Volltext Seite (XML)
17 Werßeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne iu Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post' anstalten. Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichtsämter und Itadträthe zu Dippoldiswalde, Fraucnstein und Altenberg. 26. Februar 1858. Preis ,„-o Quartal 10 Ngr. Inserate die ^Zpalten-Zeile 8 Pfg. Tagesgeschichte. * Altenberg, den 24. Febr. In vor. Nr. dieses Blattes wurde der verschiedenen Tagebrüche an unserm Stockwerke gedacht, die zu der hiesigen großen Pinge Veranlassung gegeben haben. Der letzte Tagebruch (1620) fiel also in die Zeit deS 30jährigen Krieges. Schwer ist damals (1632, 1633 und 1639) Allen berg heimgesucht worden. Hierauf bezüglich heißt eS in einer, bei Gelegenheit eines im Jahre 1763 am 23. Juni begangenen JubeltageS, von dem damaligen Bergmeister Grcllmann eigendS dazu gefertigten Dich tung: Was Krieg vor Ungemach mit seinen Fcücbtcn sei. Ward hier nicht weniger, mehr als zu sehr erfahren; Durch Theurung, Brand und Pest in jenen dreißig Jahren, Ward bei dein Bergbau auch die alte Würde aus. Die Baulust fiel dahin, und diese nicht allein; Das meiste Bergvolk ward fast ganz und gar verjaget. Wie wenn an Besserung der kranke Mensch verzaget, Und also ging der Bau beinahe völlig ein. Den größten Stoß gab uns der Margarethentag (1664), Der tiefe Stollen ging am selbigen zusammen. Und machte mehr Verlust, als Krieg und Feucrflammcn! Wer ist, der unbewegt hieran gedenken mag? — Die Wässer gingen auf, nichts wurde mehr zerstosst. Der ganze Grubenbau beim Stockwerk mußt' ersaufen. Und was vom Bergvolk sich aus Noch noch nicht verlaufen, Gewöhnte leider sich nun an die Tageluft! — Hierbei man denke noch, was mehr erfolget sei: Manch Bergtheil'), welches doch sonst hoch und wcrth geachtet, Verstund in Retardat, und würd' als nichts betrachtet, Und Jeder trüge fast, forthin zu bauen. Scheu, re. Weiler unten heißt es in dieser Dichtung: Erfreutes Altenberg! so preise andachtsvoll Den Herren, deinen Gott, vor alle seine Güte, Und bitte, daß er auch in Zukunft dich behüte! Auf! aus! und bringe ihm gcdieg'ncn Dankes Zoll! Sprich: Herr, mein Gott! hier komm'ich vor dein Angesicht, Wie soll ich alle Huld und Wohlthat dir vergelten? re. Seil jenem ominösen Tuge sind fast 19» Jahre verflossen, und wir haben beim Rückblicke in dieselben wohl gegründete Ursache, in die Worte beö Sängers cinzustimmen. — Dazu dielet daö laufende Jahr eine recht passende Gelegenheit, indem eS uns ein Dank- und Jubelfest bringt. Ist man auch über den Tag ungewiß, an welchem man unserm reichen Berg segen auf die Spur gekommen, so ist'S doch nach alten Urkunden gewiß das Jahr 1458 gewesen, in welchem hier der Bergbau begonnen; in Folge dessen Häuser angeballt wurden, welche die Gründung der Stadt zur Folge gehabt haben. — Dank- und ') Kur. Jubelfeste zeigen von Anerkennung und Dank, und kein Ort läßt sich diese gern nehmen. Die Schwester stadt Johanngeorgenstadt hat das zweihundertjährige Jubelfest vor 4 Jahren, und zwar pompös gefeiert; und wir sollten daS 400jährige vorüber gehen lassen? sicher nicht! — Opfer müssen freilich gebracht werben. Allein „wer'S conunobum hat, muß auch daS incommo- bum haben." Die Herren und Frauen Gewerken haben unter der gnädigen Obhut beö großen Berg herrn sich eines reichen Ausbringens und guter Zinn preise zu erfreuen gehabt, und die Kure haben eine Höhe erreicht, wie eS noch zu keiner Zeil dagewcsen ist. — In Berücksichtigung dessen werden sich diese der erfotberlichen Opfer gewiß nicht entbrechen, und die Stadt, die ihre Entstellung dem Bergbau verdankt, wird gewiß auch ihr Scherflein willig dazu beitragenj (viriku8 unitis!) die Bergbehörde aber sicher die Sache freundlichst in die Hände nehmen, daß unser Berg ein wahres Volksfest sehe, bei dem sich Vornehm und Gering, Alt und Jung freue, und der Bergar beiter auch einmal ein Huhn in seinem Topfe, V. i. einen fröhlichen Tag habe. — Glückauf! Dresden. Bon der ersten Deputation der II. Kam mer ist am 19. Febr. der Bericht über den mittels allerhöchsten DecretS vom 21. Dec. 1857 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes, daS Jag brecht auf frembem Grunb und Boden betreffend, eingegangen. Die De putation räih, nachdem sie nach langer und sorgfältiger Erwägung zu der Ansicht gelangt sei, daß der von der Regierung vorgelegte Entwurf in der Hauptsache nicht zurückzuwrisen, der Kammer an, trotz mehrfacher principieller Bedenken, im Interesse der wünschenS- wcrthen endlichen Erledigung dieser Angelegenheit auf die von dem Gesetzentwurf vorgeschlagene Restitution deS JagdrechtS, welches für ablösbar erklärt wird, an die Allberechtigten einzugehen. — Zu den mehrfachen Petitionen, welche wegen Anlegung von Eisenbahnen bei den eben versammelten Ständen eingegangen sind, ist eine neue, bereit» in der letzten Session eingebracht gewesene, an die I. Kam mer gerichtete getreten. In derselben bitten die Be wohner von Eibenstock, Morgenröthe, Schönheide, Neidhardtsthal, Wolfsgrün, Unterblauenthal und Wildenthal: „Die hohe I. Kammer der Ständever- Versammlung wolle die baldtbunlichsts Herstellung einer durch daS Mulden« und Zwotenthal füh renden, die Verbindung mit Böhmen in der Gegend von Falkenau vermittelnden Eisenbahn bei der Staatö- regierung hochgeneigtest beantragen und beziehendlich befürworten." Die Petition führt an, daß dasjenige,