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einer Sternwarte zu Leipzig; 26,600 Thlr. zur Er, bauung eines GarnisonShoSpitalö in Leipzig; 30,000 Thlr. zum Ankauf eines Gebäudes in Dresden für das Mililitärmagazin; 300,000 Thlr. zur Erbauung eines neuen Gebäudes für die Porzellanmanufactur in Meißen; 300,000 Thlr. zur Ausführung einer Zweigeisenbahn von Schlema nach Schneeberg, sowie zur Korrektion der zwischen Schwarzenberg und Böh men bestehenden Chausseeverbindungen; 57,000 Thlr. zu Herstellungen in und an den älter» Zwingerge- bäuden; 310,667 Thlr. zur Deckung ver Entschädi gungen wegen der Jagdrechte. — Nach einem soeben vom PredigtamtScandidaten- Verein in Dresden herauSgegcbenen Verzeichniß der theologischen Kandidaten deS Königreichs Sach sen belief sich die Zahl der Candidäten, welche zu Neujahr 1851 567 betrug, Michaelis 1857 nur noch auf 404. Von 1851 blS 1857 sind 36 gestorben, 217, incl. 15 fürs Ausland, sind orbinirt worden und 101 haben die Kandidatur erlangt. In öffent lichen Stellungen befinden sich 215 Kandidaten, 84 sind Hauslehrer, 12 haben Sammelschulen, 70 sonstige Privatstellen und einer ist MissionScandidat. Dresden, 23. Nov. Eine ebenso hübsche als wahre Anekdote macht jetzt die Runde durch unsere Stadt- Ein Leipziger Rauchhändler hat kürzlich anonym (da es dem Manne nicht um Dank und Lob zu thun war) unmittelbar einen kostbaren HauSpelz, blos mit den einfachen Worten: „Dem besten König den besten Pelz," Sr. Maj. dem König übersendet. So lief derselbe auch sein Gehcimniß verhüllte, ist es dem hohen Schenknehmer doch gelungen, dasselbe zu ent hüllen. Er hat dieses so herzlich gegebene Geschenk recht herzlich ausgenommen und ehrt cS durch den Gebrauch. Aus Mainz bringen die neuesten Blätter viel fältige Einzelheiten über die gräßliche Katastrophe vom 18. Nov. Die Zahl der ganz zerstörten Häuser beträgt 57, die der theilweise zerstörten, an denen mei stens die Dächer zerschmettert sind, 64. Außerdem ist kein HauS in der Stadt unbeschädigt davon gekommen. Die StephanSkirche ist vollständig Ruine; die schönen gemalten Fenster im Dom und in der QuintinSkirche sind ebenfalls zertrümmert. Als tobt sind bis zum 20. Nov. angemcldet: 17 Personen vom Civil und II vom preußischen Militär; die Zahl der Verwundeten von der preußischen Garnison beläuft sich auf 80 bis 90, von denen viele schwerlich mit dem Leben davon kommen werden. Die Zahl der Verwundeten bürger lichen Standes wird sich wohl auf Hunderte belaufen. Ueber die Verluste des österreichischen Militärs hatte man noch nichts Zuverlässiges in Erfahrung bringen können. — Der Soldat, welcher neben dem aufge flogenen Pulverthurm Wache stand, wurde zwar von dem Luftdruck zu Boden geschlendert, aber wunderbarer weise sonst gar nicht verletzt. Die Mannschaft im Wachhause, 14 Mann Preußen, wurde hingegen sämmtlich getödtet oder schwer verwundet. Auch einige Echildwachen in der Nähe deS aufgeflogenen ThurmeS wurden förmlich m Stücke zerrissen. Der Rumpf eines preußischen Soldaten lag am 20. Nachmittags noch im Wallgraben. Unfern der Erplosionöstätte erercirlen gerade preußische Recruten, von denen nur wenige ganz unverletzt davon kamen. Bedeutend haben auch die vier Compapnien österreichischer Infanterie gelitten, welche in der benachbarten rothen Kaserne liegen. Herabfallende Steine und Balken, sowie einschlagende Bomben tödteten einige und verwundeten mehrere Soldaten. Eine Bombe, welche durch das Fenster eindrang, riß einen Soldaten mitten durch, schlug einem andern den Arm ab und verletzte noch einen dritten. Die Lazarethe sind mit Schwerverwundeten überfüllt, von denen manche gräßlich verstümmelt sein sollen. — Ein Bauer fuhr mit einigen Fässern neuen Weins aus dem alten Münsterthore; der Wagen wurde mit den Fässern, die sehr beschädigt waren, aufgefunden, und von einem Pferde der Kopf, der übrige Theil des Pferdes, sowie daS zweite Pferd und der Bauer selbst sind bis jetzt noch nicht aufgefunden. Die Gas einrichtung ist noch nicht in Gebrauch zu setzen; cs hat die Erderschütterung einen großen Theil der Röhren unbrauchbar gemacht. DaS österreichische und preußi- sche Militär arbeitet Tag und Nacht, um einigermaßen Ordnung in den Knäuel dieser grenzenlosen Zerstörung hineinzubringen. Es sollen bedeutend mehr Personen umgekommen sein, als man anfangs glaubte. — Eine der wunderbarsten LebenSrelrungen war die des Examinators, dessen HauS am Ausgange der Gauthorbrücke kaum 50 Schritte von dem erplodirten Thurme gelegen ist. Während sein Haus und die ganze Umgebung zerschmettert und die vor dem Hause stehende Schildwache getödtet wurde, kam seine aus vier Personen bestehende Familie mit geringen Ver letzungen davon. Einer der Gesimssteine deS Pulver thurms, gewiß 15 Ctr. schwer, wurde auf daS HauS des GutSbesitzersHensey auf dem Ballplatze geschleudert, brach durch das Dach und zwei Stockwerke und fiel auf das Bett eines preußischen Hauptmannes, ohne Jemand zu beschädigen. Ein anderer schwerer Stein stürzte in das Brauhaus Zur Sonne in der Betzels- gasse; ebenso fielen Steine von ungeheuerm Gewicht in die Druckerei der Schott'schen Musikhandlung im Weihergarten, zerstörten dieselbe und richteten einen Schaden von mehren Tausend Gulden an. Einem Schlossergesellen wurde bei dieser Gelegenheit das Leben dadurch erhalten, daß er eben den Schraubstock auf einen Augenblick verlassen hatte; einen Moment später wurde der Schraubstock durch einen schweren Stein zersplittert. Im neuen Kästrich wurde die der Explosion zunächstgelegeneKupferberg'schekhampagner- fabrik stark beschädigt; das HauS deS Kaufmanns Heck ist in den Grundmauern erschüttert und wird einer Totalreparatur bedürfen, die nicht unter 10,000 Fl. kosten kann. Die durch ihre schöne Bauart so interessanten Gebäude deS Hrn. Henkell sind stark be schädigt und daS Dach der Champagnersabrik ist ver nichtet. In das Haus des Branddirectors, Hrn. Weiser, schlug ein schwerer Stein ein, flog durch das Wohnzimmer, ohne die darin befindlichen Personen zu verletzen, drang durch die entgegengesetzte Wand wieder hinaus und schlug im Garten noch ein tiefes Loch in die Erde. In dem demolirten Brauhause zum Donnersberg zertrümmerte ein Stein die Wohnung des Oberlieutenants Engel so total, daß man buch stäblich sagen könnte, sie existier nicht mehr; Decke, Fußboden und Wände waren entzwei. Der Bewohner war zufällig abwesend, wie auch der in demselben Hause wohnende Lieutenant Blum, dessen Zimmer ebenfalls demolirt wurden, wenn auch in geringerem Maße. Der Premierlieutenant Greyer, der ein De tachement preußischer Artillerie ganz in der Nähe der Explosion exercirte, blieb wie durch ein Wunder ver schont, während drei seiner Leute getödtet wurden.