Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. v 2IS Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntag« täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Donnerstag, den 15. Tcptember. Preis für da« Bterteljahr 1^ Thaler. JnsrrtionS-Gebührea sür den Raum einer gespaltenen Zeil» l Reugroschea. 1853 Auf das mit dem 1. October beginnende neue Abonnement des Dresdner Journals nehmen alle Postanstalten de« In- und Auslandes und sür Dresden die Expedition desselben Bestellungen an. Der Preis beträgt vierteljährlich 1^ Thlr. Wir machen aufmerksam, daß unser Abends erscheinendes Blatt in seinem amtlichen Theile die neuesten Erlasse und Bekanntmachungen der königl. sächsischen Regierung bringt, in seinem nichtamtlichen Theile aber, außer direkten telegraphischen Depeschen und Originalcorrespondenzen über alle wichtigen politischen Ereignisse, besonder« reichhaltige Mittheilungen über Local- und Provinzialangelegenheiten und stets die neuesten B örsen n a ch r i ch t en (namentlich die Eourse aus 28ikN, Berlin und Leipzig von demselben Tag,) enthält. Für Inserate aller Art kann da« ,,Dresdner Journal", das von den königlichen Gerichtsbehörden für deren officielle Bekanntmachungen benutzt wird, ganz besonder« empfohlen werden; die I n se r t i o n S g e b ü h r e n betragen für den Raum einer gespaltenen Zeile t Ngr. Die Expedition des Dresdner Journals. r ------ .»c-'-c , - 17 s-.I a Amtlicher Theil. Dresden, 27. August. Dem aus Nieder - Ingelheim in Hessen gebürtigen Studenten der Chemie zu Leipzig, Adam HenkeS, ist sür die von ihm am II. Juni dieses Jahre« mit Geistesgegenwart und Entschlossenheit bewirkte Errettung der in dem Pleißenflusse verunglückt gewesenen 14'^jährigen Amanda Planer, die Lebensreltungs - Medaille in Silber verliehen worden. Dresden, 8. September. Se. Majestät der König haben die Leutnants: Carl, vom Fuß - Artillerie - Regimcnte, Bräuer, vom 8., Zillich, vom 2., Hille, vom 3. In fanterie-Bataillon, und Schlick, vom 3. Jäger-Bataillon, zu Oberleutnants, sowie die Portepeejunker: Schmalz, vom 15., Larraß, vom 8. Infanterie-Bataillon, Kob, vom 3. Jäger-Bataillon, v. Kirchbach, vom 16., Aster, vom 8. Infanterie-Bataillon, v. Wurmb, vom 1. Jäger- Bataillon, und Bahse, vom 12. Infanterie-Bataillon, zu Leutnants Allergnädigst zu befördern geruhet. Nichtamtlicher Theil. Ncbrrsicht. TageKsteskhichte. TelegraphischeDepeschen aus W i e n. — Wien: Erzherzog Karl Ludwig C'vil- und Militär gouverneur von Galizien. Die Auffindung der ungarischen Kroninsiqnien. Armeereduction in Aussicht. Die Nach richten über die orientalische Frage. Die Manövers bei Olmütz. Russische und türkische Depeschen eingetroffen. Die Steuern für 1854 ausgeschrieben. Der Zollausschluß des Freihafens von Triest eingeschränkt. — Berlin: Di, Königin zu den Manövern. Ministerrakh. Verord nung über di, Beförderung von Auswanderern. Das ConlirunqSrecht. Eröffnung deS Staatsgerichtshofs. — Aus Thüringen. Die Zeichnungen für die Wnmarische Bank. Zur Gothaer Bank. Ein trauriger Vorfall. — Hamburg. Couriere aus St. Petersburg eingetroffen. — Frankfurt: Zu den Senatswahlkn. Das Gesetz über di, Erweiterung der Rechte der Israeliten publicirt. — Pari«: Graf Persigny nach Dieppe. Straferlasse. Legi timist,nfest. UnglückSsall. Prudhon. M. O'Connell -s. — — Brüssel: Krankheit des Königs. — Hoog: Schluß der Generalstaaten. — Turin: Vermischtes. — Smyrna: Zur Charakteristik der türkischen Zustände- Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Der Seplembermarkt. Schifffahrtsverkehr. — Chem nitz: Versammlung des Jngenieurvereins. Brückenzoll. Gutes Erntewetter. — Bautzen: Die Pfarrkirche zu Ralibor bestohlen. Berichtigung. — Pulsnitz: Be gnadigungen. — Riesa: Vermischtes. — Aus dem Erzgebirge: Erntebericht. — Borna: Sparkasse. Bericht über die 11. Generalversammlung drs Bereinö der Gustav Adolf-Stiftung zu Koburg. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten. TagcSgeschichte. Telegraphische Depeschen. 2Oie», Dienstag, 13. September, Abends*). AuS St. Petersburg eingetroffene Nachrichten melden, daß Kaiser Nikolaus die bekannten türkischen Modifikationen unbedingt abgelehnt hat. Tüien, Mittwoch, 14. September, Vormittags. Kaiser Nikolaus soll bei Ablehnung dec türkischen Modifikationen zugleich erklärt haben, baß Rußland rn Bezug, auf die Wiener Vergleichsvorschlage sich gleichwohl noch für ge bunden erachten und die Donaufürstenthümer räumen wolle, sobald die Pforte den Wiener Notenentwucf ohne Modi fikationen acceptire. *) Für unler gestriges Blatt zu spät eingetroffen und deshalb am 14. Morgens durch ein Ertradlatt veröffentlicht. D-Red. TLien, 13. September. Der Posten eines Armee- commandanlen, sowie Civil - und Militärgouverneurs in Galizien ist bekanntlich seit längerer Zeit unbesetzt geblieben. Wiederholt verlautete schon daS Gerücht, daß der zweite Bruder Sr. Majestät des Kaisers, Erzherzog Karl Ludwig (geboren den 30. Juli 1833, Oberst und Inhaber des Chevauxlegersregiments Nr. 2), für denselben ersehen sei, was, wie man aus guter Quelle vernimmt, nun wirklich in Erfüllung gegangen ist. Der bisherige Obersthofmeister Sr. kais. Hoheit, General Graf JablonowSky, wird wieder in den aktiven Stand der Armee eintrcten. — Zwar fehlen noch über die Act und Weise bei Auffindung der ungarischen Kroninsignien bestimmte Nachrichten, doch ist es mehr als wahrscheinlich, daß sie nicht blos dem Zufalle zu danken ist, sondern irgend ein Unrersuchungsact zu ihr geleitet hat. In der Tbat sollen die Behörden schon seit dem Mai im Allgemeinen von der Gegend in Kennlniß gewesen sein, wo die alterlhümlichcn Reliquien nun aufgefunden worden sind. Ihr künftiger Aufbewahrungsort dürfte wahrschein lich die k. k. Schatzkammer hier sein, und es ist bereits eine Hofcommission ernannt worden, um sie später auf dem Kciegsdampfer,,Erzherzog Albrecht" mit den gebührenden Ehren in Empfang zu nehmen. — Sicherm Vernehmen zufolge wird alsbald nach dem Schluffe des Olmützer Lagers eine bedeutende Reduktion unserer Armee statlsinden und so der Wille deS Monarchen in Vollzug gesetzt werden, die Finanzen so weit als thunlich zu entlasten und die Ausgaben und Einnahmen im Staatshaushalte allmälig ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Maßregel darf zugleich als eine Bürg schaft für die Aufrechkhallung des Friedens angesehen werden und jene Besorgnisse zerstreuen, die noch wegen des Aus ganges der russisch-türkischen Differenz hie und da herrschen. Bei uns ist zwar seit gestern daS Gerücht verbreitet, daß der Kaiser Nikolaus die vom Sultan modisicirten Wiener Conferenzvorschläge zurückgewiesen habe. (Vergl. oben die telegraphische Depesche.) Jedenfalls steht zu erwarten, daß eine weitere Nachgiebigkeit der Pforte und der Einfluß der vermittelnden Mächte die noch bestehenden Schwierigkeiten zu Gunsten eines friedlichen Abschlusses beseitigen werden. Unsere jüngsten Briefe aus Bukarest bestätigen diese Ansicht. Auch dort herrscht allgemein die Ueberzeugung einer güt lichen Beilegung des Zerwürfnisses und die Erwartung eines schon nahen Abzuges dec Russen. In der Thal ist der Marsch des dritten Armeecorps von der Moldau nach Bu karest bereits eingestellt und die Truppen wenden sich viel mehr gegen Jokschow. Die Jahresfeier der Krönung deS Kaisers Nikolaus ist auf glänzende Weise begangen worden und Fürst Gortschakoff bezeugte den bei diesem Anlasse desilirenden Truppen in ersichtlicher Weise seine Zufriedenheit. Äüten, 12. September. (W. Bl.) Wie heute mit Bestimmtheit versichert wird, trifft Se. Majestät der Kaiser Nikolaus Mittwoch am 21. d. M. im Lager zu Olmütz ein, wo Höchstderselbe den Truppenübungen bis zum 25. bei wohnen wird. Am 26. tritt Se. Majestät wieder die Rück reise nach Warschau an, auf welcher er von Sr. k. k. apost. Majestät daS Geleite bis über die Grenze deS Reiches er halten wird. Am 27. sind die Lagerübungen beendet, wor auf die Truppen wieder in ihre Garnisonen abrücken. — Der k. k Feldzeuqmeister und BanuS von Croatien, Frei herr v. Jellachich, ist gestern aus Agram hier angekommen. — Gestern war in hiesigen diplomatischen Kreisen große Bewegung bemerkbar. Es waren wichtige russische und türkische Depeschen eingetroffen. Erstere hatte der kaiserl. russische Oberst Herr Sziwitsch an Herrn v. Meyendorff überbracht und ist heute wieder in das kaiserl. russische Hauptquartier der Donaufürstenthümer abgereist. Der königl. englische Gesandte Lord Westmoreland hatte noch Sonnabend Nachts eine Depesche aus dem Bureau des Herrn Mini sters der auswärtigen Angelegenheit, Grafen Buol-Schauen- stein, erkalten, die mit Depesche von ViScount de Redcliffe aus Konstantinopel Abends hier eingetroffen war. Heute Mittags kielten der kaiserl. französische Gesandte Graf Bourqueney und der königl. englische Gesandte Lord West moreland eine längere Conferenz. — Die ,,Wiener Zeitung" veröffentlicht das kaiserliche Patent vom 6. September 1853, wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, womit die direkten Steuern für das Verwaltungsjahr 1854, und zwar in gleicher Höhe wie sie für 1853 erhoben wurden, ausgeschrieben werden. Weiter meldet dieselbe Zeitung: Se. k. k. apostolische Majestät haben mit allerhöchster Entschließung vom 27. Apiil l. I. zu genehmigen geruht, daß der Zollausschluß des Freihafens von Triest eingeschränkt, der bisher vom Zollgebiete aus geschlossene Theil Istriens, dann die quarnerischen Inseln Veglia, Cherso und Lussin in den allgemeinen österreichischen Zollverband einbezogen und in diesen Gebietsrheilen die in Acht Tage in Cincinnati. Von vr. FNoritz Dusch. (Bergt. Nr. 213.) II. Den 31. Oktober. Wer da Zweifel heg«, ob die Welt auS Nichts geschaffen wurde, der gehe hin, sehr sich, wie ich heuie geihan, die Stern warte von Cincinnati an, lasse sich ihre Geschichte erzählen und sage: pster peccsvi. Sie ist ihrem Ursprünge nach ein voll- ständigcs Wunder, in ihrem Bestehen ein ruhmvolles Monument der Kühnheit und Unermüdlichkeit ihres Begründers nnv in ihrer Ausstattung ein lauter Protest gegen die Ansicht, daß die Amerikaner Verächter von Kunst und Wissenschaft seien. Professor Mitchel, in dessen Kopfe der Plan dazu entsprang, ist einer von den Typen deS UankeelhumS, an denen man <S achten lernt. Zäh wie Gummi, unwiderstehlich wie ein Bohrer, in allen Sätteln gerecht, drängen, winden und pressen diese Charaktere sich durch jevwedeS Hinrerniß hindurch und dem Ziele zu, scheine eS auch unerreichbar. Immer voll großartiger Pläne erkenn» ihr eiserner Wille keine Unüberwindlichkeit an und nie verlegen baut ihre Klugheit sich Brücken selbst über Unmöglichkeiten. Von armen Eltern stammend und früh verwaist, sah Mitchel sich im zwölften Jahre gezwungen, al« Ladendiener in rin Kram geschäft zu Lenia zu treten, eine Stellung, die seinen aufstrebenden Geist nicht hinderte, fleißig Griechisch und Latein zu treiben. Fünfzehn Jahre al», bewarb er sich um eine Freistelle in der Kriegsschule zu Westpotn», und al« er diese durch Verwendung Feuilleton. von Gönnern erlangt, wanderte der Knabe durch eine Wildniß von 700 Meilen auS Süd-Ohio an den Hudson, traf mit einem Ranzen auf dem Rücken und 25 Cent baaren Geldes in der Tasche in Westpomt ein und widmete sich nun dem Studium mit solchem Eifer, daß er nach Verlauf von vier Jahren bereits zum Professor reif war. Ties war 1829. Zwei Jahre später leitete er die Vermessung von zwei pennsylvanischen Eisenbahnen und 1832 sah man ihn als Advokaten am Gerichtshöfe von St. Augustine in Florida playbiren. Dieses Geschäft setzte er später in Cincinnati fort, bis er endlich durch einen Ruf als Lehrer der Mathematik und Astronomie am Cincinnati - College einen Wirkungskreis erhielt, in welchem er seiner Mission näher gerückt war. In dieser Stellung entstand und reifte in ihm der Plan zur Gründung eines Observatoriums. DaS war allem Anscheine nach ein so tolleS Unternehmen, als je ein- im Gehirn eines Schwärmer« gesproßt. Weder ein Platz noch Geld zur Er richtung einer derartigen Anstalt waren vorhanden. Das Inter esse am fernen Sternenhimmel war unter Leuten, die bisher nur für daS Allernächste Sinn gehabt, erst zu wecken, und fast dreißig tausend Dollars waren allein für daS Gebäude und die er forderlichen Instrumente nöthig. DaS waren üble Aussichten; aber Mitchel hatte daS Auge, welche- durch alle Schwierigkeiten hindurchsieht. Er machte seine Berechnung, griff da- Werk an und — Hut ab vor Meister und Bauleuten! — nach vier Jahirn schon stand eS da, so stolz und vollkommen wie eS in der Idee seines Urbebers vorgebildet gewesen, di« einzige Sternwarte auf der Welt, die vom Volk», von den Massen errichtet worden. DaS Erste, woran Mitchel zu denken hatte, war die Gründung einer Gesellschaft für seinen Zweck. Diese kam 1842 zu Stande, und seltsam — sie zählte unter ihren Mitgliedern mehr als achtzig Proceni Handwerker und Kaufleute. Das Nächste war ein geeignetes Stück Grund und Boden für daS Gebäude. Man wendete sich an Lougworih, den reichen Landeigenihümer, und er bewilligte einen Strich von vier Acres, ohne irgend welche Zahlung dafür zu beanspruchen. Ein anderes Haupierforderniß waren Instrumente, und um diese wurde ungesäumt an das Frauenhofer'sche Institut geschrieben und ein Contraci wegen Lieferung eines großen TelrSkvpS abgeschlossen, dessen Kosten sich auf nicht weniger als 9500 Dollars beliefen. Als am 9. Nov. 1843 der Grundstein zum Gebäude gelegt wurde, war von dieser Summe noch kein Drittel eingezahlt, und da dieselbe bei Voll endung deS Instruments, welche für den Juni 1844 erwartet wurve, vollständig abgeführt werden mußte, so war die wichtigste Sorge zuvörderst die Einsammlung der bisher bloS auf dem Papier befindlichen Beiträge. Diesem Geschäfte unterzog sich Mitchel selbst, und obwohl daS Jahr für Handel und Wandel ein ungünstiges war und er infolge dessen mancher Weigerung und mancher Vertröstung auf später begegnete, sah er sich nach Ver lauf von vierzig Tagen doch im Stande, 3500 Dollars an ein- casfirten Geldern in die Hände deS Schatzmeister« der Gesellschaft zu legen. UrberdieS aber halte er fernere 2000 Dollar« in Wechseln, zahlbar „in trrrcie", d. h. in Zimmermann--, Tischler-, Maurer-, Glaser- und Ziegeldeckerarbeit, in Stiefeln und Schuhen, in Material-, Schnitt- und Eisenwaaren, in Oel, Sp-ck, Mehl, kurz — hier zu Lande ein sehr gewöhnliches Verfahren — in allerlei Handelsartikeln und Leistungen, erhalten. Allein noch