Volltext Seite (XML)
auf Den einen Grund des Heils, auf Jesum Christum, hingewiesen und mit Gotteskraft Pie Mächte bekämpft, die wider den heiliaenMrist sind. Diese Einigkeit im Geiste durch daS Bach deS Friedens, welche feind ist aller hochmütigen Absonderung und lieblosen Ver- ketzerungSsucht, wenn sie die Herzen aller Protestanten bewegte, dann hätten wir das beste Denkmal für den 31. October. Sie ist aber vor der Hand nur ein frommer Wunsch! — Dippoldiswalde. Wir hatten vorgestern, am 31. Oct., abermals Gelegenheit, ein Concert vom Häni- chener Musikchor in Oberhäselich zu hören. Zuvörderst müssen wir dankbar anerkennen, daß die jüngst in diesem Blatte ausgesprochene Bitte um größere Be rücksichtigung der alten klassischen Musik bei Feststellung deS Programms nicht unerfüllt geblieben war. Wir hörten recht gut vorgetragen die Jubelouverture von Weber, die Ouvertüre zu „Fidelio" von Beethoven, das erste Finale aus „Don Juan" von Mozart, die Ouvertüre zur „Diebischen Elster" von Rossini und eine Polonaise für Flöte, vorgetragen von unserm Landsmann, Hrn. Anders, der dadurch seine Tüchtig keit auf's Neue bewährte. Vermißt hätten wir nicht daS neue Potpourri „Der Opergucker" von Diethe, was viel Geschrei, aber wenig Wolle enthielt; eben so würden wir den Sturmgalopp von Müller seines SpectakelS wegen lieber im Freien, als im Saale gehört haben. — Wenn in dem Bericht über daS vorletzte Concert die Leistungen der Messingbläser mit Recht hervorgehoben wurden, so wollte es uns dies Mal Vorkommen, als sei der trübe Himmel bis weilen nicht ohne Einfluß auf die Reinheit deS ToneS und auf die Sicherheit deS Ansatzes der genannten Instrumente geblieben. Doch ist dies gewiß nur eine zufällige und vorübergehende Erscheinung und wir freuen uns, auch mit den diesmaligen Leistungen deS Chores im Ganzen recht zufrieden sein zu können. Möge dasselbe in seinem löblichen Streben, nur Gutes mit tüchtigem Zusammenspiel dem Publikum vorzu führen, mit glücklichem Erfolge weiterschreiten. Möge aber auch von Seiten der Zuhörer dieses Streben durch gebührende Aufmerksamkeit während deS ConcertS anerkannt werden; kenn Nichts ist lästiger und störender für die Musiker sowohl, wie für Die, welche ruhig zu hören wollen, alö ein fortwährendes lautes Unter halten. Frankfurt a. M., 30. Oct. Die Anrufung der BundeShülfe in der schleswig-holsteinischen Sache beschäftigt insofern sehr lebhaft die politischen Gemüther, als man Vermuthungen darüber anstellt, zu welchen Mitteln der Bund wohl greifen werde, um dem gekränkten Recht Abhülfe zu verschaffen. Die Ansichren gehen in unterrichteten wie in nichtinspirirten Kreisen gleich weit aus einander. Vielleicht dürfte die folgende Conjectur die wahrscheinlichste sein, weil sie auch in sonst gut orientirten Kreisen gebilligt zu werden scheint. Der Bund wird nämlich eine katego rische Frist bestimmen, in deren Verlauf die Beschwerden der Herzoglhümer beseitigt sein müssen; würde eine befriedigende Lösung nicht erfolgen, so wird der Bund in irgend eine Stadt, etwa Altona, eine Erecution schicken. Diese würde wahrscheinlich aus Hannovera nern bestehen, jedoch kaum mehr als ein Regiment stark sein. Die Erecution wird so lange in Function bleiben, bis dann auf diplomatischem Wege dieOrdnung der Sache erfolgt und die deutsche Ehre gerettet sein wird. Potsdam, 29. Oct. Heute Mittag nach s2 Uhr hat der König zum ersten Male wtcher sein Schlaf» zimmer verlassen und ist am Arme dwKönigin einige Zeit äuf der obersten Terrasse Von Sanssouci spazieren gegangen. Der warme Sonnenschein des schönen Herbsttages schien belebend und erfrischend auf den König zu wirken. Nachdem Beide einige Minuten allein auf- und niedergegangen waren; erschien auch die Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwe rin mit sichtbarer Freude über die Erscheinung ihres königlichen Bruders im Freien, worauf der König und die Königin und die Großherzogin in das Schloß zu rückgingen. Bald nachher kam auch der Prinz von Preußen .von den in Berlin entgegengenommenen Vorträgen zurück und erfuhr die so erfreuliche Nachricht. Von der ungarischen Grenze, 25. Oct. Deut sche Arbeiter! so tönt eS als wahrer Hülferuf wie jüngst aus Polen so jetzt aus Angarn. Menschen hände sind in der Thal Vas dringendste Bedürfniß Ungarns. WaS nützt der fruchtbare Boden, waS nützen die neuen Befreiungen und Erleichterungen deS Verkehrs, wenn aus Mangel au Arbeitskräften Hunderte von Quadratmeilen wüst liegen oder höchstens nach Nomadenart benutzt werden! Die großen Grundbesitzer sind in einer wahrhaft desperaten Lage; und welche ungeheure Gütercomplere gibt es gerade in Ungarn. Die jetzt freien Bauern sind zu stolz, bei den ehema ligen Grundherren für Tagelohn zu arbeiten, und die wenigen mobilen Arbeitskräfte deS Landes werden durch die vielen Eisenbahnbauten absorbirt. Coloni sation durch Parcellirung der Latifundien und durch Verpachtung oder Verkauf der Parcellen ist ein LebenS- bedürfniß Ungarns. Aber die Colonisten kommen eben nicht. ES ist eine alte Klage und Frage, warum die deutschen Auswanderer anstatt über den Ocean nicht lieber in das durch die Donau mit der Heimath ver- bundene Ungarn ziehen. Aber die ebenso alte Antwort ist eben die Thatsache, daß eS nicht geschehen ist und nicht geschieht. Es wirken verschiedene Ursachen. DaS politische Motiv möchte man nicht sehr hoch anschlagen, weil denn doch aus deutschen Ländern sehr viele Fami lien auSwandern, denen eS gleichgültig wäre, ob sie in einer Republik oder in einer absoluten Monarchie ihr gesichertes Auskommen fänden. Auch der nationale Hochmuth der Ungarn, die vornehm auf die Deutschen herabsehen und sie mit spöttischer Betonung mit dem Gesammtnamen „Schwab" bezeichnen, dürfte nicht als auf weite Kreise wirkend erachtet werben, da die Deutschen im Allgemeinen eö ja bekanntlich leiderckieben, sich fremden Nationalitäten zu assimiliren, wie man denn auch unter den in Ungarn ansässigen Deutschen nur Wenige finden würbe, welche es nicht geradezu als eine Beleidigung aufnehmen, wenn man ihnen sagte, baß sie Deutsche sind. Mächtiger wirken schon kirchliche Antipathien und Befürchtungen, und werden die ColonisirungSplane unserer Regierung durch daS Concordat gewiß größtentheils vereitelt werden. Man wünscht deutsche Einwanderung und muß sie wünschen, könnte sie aber nach dem Stande der Dinge haupt sächlich nur aus protestantischen Ländern erwarten. Daß aber protestantische Familien nicht geneigt sein können, in einen Staat überzusiedeln, wo die herr schende Kirche ihre Herrschaft in eine alle gegentei ligen religiösen Gefühle so tief kränkende Art quSübt, wie eS oft bei uns geschieht, das ist wahrlich nicht zu verwundern. Noch abschreckender aber wirkt die