auch daS Vogelsteller« gebärt, eine Quelle und Vorschule der Verbrechen ist. Hierauf beziehend lich heißt es: Der Knabe» der in Bockenheim 5 Kinder furchtbar boshaft in einer Kiste erstickte, hatte sich schon früher durch empörende Mißhandlungen der Thiexe unter seinen Kameraden hervvrgctban, namentlich junge Vögel gequält. Ferner: Der 16jährigc Bube, der kürzlich durch mehrere Brandstistungeu in der Nähe -er Residenz auf die boshafteste Weise ein furchtbares Unglück veranlaßte, war nach Berichten in öffentlichen Blättern acteumäßig von Kindheit auf gegen die Thiere höchst boshaft unv grausam. Berlin. In Hofkreisen ist daS Gerücht von einem Besuche Ihrer Maj. der Königin Victoria von Großbritannien an unserm Hofe im nächsten Monat die Rete. ES ist allerdings begründet, daß ein solcher Plan am Londoner Hofe entworfen war; ob derselbe indessen schon in der nächsten Zeit zur Ausführung kommen wird, muß dahingestellt bleiben. — Die Aus stellung der GewerkS-Embleme ist bisher von 40,000 Personen besucht worden und bat eine Einnahme von nahezu 8000 Tblrn. eingetragen. Mit Spannung sieht man der Eröffnung der Ausstellung aller Hoch- zeitSgeschenke Ihrer k. Hoheiten deö Prinzen unv der Prinzessin Friedrich Wilhelm entgegen. Oeffentliche Gerichts Verhandlungen. Dresden. Am 8. April fand die Hauptverhandlung gegen die fünfzehnjährige Friederike Henr. Noack von hier wegen per am 10. Febr. d. I. in Enischütz verübten Brandstiftung statt. Die Aniecedentien aus der Jugend der Angeklagten boten rin trauriges Bild moralischer Verirrung und konstanten Beharren» auf den» Wege des Laster» dar. Denn sie wär während ihrer in der Armenschule verbrächten Schulzeit sieben Mal wegen EigenthumSvergehen, zuletzt sogar wegen unzüchtigerHandlungen mitGefängniß bestraftworten, haue, jedoch diese Strafen, hie sich zusammen auf die Dauer von mehrern Jahren beliefen, in der Kinder. besserungSanstalt allhier verbüßt. Ihre frühere Er ziehung war nach Ausweis der betreffenden Erörte rungen sehr vernachlässigt üttd damit der Grund zU der später hervorgelteletten Bösartigkeit Ihres EharacterS gelegt worden. Nach der zu Michaelis v. I. erfolgten Entlassung aus der Schule war sie als Kindermädchen in den Dienst deS Gutsbesitzer» Rnppert in Eutschütz getreten, und dort nach ihrer -— durch die Au-sagen der Zeugen jedoch keineswegs beglaubigten — Aussage von ihrer Dienstherrschaft so übel behandelt worden, daß ihr daS Verhältniß zu derselben im höchsten Grade verleidet worden war. In der Hoffnung daher, hier durch ihre Rückkehr nach der Stadt zu ermöglichen, hatte sie — angeblich nicht vorher, sondern Mittags plötzlich -7- den Entschluß gefaßt, das GutSgebäude anzubrennen, und denselben dadurch auSgeführt, daß sie in einen Topf glühende Kohlen gelegt, damit sich in die Scheune verfügt und diese Port auf per Panse über daS Stroh ausgeschüttet habe. Kaum war sie in bas Wohnhaus zurückgekebrt, wo die Dienstleute gerade beim Essen saßen und nur der Vater VeS Be sitzers, der sie jedoch halte zurückkommen sehen und Nachher ihr Ankläger ward, sich anwesend befand, so brach paS Feuer in lichten Flammen aus dem Scheunen bache hervor, unb obgleich die HauSbewohiiev sofort herbeieilien, war doch Rettung unmöglich, unb es brannte nicht nur daS halbe Gehöfte Rupperl'S, sondern auch die Hälfte deS Nachbargutes ab. Der dadurch an Gebäuden undJnventarienstücken verursachte Scha ben ist auf 3000 bis 4000 Thlr. berechnet worden. Außerdem fielen der Noackin eine Anzahl unbedeutender Effectenbiebstähle zur Last. Sie war der sämmilichen Vergehen unumwunden geständig, DaS lebenSfrische, blühende, wo nicht hübsche Aussehen der jugendlichen Verbrecherin war nur geeignet, ein Mitleid über daS Geschick zu erwecken, das Herr Staatsanwalt Held in seinem Erpos» ihr in Aussicht stellte, für deren Milderung auch die Deduciion de» Hrn. VertheibigerS vr. Schaffralh nur geringe Hoffnung zuließ. Der Gerichtshof veruriheilte sie zu 3 Jahren und 3 Tagen Arbeitshaus, welche letztere auf die concurcirenden Diebstähle gerechnet sind.