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508 I» Frankreich ist die Geldnoth bei Weitem nicht so schlimm aufgetreten, wie in England. Da-'kommt nicht etwa von den bessern FinatMständen diese- Lande- Her, sondern davon, daß in diesem Lande de- Börsen schwindel- vor Jahren bereit- ein ähnlicher Sturm ge- vsüthet, der die Luft von den bösen Dünsten der Ueber- listung und des Betrugs etwa- gereinigt hat. Hoffentlich wird in Deutschland nach einigen Monaten di« Geld- und Geschäftsnoth vorübergehen. Jetzt hilft Nichts, al« Vorsicht, Geduld und Ergebung. Die größern Fabrikberren, welchen noch Mittel zu Gebote stehen, sollten ihre Arbeiter ruhig sortbeschästigen. Nach dem Niederliegen der Geschäfte folgt ohne Zweifel ein neuer Aufschwung derselben, und dann hat Derjenige am vortheilhaftesten gerechnet, welcher jetzt Maaren billig Herstellen läßt, die er vielleicht schon nach einem Vierteljahre hoch verkauft. Rur Muth, und nicht gleich den Kopf verloren! IL Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den l6. Decbr. Man klagt gewöhnlich bei den Rrcrntirungen über Ausbrüche von Rohheit bei Denen, welche so glücklich waren, für untüchtig zum Solvatenstand befunden zu werden. DieS Mal scheint sich, bei unS wenigstens, mit Aus nahme eines Straßenlärmes beim Abzüge Einzelner aus der Stadt, die sonst übersprudelnde Freude in mäßigen Grenzen bewegt zu haben. Dies ist nur zu loben, denn so sehr wir den jungen Leuten ihre Freude gönnen, so kann dieselbe häufig zum großen Nachtheil auSschlagen. In Dresden saßen mehrere junge Leute in einer Weinstube und freuten sich ihrer glücklichen Befreiung vom Militärdienste. Dagegen kann Niemand Etwas haben, so lange sie Maß und Ziel halten. Allein Einer von ihnen, im Uebermaße seines Glückes, bot einem Andern eine Wette an, nämlich 2 Flaschen Wein, in einen Krug gegossen, auf einen Zug auszu trinken, ehe der Andere eine Pfennigsemmel verzehrt haben würbe. Wie gesagt, so gethan! Welchen Nach- theil aber die Ausführung der Welle für die Gesundheit des Betreffenden gehabt haben mag, darüber hat noch Nichts weiter verlautet. Dippoldiswalde. Nach den Mittheilungen des statistischen Bureau's deS Ministeriums des Innern sind in sämmllichen 95 Sparkassen deS Königreichs im Jahre 1856 4Z84253 8 8 Je eingelegt, 3Z84008^G11M 9 Je znrückgezahlt worden, 11M43V0 A 18M 6 Je Gesammlvermög d.Lassen u. 11Z08927^ 9-M 6J, Guthaben d. Einlegerverblieb. Mit Recht bemerken die Mitlheilungen, baß nach diesen Resultaten die Gesammlheit der Sparkassen hier zu Lande bereits ein Geldinstitut repräsentiren, dem sich an Wichtigkeit kaum ein zweites an die Seite zu stellen vermag. Dippoldiswalde, den 19. Decbr. Der diesmalige Landtag wird auch mit dem sächsischen Postwesen zu thun bekommen, indem ihm ein neue- Postgesetz zur Berathung vorgelegt worden ist. Manche von den betreffenden Bestimmungen stammen noch aus dem vorigen Jahrhunderte her, und darum ist eS hohe Zeit, daß sie, den jetzt ganz anders gestalteten Ver- kehrSverhältniffen angemessen, abgeändert werden. So beabsichtigt man u. A. den bisherigen Postzwang für Packete ganz aufzuheben, da man eingesehen zu haben scheint, daß die Post mit der Packet- und auch Per sonenbeförderung Nicht- mehr verdient. ES wäre deshalb auch erklärlich, wenn man nach und Nach dahin gelangte, die Fahrposten aufzuheben und die regelmäßige Verbindung Privatleuten zu überlassen, wobei, wenn Concurrenz einträte, das reisende Publi kum nur gewinnen könnte. Vor der Hand sollen Solche, welche regelmäßige Transporte unternehmen, verpflichtet sein, auf Verlangen der Post Briefbeutel, Zeitungen rc. unentgeldlich mitzunehmen, dagegen etwaige Postbegleitung gegen Entrichtung der Fahr gebühr. — Den 20. Dec. soll in Dresden eine Zusammen kunft von Theater-Directoren aus ganz Deutschland abgehalten werden, um den steigenden Gage-Forderungen der Schauspieler und Sänger entgegenzutreten. Da ist unser Tichatscheck in Dresden noch vor Thorschluß gutweggekommen. Derselbe ist, wie wir lesen, wiederum auf 4 Jahre engagirt und erhält jährlich für 9 Monate — die übrigen 3 Monate ist er auf Urlaub -- 5000 Thlr. Gage, 300 Thlr. für Garderobengelder, 10 Thlr. Spielhonorar und außerdem fürKirchengesang 600 Thlr. DaS weitere Crempel mögen die freund lichen Leser selbst machen! — Felßner, der weltbekannte Dresdner Muster- wirth, ging beim Verkaufe seiner Restauration in Neustadt-Dreöden die Bedingung ein, — so ging we nigstens die Sage, — im Umkreise von. mehreren Stunden nm Dresden kein neues Etablissement zu gründen. Jetzt hat derselbe, wie man hört, in Dresden eins der größten Häuser am Altmarkt (Gleisberg) für 50,000 Thlr. gekauft, um dasselbe zu einer Restauration umzuwandeln, die alle übrigen in Schatten stellen soll. Dippoldiswalde, den 20. Dec. Die seit längerer Zeit, Gott sei Dank, bei unS herrschende Tag- und Nachtruhe ist in vergangener Woche auf eine eigen- thümliche Weise gestört worden. Der Besitzer der hiesigen Oel- und Mahlmühle, Herr Schm., hatte schon seit einiger Zeit eine gewisse Abnahme an seinem Oelvorrathe bemerkt, und darum seinen Mühlburschen F. aus Ulberndorf beauftragt, auf den Grund dieser Abnahme ein genaues Augenmerk zu richten. Am II. d. MtS., in der 2. Morgenstunde, erwacht nun F. von einem Geräusch an der Mühle und bemerkt bei weiterer Untersuchung, daß der Oelschläger Sch. von innen herau- dem vor dem Fenster draußen stehen den Zimmermann I. von hier ein Gesäß mit Oel gefüllt zureicht. F. macht Lärm; unterdessen entflieht I., wird jedoch in der Nähe deS Kirchhofs von dem nacheilenben F. eingeholt, angehalten und, freilich erst nach hartem Kampfe, bei welchem F. von dem stär keren I. zu Boden geworfen und am Halse gewürgt worden sein soll, unter Beistand des auch in der Mühle gewesenen und zur Hülfe herbeigekommenen Zeugarbeiters D. gebändigt und dem Arme der Ge- rechiigkeit übergeben. DaS gestohlene Quantum Oel, welches der Dieb bis in die Nähe der Töpfergasse mit fortgeschleppt hatte, soll gegen 15 Kannen betragen. Wenn eS gelänge, alle Diebe bei ihren Schandthaten so zu erwischen, wie den I., so gäbe eS weniger Diebstähle, und wir könnten ruhiger schlafen. Schmiedeberg, den 16. Dec. Heute Nachmittag, kurz vor 5 Uhr, bei schon eingetretener Dämmerung, wurde die verwittwete Hänsel, z. Z. hier, in der Nähe der Frischhütte von einem ihr im Trabe entgegen