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Weißeritz-Ieitung Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post' anstalten. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichtsämter und StadtrSthe zu Dippoldiswalde, Fraucnstein und Altenberg. 19. Ianaar 1858. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8 Pfg- Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 17. Jan. Man sollte nach der jetzt immer noch nachwirkenden Geldklemme glauben, daß namentlich an größere Actienunternehinnngen nicht gedacht werde; allein wie man sieht, ist immer noch Geld genug in den Bänken. In Dresden hat sich in der jüngstverflossenen Zeit eine zweite Champagner fabrik ctablirt, welche aus vaterländischen Trauben Champagner fabriciren will. Darüber braucht nun die schon bestehende Lößnitzer Fabrik nicht ungehalten zu sein; denn diese kann so nicht genug liefern, soviel wird jetzt von dem schäumenden Getränk vertilgt. Ein Beweis von Zeitgemäßheit des Unternehmens ist der außerordentlich rasche Absatz der Actien. Das zweite Unternehmen geht von der Sächs. Bergbau- und Eisenhüttengesellschaft in Zwickau aus, welche die im Obererzgebirge befindlichen bedeutenden Eisenlager ausbeuten und alle Arten Eisen fabriciren will. Begünstigt wird dies Vorhaben durch die Eisen bahn von Zwickau nach Schwarzenberg und durch die großen Zwickauer Kohlenwerke. Auch soll eine groß artige Maschinenbauanstalt damit verbunden werden, die das gewonnene Rohprodukt verwerthen soll. Die Gesellschaft gedenkt 1,500,000 Thlr. in 7500 Actien L 250 Tblr aufzubringen, jedoch schon mit 3000 Actien sich zu constituircn. Wie die Zeitungen meldeten, hatte vor einiger Zeit der Göttinger Professor l)r. Ebrenseuchter einen Ruf als Großmänn's Nachfolger nach Leipzig erhalten, denselben aber abgelehnt. Nun hat neulich ein neuer Aspirant auf die erwähnte Nachfolge, Dekan vr. Lechler aus Knittlingen in Würtemberg, ln der Sophienkirche zu Dresden eine Gastpredigt gehalten. Er soll durch sein imposantes Aenßere, durch kräftiges Organ, wie hauptsächlich durch seine wohldurchdachte Predigt sehr für sich eingenommen haben. Vom Landtage haben wir den Lesern mitzutheilen, daß in der I. Kammer ebenfalls über die Verbesserung der Gehalte der niederen Staatsdiener gesprochen worden ist; nur wollte man hier nicht, wie in der zweiten Kammer, eine bestimmte Maximalsumme dafür annehmen, sondern sich im speciellen Falle freie Hand behalten. Bei dieser Gelegenheit kam die Rede wieder auf Vereinfachung der Verwaltung und namentlich auf Aufhebung der Kreisdirectionen. Die Regierung stellte aber dieselbe wenigstens für jetzt als nicht ausführbar dar, die Möglichkeit namentlich der Aufhebung des Obcrbergamts aber nach Vollendung der Eisenbahn von Dresden nach Freiberg in Aussicht. BemerkenS- werth ist hierbei eine Aeußerung des Herrn Staats minister von Beust: Die Korporationen im Volke sollten sich nur entwöhnen, in vielen Fällen die Kreis- directionen mit Gesuchen um Entscheidung u. s. w. anzugehen, dann werde auch des Regierens und der Schreiberei weniger werden. — Ferner ist der zweiten Kammer ein Decret wegen des Baues einer Eisen bahn von Tharand bis Freiberg vorgelegt worden. Die Staatsregierung veranschlagt den Bau auf 3i/r Mill. Thlr., 'und hofft, dieselben bei den günstigen Verhältnissen der Staatskasse auS den vor- räthigen Ueberschüffen zu Entnehmen. Wie es mit der fraglichen Chaussee von Dippoldiswalde in den Plauenschen Grund zur Zeit steht, haben wir noch nicht erfahren können. Wird dieselbe nicht durch das Weißeritzthal geführt, so dürfte uns wenig damit ge dient sein. Jedenfalls geht die ganze Sache ihrer baldigen Entscheidung entgegen. Dippoldiswalde. Unter den Vergnügungen, welche auch bei uns währenv des Winterhalbjahres statlfindrn, dürften wohl die Theatervorstellungen der Gesellschaft „Erholung" vorzugsweise einer rühmlichen Erwähnung verdienen. Die zeither aufgeführten Stücke zeugen nicht nur von einer den Kräften angemessenen Wahl, sondern sind auch von den betreffenden ActeurS und Aciricen stets mit großem Fleiße einstudirt und mit oft kaum erwarteter Geschicklichkeit vorgetragen worden. Wenn dadurch dem jedesmaligen Zuhörerkreise genuß reiche, Geist und Gemüth anregende Unterhaltung geschaffen worden ist, so dürfte den Mitgliedern ge nannter Gesellschaft die Gelegenheit, sich in ästhetischer Richtung auSzubilven und zu vervollkommnen, gewiß nur zum Borihcile gereicht haben. Wir geben daher der wohlverdienten Anerkennung, welche sich insbeson dere bei der am 14. d. M. stalkgefundenen, gut ge lungenen Aufführung der beiden Stücke: „Jettchen am Fenster" und „Wie drei Musikanten ihre Zeche bezahlen," kundgab, um so lieber noch öffentlichen Ausdruck, als wir zugleich dabei den Wunsch und die Hoffnung auszvsprechen Gelegenheit finden, daß die genannte Gesellschaft zu ihren harmlosen, theatra lischen Vorstellungen, wie zeither, auch künftig immer Kräfte in ihrer Mitte finden möge, die sich ihrer Auf gabe mit Lust, Geschick und Ausdauer unterziehen. Dresden. In den Sälen des königlichen Schlosses fand am 13. Januar der erste diesjährige Hofball statt, zu dem mehr als 500 Personen?ge laden waren. — Auf allerhöchsten Befehl hat sich eine, alle Waffengattungen repräsentirende Deputation der Ar mee nach Wien begeben, um daselbst der Leichenfeier