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M 94. Weißeritz-Zeitung Dienstag. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. IV Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 1. December 1857. Inserate werden mlt 8 Pfg. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. 'Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dresden, 27. November. Der dem Landtag vorgelegte, dieGehaltsverhältnisseberLehrer betr. Gesetzentwurf bestimmt u. A. Folgendes: DaS zu Geldwerth angeschlagene Gesammt-Einkommen eines ständigen Lehrers darf nicht unter 150 Thlr. jährlich betragen. Die Anzahl der von ihm zu unterrichtenden Kinder ist hierbei ohne Einfluß. Die freie Wohnung und das da, wo freie Wohnung nicht beschafft werden kann,.nach den örtlichen Verhältnissen zu bemessende Aequivalent an Geld ist in dieses Einkommen nicht einzurechnen, das Einkommen von einem Kirchendienste aber nur so weit, als es die Summe von 60 Thalern übersteigt. Auf dem Lande und wo es sonst ausführ bar, ist darauf hinzuwirken, daß für das.Schullehn ein, den Hausbedarf deS Lehrers und seiner Familie an Felderzeugnissen sich deckendes Stück Landes eigen- thümlich erworben werde. Der sichere jährliche Netto- Ertrag davon, welcher auf Korn reducirt und nach 3 Thlr. für einen Scheffel Korn festgcstelll wird, ist in bas Einkommen der Stelle mit einzurechnen. Da, wo die Dotirung des Schullehens mit Feld nicht aus führbar ist, Hal die Schulgemeinde dem jedesmaligen Lehrer zu dem Preise von 12 Scheffeln Korn alljähr lich so viel zuzuschießen, alö der Preis dieses Getreides den Betrag von 3 Thlr. für einen Scheffel übersteigt. Einem Hilfslehrer ist, außer freier Wohnung, Heizung und Kost, oder einem diesfallsigen von der Behörde genehmigten Aequivalente, wenigstens ein baarer Ge halt von 40 Thalern auszusetzen. Das Einkommen ständiger Lehrer, welche mehr als 50 Kinder zu unter richten haben, ist durch Zulagen, welche die Schulge meinde zu gewähren hat, folgendermaßen zu erhöhen; nach einer vom 25. Lebensjahre des Lehrers an zu rechnenden Dienstzeit von 5 Jahren bis auf 180 Thlr., von 10 Jahren bis auf 210 Thlr., von 15 Jahren bis auf 240 Thlr., von 20 Jahren bis auf 270 Thlr. Der Gehalt ständiger Lehrer an Schulen von 50 und weniger Kindern ist in den angegebenen vier Stadien ihrer Dienstzeit auf 160 Thlr., 170 Thlr., 180 Thlr., und 200 Thlr. zu erhöhen. Bei vorhandenem Un vermögen der betr. Schulgemeinden und beim Mangel anderer Mittel sind zur Aushilfe aus Staatskassen Zuschüsse zu gewähren. Aus der Freiberger Bergamtsrefier, 19. Nov. Unsere Eisen dahnfrage, bei der baS Berg- und Hüttenwesen, sowie die Stadt Freiberg, so lebhaft inleressirt sind, ist sichern Nachrichten zu Folge in ein neues und höchst erwünschtes Stadium getreten: der Ministerrath hat unter dem Vorsitz des Königs be schlossen, den Bau der Eisenbahn von Tharand bis Freiberg auf die Staatskasse zu übernehmen; der Bauanschlag ist auf 3*/r Mill. Thlr. gemacht. Heute findet mit dem Oberbergamt und den betreffenden Grubenvorständen in Freiberg eine Berathung bezüglich einiger Fragen statt, die noch einer definitiven Beant wortung bedürfen; es wird dieselbe voraussichtlich in ebenso rascher als mehrfach maßgebender Weise erfol gen. — Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß baS diesjährige Ausbringen der hiesigen Gruben in Folge der jüngsten Erzlieferungen die Summe von 1,253,269 Thlrn. erreicht hat. Aus Zwickau vom 24. Novbr. wird über einen Mordversuch berichtet: Heute in den frühen Mor genstunden schlug der zur Zeit in Pölbitz (',2 Stunde von hier) zur Miethe wohnende Kohlenarbeiter Franz August Heckel aus Dorfstadt seine Ehefrau, während diese noch schlief, mit einer Art dermaßen auf den Kopf, daß dieselbe längere Zeit betäubt lag. Glück licherweise ist die Verletzung nicht lebensgefährlich. Heckel war darauf fortgegangen und in etwas be trunkenem Zustande auf das Kohlenwerk — wo er bisher beschäftigt war — gekommen und ist hier in Folge seiner Erzählung, daß er seine Fran erschlagen habe, festgenommen und an das Königl. Gerichtsamt abgeliefert worden. Eifersucht und daraus entstandener häuslicher Unfriede scheinen die Motive zur Thal gewesen zu sein. Berlin, 25. November. Der Prinz von Preußen bat Befehl ertheilt, daß die Behörden die veranstalteten Sammlungen zum Besten der Opfer der Mainzer Katastrophe in geeigneter Weise fördern; Se. K. H. hat selbst 10,000 Thlr. für diesen Zweck angewiesen. — Der in Brieg verstorbene Oberamtmann Schlockwerder Halden schlesischen Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung zum Erben fast seines ganzen Vermögens testamentarisch eingesetzt. Dasselbe beträgt 30,000 Thlr. Neuß-Schleiz-Lobenstein. Gera, 24. Novbr. Heute Mittag halb 1 Uhr stand plötzlich der ganze Pichhof in Hellen Flammen. Angeblich haben Arbeiter, welche den Theer sotten, in der Mittagsstunde den angeheizten Kessel verlassen, die inS Sieden gekommene Masse ist übergeschossen und hat in unglaublicher Schnelligkeit einige lausend Centner dort liegendes Pech und Harz in Brand gesteckt. Die flammende, kochende Masse wälzte sich einem Lavastr"ine gleich nach der Stadt zu, und nur ein günstig wehender Südwestwind, welcher Gluth und Oualm von dec Stadt ablrieb, und eine dem Strome tapfer Widerstand leistende Gartenmauer machte es den requirirten und schnell herbeieilenden Sektionen von Eisenbahnarbeilem